#Interview
WeAre – dabei sein ohne dabei zu sein? Diese Bochumer wissen wie’s geht!
Ein Produkt vor Fertigstellung in 3D erleben? Weltweit und ortsunabhängig an Team-Meetings teilnehmen? Virtuelle 3D-CAD-Prototypen gemeinsam mit Produktentwicklern ausfeilen? Eine VR-Brille kann vielseitig eingesetzt werden. Das Bochumer Startup WeAre, das auch ein Standbein in Berlin hat, baut sein Produkt auf diesen drei Säulen. David Frühauf erzählt im Interview mit deutsche-startups.de, wie die Idee entstanden ist, worauf es bei der Gründung ankommt und welche Rolle das Ruhrgebiet für Startups spielt.
Wie ist die Idee der VR-Konferenz entstanden?
Wir sind ja aus dem Innogy Innovation Hub also der Startup-Einheit des Innogy-Konzerns hervorgegangen. Hier ging es darum, Wachstumsfelder zu identifizieren und zu überlegen, wie man vor dem Hintergrund der Digitalisierung nützliche Geschäftsmodelle entwickelt. Virtual Reality ist seit Einführung der Oculus VR-Brille im Jahre 2012 endgültig den Kinderschuhen entwachsen. Die Technologie hat zwar noch nicht die breite Masse erobert, im B2B-Kontext wird Virtual Reality aber bereits seit Längerem eingesetzt. Mit unserer VR-Kollaborationslösung wollen wir Menschen dazu befähigen, Grenzen zu überwinden und über große Entfernungen hinweg zusammenzuarbeiten.
Wie viele seid ihr im Kernteam?
Aktuell beschäftigen wir 15 festangestellte Mitarbeiter. Die beiden Gründer Maximilian Noelle und Marvin Tekautschitz haben das Unternehmen gemeinsam gegründet und erstmal die Softwareentwicklung aufgebaut. Weitere Kernbereiche sind für uns Vertrieb, Business Development sowie das Marketing.
Kannst du dich an die ersten Hürden in der Planungsphase erinnern?
Ich selbst bin erst seit März 2018 im Unternehmen. Was davor passierte, weiß ich nur aus Erzählungen. Für mich persönlich ist es interessant zu beobachten, wie unterschiedlich sich die einzelnen Phasen der Unternehmensentwicklung gestalten. Die Ideenphase unterscheidet sich beispielsweise fundamental von der Markterschließung, in der es darum geht, das Produkt auf die Straße zu bringen. Das B2B-Geschäft ist sehr anspruchsvoll und man braucht einen langen Atem. Ich denke, das wurde zu Beginn unterschätzt. Umso schöner ist es, dass sich nun nach rund einem Jahr immer mehr Unternehmen dazu entschließen, WeAre produktiv zu nutzen.
Welche Kunden nutzen euer Produkt?
Die Kernzielgruppe sind Produktentwicklungs-Teams, die mit 3D-CAD-Files arbeiten und über mehrere Standorte hinweg verteilt sitzen. Denn mit keinem anderen Medium kann man virtuelle 3D-Objekte so realitätsgetreu erleben, wie in der virtuellen Realität. Aber auch die reinen Meeting-Funktionen werden bereits von Unternehmen eingesetzt, beispielsweise von einem großen Telekommunikationsanbieter.
Voraussetzung für die Nutzung ist eine VR-Brille?
Richtig, die Software ist derzeit auf die HTC Vive abgestimmt. Und man braucht natürlich auch einen leistungsfähigen Rechner mit einer guten Grafikkarte, da ein herkömmlicher Bürocomputer hierfür meist nicht ausreicht. Um dem Einstieg für unsere Kunden so einfach wie möglich zu machen, bieten wir Komplettpakete mit der passenden Hard- und Software an.
Ihr habt in Berlin und Bochum jeweils einen Standort. Was steckt dahinter?
Die beiden Gründer Maximilian und Marvin haben sich bei Innogy in Essen kennengelernt. Die Wurzeln liegen also im Ruhrgebiet. Da sie hier aber keine geeigneten Softwareentwickler gefunden haben, beschlossen sie, diesen Bereich in Berlin anzusiedeln. Dort entstand seinerzeit auch der Prototyp für WeAre. Zusätzlich betreiben wir einen Standort in Bochum, denn die Nähe zur Industrie ist im Ruhrgebiet und in NRW einfach unschlagbar.
Wie siehst du das Ruhrgebiet als Standort für Startups?
Das Ruhrgebiet ist derzeit so eine Art weißer Fleck auf Deutschlands Startup-Landkarte. Aber: mit dem Ende des Kohlebergbaus und der Schließung der letzten Zeche in diesem Jahr, wird auch gleichzeitig der Beginn einer neuen Zeit markiert. Noch kann keiner so genau sagen, wie diese neue Zeit aussehen wird. Es gibt verdammt viel Raum, den es zu gestalten gilt. Deshalb haben wir in diesem Jahr beispielsweise die Initiative Generation.Ruhr unterstützt. In der Unternehmerwoche für SchülerInnen ging es vor allem darum, den jungen Menschen ihren Gestaltungsraum bewusst zu machen und sie für das Gründer- und Unternehmertum zu begeistern. Und dazu kommen mindestens drei unbestreitbare Fakten: Erstens verfügt das Ruhrgebiet über hervorragende Hochschulen, zweitens liegt es geografisch günstig und drittens bietet es – anders als München oder Berlin – noch bezahlbaren Wohn- und Arbeitsraum.
Was würdest du jungen Gründern mit auf den Weg geben?
Achtet auf eine diverse Zusammensetzung eures Teams. Wie ich vorhin schon angedeutet habe, sind in der Ideenphase ganz andere Kompetenzen gefragt, als beispielsweise in der Reifephase. Visionäre sind zwar gut darin Ideen anzustoßen, sie können sie aber selten alleine auf die Straße bringen. Umgekehrt ist ein gewissenhafter Zahlenmensch vielleicht nicht der beste Verkäufer, aber er kann dafür sorgen, dass das Unternehmen liquide bleibt. Das Eine geht nicht ohne das Andere.
Der digitale Pott kocht – #Ruhrgebiet
Mit hunderten Startups, zahlreichen Gründerzentren und -initativen, diversen Investoren sowie dutzenden Startup-Events bietet das Ruhrgebiet ein spannendes Ökosystem für Gründer. ds, die Gründerallianz Ruhr und der ruhr:HUB berichten gemeinsam über die Digitalaktivitäten im Revier.
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