#Interview #Ruhrgebiet
Fuckup Nights – wenn Scheitern salonfähig wird
Scheitern gehört genauso zum Erfolg, wie der Erfolg selbst. Übers Scheitern spricht niemand gerne, schon gar nicht vor Publikum. Genau das ist das Erfolgsgeheimnis der Fuckup Nights. Christian Dasbach aufgewachsen in Mülheim an der Ruhr, hat das Konzept ins Ruhrgebiet geholt. Was ihn antreibt und wie die Startup-Szene das Format aufgenommen hat, erzählt er deutsche-startups.de in einem Interview.
Gab es eine zündende Situation, als Du gesagt hast, ich muss die Fuckup Nights ins Leben rufen?
Eine gute Frage. Das war ich gar nicht alleine. Benjamin Spinola und Tim Schabsky, beides Mitbegründer und Teammitglieder der FuckUp Nights im Ruhrgebiet, haben mich 2014 angerufen und gefragt, ob wir nicht ein gemeinsames Event für die Startup-Szene im Ruhrgebiet organisieren wollen. Wir sehen den Pott als Region, wollten die Menschen hier zusammenbringen und einen Mehrwert für alle schaffen. Jeder aus unserem Team ist selbständig und hat seine eigenen FuckUps gemacht. Der Wunsch die Erfahrungen zu teilen, um so grundlegend für Lernerfahrungen aus dem Scheitern zu sensibilisieren, trieb uns an. Nach wie vor.
Was hat sich seit der Gründung der FUN in Deinem Leben geändert?
Durch die vielen Geschichten und Kontakte habe ich gesehen was in den allermeisten Fällen wirklich hinter dem Erfolg steht. Das es nicht “die zündende Idee” gibt und es insbesondere auf die Person dahinter ankommt habe ich schnell verstanden. Doch hinter die Kulissen erfolgreicher Unternehmer zu blicken und zu sehen, dass diese vor dem Erfolg oftmals erheblich gescheitert sind, war eine echte Bereicherung. Eine Bereicherung die Mut macht und für das nötige Durchhaltevermögen sorgt.
Wer ist noch in deinem Team und wieso gerade diese Menschen?
Benjamin Spinola und Gunnar Terrahe sind abwechselnd meine Co-Moderatoren, Lisa Bachmann und Dörte Schabsky sind im Orga-Team und Tim Schabsky, der sich um unsere Sponsoren kümmert. Bis vor zwei Veranstaltungen hat auch Carmen Radeck vom ruhrgründer.de-Blog zum Team gehört. Wir alle wollten was für die Startup-Szene tun. Die Kultur des Scheiterns und Wiederaufstehens verbreiten. Jeder hat völlig unterschiedliche Kompetenzen. So konnten wir in wenigen Stunden alle Aufgaben so verteilen, dass jeder richtig Lust auf seinen Part hatte.
Was machst Du im realen Leben noch, wenn Du nicht die Fuckup Nights moderierst?
Seit etwa zwei Jahren reise ich sehr viel und bin dabei auch als Moderator und Speaker aktiv. Derzeit stecke in vor allem in der Entwicklung eines neuen Event-Formates.
Gibt es etwas, das Du als Gründer gerne früher erfahren hättest, um Dir eventuell viel Kopfschmerzen zu sparen?
Gründen bedeutet für viele in Deutschland den konventionellen Karriereweg zu verlassen. Das bringt nicht nur eine neue Arbeitswelt mit viel Selbstverantwortung und Disziplin mit sich. Die Entscheidung hat mich insbesondere in meiner Persönlichkeit verändert. Eine Veränderung die das aktuelle Umfeld so nicht unbedingt mitträgt und für gut befindet. Das richtige Umfeld ist aus meiner Sicht ein wichtiger Faktor. Ich glaube von Tony Robbins habe ich gehört, dass Du der Durchschnitt der 5 Menschen bist, mit denen Du deine Zeit verbringst. Das hätte ich gerne eher gewusst und mir dieses stärkende Umfeld direkt zu Beginn geschaffen.
Kannst du Dich an das Scheitern eines ganz besonderen Startups erinnern?
Es sind viele besondere Startups dabei und wir haben insbesondere Gründer und Unternehmer auf der Bühne, die heute erfolgreich sind und von vergangenen FuckUps berichten. Es ist wirklich vielschichtig, da die Menschen aus den unterschiedlichsten Gründen scheitern. Am Ende sagen die meisten von ihnen, dass es notwendig oder zumindest sinnvoll und wichtig war. Da sind zum Beispiel Teamgründungen die nicht funktionieren, Gründer die das Finanzamt ignorieren, Klagen wegen Namensrechten, Abmahnungen die zum Verkaufsverbot führen, Mitarbeiter die Daten klauen, Naturkatastrophen, Geschäftspartner mit mafiösen Geschäftspraktiken oder einfach nur eine fehlkalkulierte Avocado-Mayonaise, die letztlich das gesamte Geschäftsmodell ruiniert. Es ist wirklich erstaunlich, was alles passieren kann und was es für uns als Zuhörer zu lernen gibt.
Wenn Du jetzt nochmal ein Startup gründen würdest, worauf würdest du achten?
Ich bin jetzt seit sechs Jahren selbständig. Angefangen habe ich im Textilhandel mit saisonalen Artikeln und habe viele Produkte und Vertriebswege getestet. Seit 2014 unterstütze ich unter anderem mit Gründungsworkshops junge Menschen bei der Entwicklung eines Geschäftsmodells und dem Markttest der Idee mittels Bootstrapping. Worauf ich achten würde? So schnell wie möglich die Idee validieren und schauen, ob das was ich vorhabe, schonmal jemand erfolgreich gemacht hat. Ideen haben wir viele. Ob die Idee aber auch in einem Geschäftsmodell abbildbar ist und Kunden findet, steht erst einmal in den Sternen.
Tipp: Die nächste Fuckup Nights findet am 4.Juli in Gelsenkirchen statt. Weitere Infos und Tickets gibt’s hier.
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