Fünfzehn Fragen an Patrick-André Wilhelm von MyParfuem
Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
In erster Linie natürlich Freiheit bei den Entscheidungen und einen hohes Maß an Verantwortung sind mir sehr wichtig. Andere StartUps und Unternehmen kennen zu lernen, bringt spannende Anregungen und Herausforderungen mit sich. Und nicht zuletzt Unabhängigkeit z.B. von einem Arbeitgeber bedeutet mir sehr viel.
Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Die Idee entstand auf der Geburtstagsfeier einer Freundin. Ein paar Freundinnen von uns unterhielten sich über Ihre Parfüms. Eine erzählte, dass sie schon wieder eine andere Frau getroffen habe, die „ihren“ Duft trug. Wir (Matti, Yannis und Ich) unterhielten uns darüber und überlegten, wie man Duftdoppelgänger vermeiden könnte. Und dann dabei kam uns die Idee!
Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Aus unseren vorigen Unternehmen konnten wir den größten Anteil des Kapitals für dieses Unternehmen bereitstellen. Unser Unternehmen ist daher hauptsächlich eigenfinanziert. Ein kleiner privater Kredit war dennoch von Nöten. Die Kosten vor Gründung komplett zu überschauen, ist nahezu unmöglich.
Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Der wohl größte Stolperstein ist das Zeitmanagement. Jeder Tag ist zu kurz und die Woche hat zu wenige Tage. Matti und ich studieren eigentlich, aber dieses muss jetzt kurz warten. Ein weiterer Stolperstein waren Mindestabnahmenmengen bei Händlern. Ganz wenige Händler lieferten Mindermengen und wenn, dann nur mit Zuschlag. Ein weiterer Punkt war für uns die Produktion in den Griff zu bekommen. Aufgrund des schnellen Wachstums kamen wir Kurzfristig mit der Produktion kaum hinterher. Aber bevor man die Produktion in den Griff bekommt, also in neue Geräte etc. investiert, muss erst für diese Investition produziert werden. Ein Kurzfristiger Teufelskreis!
Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Ich würde als erstes rechtzeitig ein Urlaubssemester beantragen. Sonst würde ich bis jetzt nichts ändern.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Als Online-Unternehmen spielt für uns natürlich primär das Online-Marketing eine Rolle. D.h. bei organischen Suchbegriffen möglichst hoch zu erscheinen, z.B. Google Adwords schalten und gute Affiliate-Partner zu haben. Betrachtet man PR als Marketingkanal, so spielt auch dies eine große Rolle. Eine weitere gute Art des Marketings sind Kampagnen bzw. Kooperationen mit anderen Unternehmen, wie z.B. Jolie.de.
Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Von einer Person kann man hier nicht sprechen. Vielmehr sind es unsere Familien und Freunde gewesen die viel auf uns verzichten haben (und sie tun es immer noch). Privat sind wir kaum noch zu erreichen und müssen immer mit „Ich kann nicht, ich bin grad im Büro“ allen Terminen absagen.
Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Soviel wie möglich vorher klären. Auch mit den Geschäftspartnen/Mitgründern so oft wie möglich Meetings abhalten. Nichts ist wertvoller als effektiv zu handeln, ohne Überschneidungen. Ansonsten Arbeitsteilung, Outsourcing und gute Mitarbeiter einstellen. Ein gewisser Herr Professor Faltin sagte, als Unternehmer ist man eher ein „Komponist“. Genauso sehen ich das auch.
Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Ein bisschen weniger Bürokratie. Sei es das Lebensmittel und Veterinäramt, Verbraucherschutz, ILAT oder Kosmetikrecht. Obwohl wir hier hervorragende Hilfestellung von den Behörden bekommen haben, sind die Vorbereitungen und die laufenden Nachweise aller Art ein extrem zeitaufwendiges Thema. Steuer- und Personalrecht sprengt da gänzlich den Rahmen.
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Ohne MyParfuem (oder ein anderes StartUp) würde ich mein Studium schneller beenden, als es momentan der Fall ist. Danach würde ich mich vielleicht bei einer Bank oder Versicherungsunternehmen um eine Stelle bewerben. Primär aber würde ich immer versuchen, mich selbständig zu machen.
Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Das ist eine sehr Interessante Frage! DaWanda hat ein tolles Geschäftsmodell. Die Logistik dahinter wäre bestimmt einmal Sehenswert.
Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Ich denke ich würde in die Zukunft reisen. Damit könnte ich überprüfen, ob alle Entscheidungen richtig waren und wir als Unternehmen noch Existieren und vor Allem, in welcher Form.
Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Ich kaufe mir eine Eigentumswohnung und ein Auto und mache evtl. mal einen richtig langen Urlaub. Natürlich wäre eine Weltreise toll, aber ich denke dafür wäre es noch zu früh. Den Rest investiere ich so, dass die Zinsen oder die Dividende oder Ähnliches mein monatliches Budget erhöht. Vielleicht investiere ich auch in ein anderes Star-tUp.
Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Ich wache erschreckt auf und stelle fest, dass ich ausschlafen kann. Einen besseren Start kann es nicht geben. Anschließend mache ich mir den größten Kaffe überhaupt, schnappe mir die Zeitung, frühstücke und höre Musik. Danach besuche ich alle, die ich bis dahin nicht besuchen konnte und gucke dann abends entspannt einmal Fernsehen.
Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Mit Bill Gates würde ich gerne mal einen Kaffee trinken. Er hat bestimmt einiges zu erzählen. Von der Jugend bis zur Rente hat er mit seiner Firma einiges Durchgemacht. Er hat bestimmt spannende Tipps für alle Phasen, welches ein Unternehmen zu meistern hat.
Zur Person:
Patrick-André Wilhelm, Jahrgang 1985, studiert seit 2006 Mathematik und Betriebswirtschaft an der Humboldt-Universität in Berlin. Im letzten Jahr gründete er zusammen mit Yannis und Matti Niebelschütz MyParfuem (www.myparfuem.de), ein Start-up für individualisiertes Parfüm.