Interview

“Je größer die Probleme, desto größer der Erfolg”

"Durchschnittlich werden 80 Kandidaten täglich von unseren Partnerunternehmen zu Interviews eingeladen. Wir haben bis zu 10.000 Kandidaten Bewerbungen wöchentlich und eine neue Jobsuche-Bot-Technologie mit mehr als 150.000 monatlich aktiven Nutzern", sagt Terence Hielscher, Mitgründer von MoBerries.
“Je größer die Probleme, desto größer der Erfolg”
Mittwoch, 14. Februar 2018VonAlexander

Vor rund drei Jahren schoben Terence Hielscher und Mo Moubarak MoBerries an. “Unser erstes Produkt 2015 war keine Plattform, sondern ein optimierter Newsletter mit Kandidaten an HR-Manager mittels externer Technologien. Nachdem wir unser erstes 100.000 Euro-Angel-Ticket bekommen haben, konnten wir mit der Entwicklung des MVPs beginnen”, blickt Hielscher auf die Anfangszeit zurück. Inzwischen positioniert sich das HR-Startup als “Kandidaten-Akquisitionskanal und Qualitätsfilter”.

“MoBerries ist ein Unternehmensnetzwerk, in dem aktiv suchende Kandidaten ohne Vermittlungsgebühren an Unternehmen weiterempfohlen werden”, sagt Hielscher. 42CAP, High-Tech Gründerfonds (HTGF), Littlerock und Business Angels wie Michael Brehm, Thomas Baum, Magnus Tessner, Tim Stracke, Paul Schwarzenholz, Björn Kolbmüller, Roman Kirsch und Joachim Bernecker investierten im vergangenen Jahr 1,8 Millionen Euro in MoBerries.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Mitgründer Hielscher über Job-Plattformen, nächtliche Produkt-Calls und die Internationalisierung von MoBerries.

Wie würdest Du Deiner Großmutter MoBerries erklären?
Wir finden gute Mitarbeiter für schnell wachsende und etablierte Unternehmen. Alle Unternehmen, die bei MoBerries eine Mitgliedschaft abschließen, erhalten Zugang zu vorqualifizierten und aktiv suchenden Kandidaten. Dabei empfehlen alle Partnerunternehmen konstant auch Kandidaten an MoBerries und zahlen als Gegenleistung keine Vermittlungsgebühren. Hinzu kommt, dass wir die neuesten Technologien entwickeln, um unseren Partnerunternehmen konstant mehr Kandidaten vorzustellen.

Wie hat sich MoBerries seit der Gründung entwickelt?
Die Vision und Mission war von Anfang an klar: “The world’s largest shared talent platform. Connecting professionals through a transparent job market”. Das Produkt war jedoch nicht von Anfang an klar und in den ersten zwölf Monaten haben wir viel getestet, um herauszufinden welchen MVP wir entwickeln möchten. Im HR-Bereich gibt es bereits unzählige Job-Plattformen, Bewerbermanagement-Systeme und Matching Tools.

Wie genau ist MoBerries positioniert?
Wir haben uns als Kandidaten-Akquisitionskanal und Qualitätsfilter positioniert, welcher in jedes Bewerbermanagementsystem integriert werden kann. Mit wachsender Anzahl von Unternehmensmitgliedern erreichen wir Netzwerkeffekte, da jedes Unternehmen, welches nicht Mitglied ist, zu vielen Kandidaten keinen Zugriff hat. Solche Netzwerkeffekte sehen wir bereits in Startup-Hubs wie Berlin. Mit dem Launch unserer automatisierten SaaS-Plattform in 2017, konnten wir Skalierungs-Prozesse entwickeln und mittlerweile wachsen wir in Deutschland monatlich mehr als 20%. 2017 haben wir auch unseren ersten virtuellen Jobsuche-Assistenten für Kandidaten gelauncht und zum heutigen Stand nutzen über 150.000 Menschen monatlich unsere Messenger Bots für die Jobsuche.

Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist dein Start-up inzwischen?
Wir sind ein Team von 20 Mitarbeitern, wobei mehr als die Hälfte Entwickler sind. Mehr als 200 Unternehmen zahlen monatlich zwischen 349 Euro bis zu aktuell 4.949 Euro. Neben Startups und führenden Digitalunternehmen, haben wir seit Mitte 2017 damit begonnen, auch Corporate-Unternehmen und Mittelständler in das MoBerries-Netzwerk aufzunehmen. Wir haben ein starkes Unternehmens-Netzwerk in Deutschland aufgebaut, einschließlich führender DAX-Unternehmen. Unsere Kandidaten-Akzeptanzrate liegt im Durchschnitt bei 38 %, was eine hohe Kandidaten-Qualität widerspiegelt. Mehr als 200 Kunden nutzen MoBerries wöchentlich. Durchschnittlich werden 80 Kandidaten täglich von unseren Partnerunternehmen zu Interviews eingeladen. Wir haben bis zu 10.000 Kandidaten Bewerbungen wöchentlich und eine neue Jobsuche-Bot-Technologie mit mehr als 150.000 monatlich aktiven Nutzern.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Unser erstes Produkt 2015 war keine Plattform, sondern ein optimierter Newsletter mit Kandidaten an HR-Manager mittels externer Technologien. Nachdem wir unser erstes 100.000 Euro-Angel-Ticket bekommen haben, konnten wir mit der Entwicklung des MVPs beginnen. Wir hatten uns für ein günstiges Backend-Outsourcing nach Pakistan und einer Frontend-Agentur in Berlin entschieden. Unser damaliger Tech-Lead war ebenfalls nicht in Berlin, sondern in den USA. Wie man sich bei solch einem Setup vorstellen kann, ist in der Zeit einiges nicht gelaufen wie geplant.

Was genau lief da dann schief?
Dieses Setup hatte zur Folge, dass unser kleines Team von sieben Leuten hohen manuellen Aufwand hatte und wir Gründer jede Nacht in Produkt-Calls steckten. Seit 2016 haben wir ein eigenes Inhouse-Team und einen sehr erfahrenen CTO. Für alle Positionen braucht man entweder die Besten, oder sehr motivierte Mitarbeiter und mit State of the Art-Technologien macht die Entwicklung eines Produkts wesentlich mehr Spaß. Probleme sind da, um gelöst zu werden und je größer die Probleme, die man löst sind, desto größer der Erfolg den man damit erreicht. Ich hoffe also auch, dass in Zukunft noch einiges schiefgeht, denn wir haben große Ziele.

Wo steht MoBerries in einem Jahr?
Unser Erfolg wird von der Reichweite definiert. Wir sehen MoBerries als ein Netz an, das für alle Stakeholder, Kandidaten und HR-Manager erfolgreicher wird, umso größer es wird. Aus diesem Grund ist unsere Mission, zunächst den größten shared talent pool in Deutschland weiter auszubauen, um sehr bald der größte geteilte Kandidatenpool weltweit zu werden. Beginnend mit der Konzentration auf Venture Capital-Funds, Startups und schnell wachsenden Tech-Unternehmen als Mitglieder von MoBerries, bieten wir unseren Service auch für Corporate Unternehmen an. Dies hat uns einen Kundenzuwachs von 40 % im letzten Quartal ermöglicht. Unser Ziel für die kommenden drei bis sechs Monate ist die Erreichung unseres Break-even bei 100.000 Euro MRR, mit einem höheren Marktanteil in Deutschland. Für 2018/19 ist zudem die Internationalisierung in die EU und längerfristig in die USA geplant.

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.