Marktplatz für Schuhe
Schuhe24.de: 18 Mitarbeiter, 30 Millionen Händlerumsatz
Auf Schuhe24.de finden Onliner die Produkte von rund 120 Schuhfachgeschäften. Ins Leben gerufen wurde der Marktplatz für Schuhe von Dominik Benner, Schuhhändler in fünfter Generation. 2016 lag der Umsatz der beteiligten Händler bei 13 Millionen Euro. Im Jahr zuvor waren es gerade einmal 2,4 Millionen. “Für dieses Jahr erwarten wir einen Verkaufswert vor Retoure von über 30 Millionen Euro, für 2018 gehen wir von über 40 Millionen Euro aus”, sagt Benner im Interview mit deutsche-startups.de.
2014 fing Benner an, Schuhe über das Netz zu verkaufen. Als andere Händler anfragten, ob sie mitmachen könnten, entstand die Idee zu Schuhe24.de. “Wir haben eine Schnittstelle direkt in die Warenwirtschaftssysteme der Schuhhändler entwickeln lassen. Diese ermöglicht uns, deren Bestände zu einem Gesamtbestand zusammenzufassen, vollautomatisch in unseren Shop und auf Plattformen wie Amazon hochzuladen und die Verkäufe zu verbuchen”, erklärt Benner das Konzept hinter dem Marktplatz, der ohne fremde Kapitalgeber aufgebaut wurde.
Inzwischen arbeiten 18 Mitarbeiter für Schuhe24.de. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der Schuhe24.de-Macher, dessen Familie seit 1882 im Schuh-Einzelhandel tätig ist, zudem über virtuelle Filialen, insolvente Mailprovider und Wiesbaden.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Schuhe24.de erklären?
Schuhe24.de digitalisiert den traditionellen Schuh-Fachhandel und verbindet ihn mit dem Internet. Dadurch helfen wir kleinen inhabergeführten Geschäften im Internetzeitalter zu überleben und leisten einen Beitrag, dass unsere Innenstädte auch morgen noch lebendig sind. Dieses Ziel spiegelt sich auch in unserem Motto, “Meine Schuhe – Meine Stadt”, wider. Immer mehr Menschen gehen nicht mehr unbedingt in die Stadt zum Einkaufen, sondern erledigen dies vom heimischen Sofa aus im Internet. Leider bekommen die kleinen Geschäfte aber davon nichts ab, denn mittlerweile ist es ziemlich schwer ein Online-Geschäft erfolgreich aufzubauen.
Was genau bekommen diese Händler bei Schuhe24.de?
Wir helfen diesen Geschäften ihre Schuhe im Internet anzubieten, indem wir für sie einerseits eine Verkaufsplattform Schuhe24.de bereitstellen, desweiteren übernehmen wir die Bestell- und Zahlungsabwicklung, das Retourenmanagement, den Kundenkontakt, Online Marketing sowie die Datenpflege und die Bereitstellung von Bildmaterial für die Produkte. Der bei Schuhe24.de teilnehmende Schuhhändler erhält so ein zweites Standbein, ohne selbst Investitionen tätigen zu müssen und kann sich auf sein angestammtes Kerngeschäft – den Wareneinkauf und die Beratung im Geschäft konzentrieren. Wir sind wie eine virtuelle zusätzliche Filiale. In der Regel erzielen unsere Händler 10 bis 25 % Mehrumsatz, womit sie allfällige Umsatzeinbußen im stationären Geschäft ausgleichen können. Manche sogar mehr.
Wie hat sich Schuhe24.de seit der Gründung entwickelt?
2014 haben wir selbst mit dem Online-Handel angefangen. Das lief ganz gut an und zunächst haben erst befreundete Händler angefragt, ob sie nicht bei uns mitmachen könnten. So entstand die Idee, für andere Händler online Schuhe zu verkaufen und das Konzept Schuhe24 wurde geboren. Wir haben eine Schnittstelle direkt in die Warenwirtschaftssysteme der Schuhhändler entwickeln lassen. Diese ermöglicht uns, deren Bestände zu einem Gesamtbestand zusammenzufassen, vollautomatisch in unseren Shop und auf Plattformen wie Amazon hochzuladen und die Verkäufe zu verbuchen.
Und wie ging es dann weiter?
Der Erfolg hat sich schnell herum gesprochen und plötzlich ging alles Schlag auf Schlag. Mittlerweile verkaufen mehr als 120 Schuhfachgeschäfte mit über 550 Filialen in ganz Deutschland ihre Schuhe online über uns und wir erhalten täglich Anfragen von weiteren Händlern, die mitmachen wollen. Wir sind zu einer richtigen Community geworden. Zweimal jährlich führen wir zudem eine Tagung mit unseren Händlern durch, bei der wir die Strategie besprechen, sowie Workshops zum Thema Digitalisierung und Online Marketing durchführen.
Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist Schuhe24.de denn inzwischen?
Aktuell sind wir bei Schuhe24.de ein Team von 18 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Täglich erreichen uns zwischen 1.000 und 2.000 Bestellungen. Für dieses Jahr erwarten wir einen Verkaufswert vor Retoure von über 30 Millionen Euro, für 2018 gehen wir von über 40 Millionen Euro aus.
Wie genau finanziert sich Schuhe24.de?
Wir kümmern uns für unsere Händler um alle Belange rund um den Online-Verkauf. Dafür erhalten wir eine kleine Gebühr pro verkauftem Paar Schuhe. In Zukunft können wir uns aber vorstellen, weitere Dienstleistungen für unsere Händler anzubieten: Unterstützung bei Online Marketing, gemeinsames Marketing, bessere DHL-Konditionen, mehr IT-Wissen für Händler, Workshops etc.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Hahaha, dazu muss ich gar nicht so lange zurück blicken. Denn eigentlich vergeht kein Tag, an dem nicht irgendetwas gewaltig schief läuft. Als Internetunternehmen arbeitest Du mit zig externen Dienstleistern zusammen, da passiert immer etwas. Aber das ist ja dann auch das Spannende am Unternehmertum. Meist sind es irgendwelche technischen Dinge, die am Vortag noch problemlos klappten und plötzlich nicht mehr funktionieren. Da muss man dann die eine oder andere Nachtschicht schieben, damit die Kunden pünktlich bedient werden können. Vorvergangene Woche hakte die automatische Bestellverarbeitung, sodass dutzende Bestellungen händisch nachgearbeitet werden mussten. Dann hatten wir in Wiesbaden einen Stromausfall und damit kein Internet und konnten auch keine Telefonanrufe entgegennehmen. Am anderen Tag ging unser E-Mailprovider pleite.
Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Ich denke, mit Schuhe24.de haben wir ein Angebot geschaffen, dass für angestammte Händler ein dringliches Problem löst. Deshalb haben wir in den letzten Jahren einen so rapiden Zuwachs erlebt. Auf der anderen Seite ermöglichen wir es den Endkunden, die Vorteile des Internet zu nutzen – große Auswahl, schnelle Warenverfügbarkeit, Lieferung nach Hause – und trotzdem lokal zu shoppen. Wir bekommen viel positives Feedback zu der Idee, auf die Schuhe24.de aufgebaut ist.
Ihr sitzt in Wiesbaden. Wie ist es abseits der Szenestädte ein Start-up aufzubauen?
Auch wenn es sicher nicht so bekannt ist. Mittlerweile ist in der Rhein-Main-Region startup-mäßig auch einiges in die Gänge gekommen. Die zentrale Lage in Deutschland und Mitteleuropa sowie die perfekte Verkehrsanbindung sind ideal. Die Lebensqualität enorm hoch. Aber ich will nicht verneinen, dass es ziemlich schwer ist an gute Leute zu kommen. Da hat Berlin mit seinem großen Ökosystem rund um das Thema Internet und E-Commerce einen klaren Vorteil. Auch entspricht Berlin mehr dem Lebensgefühl und den Arbeits-Gewohnheiten der jungen tech-affinen Leute. Viele wollen gar keine Anstellung, sondern möchten als Freelancer an Projekten arbeiten, die ihnen Spaß machen. Es ist daher schwer jemanden mit Erfahrung von dort hierher zu locken. Vielleicht werden wir einmal eine Niederlassung an der Spree aufmachen, um hier eine Lösung zu finden.
Wo steht Schuhe24.de in einem Jahr?
Wir haben sicher noch Raum für Wachstum und möchten auch in Zukunft weiter wachsen. Dies wollen wir erreichen, indem wir auf weiteren Marktplätzen listen, unseren eigenen Shop pushen und auch unsere Verkäufe in andere Länder, wie etwa Frankreich und Großbritannien, stärker ausbauen. Insgesamt wollen wir das umfangreichste Schuhangebot im Markt haben. Daher suchen wir nach Händlern, die mit Ihrem Angebot unser bestehendes Sortiment ergänzen. Da unsere Logistik komplexer als die anderer Anbieter ist, arbeiten wir hart daran, unser System stabiler und schneller zu machen, um den Kunden schnellstmöglich ihre Bestellungen zu liefern. Ein weiteres Thema ist der Kundenservice. Hier gibt es noch viel was wir besser machen können.
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