Entlassungen
US-Moviepilot schließt Berliner Büro – 40 Mitarbeiter betroffen
Vor drei Jahren verkauften Tobias Bauckhage, Jon Handschin und Ben Kubota die Filmplattform Moviepilot an den französischen Online-Verlag Webedia – für 15 Millionen Euro. Seitdem trieb das Trio – gemeinsam mit den Investoren T-Venture, Grazia Equity und der IBB Beteiligungsgesellschaft – die US-Aktivitäten von Moviepilot, die 2012 gestartet wurden, eigenständig und losgelöst von der deutschen Plattform weiter. Das Unternehmen verfügte aber weiter über ein stattliches Büro in Berlin.
Unter der Leitung von Matthew Carter und Caspar Clemens Mierau arbeiten dort zuletzt 40 Mitarbeiter. Nun wird das Büro komplett geschlossen. “Die Entscheidung, das Berliner Büro zu schließen, ist sehr schwer für Jon, Tobias und mich”, sagt Mitgründer Kubota. “Hier in Berlin hat alles angefangen. Hier hat unsere Reise begonnen. Viele unserer Mitarbeiter hier sind seit dem Start vor fünf Jahren mit dabei und gehören zu den Besten in der Branche. Bei aller Begeisterung über die neuen Möglichkeiten im Video- und Produktionsbereich heißt es für uns nun leider auch, den Bereich abzubauen, der uns den Schritt in die USA überhaupt erst ermöglicht hat.” Bereits im Sommer wurden schon 10 Stellen in der Textredaktion abgebaut.
Moviepilot-Macher Kubota verweist im Bezug auf die Schließung auf einen starken – branchenweiten – Schwenk von Text hin zu Videos. “Das digitale Anzeigengeschäft wird zunehmend von großen Plattformen wie Facebook und Youtube und von Programmatic Advertising beherrscht. Diese enorme Konzentration der Budgets führt zu sinkenden Werbeumsätzen für Publisher auf ihren eigenen Webseiten. Gleichzeitig steigt zwar die Reichweite auf sozialen Medien, aber Videoinhalte werden dort zunehmend gegenüber Textinhalten bevorzugt”.
Moviepilot produziert bereits jetzt eigene Shows, die derzeit bei Hulu laufen. Und bald auch bei Facebook Watch zu sehen seien sollen. “Unsere Shows eröffnen neue Möglichkeiten der Kundenbindung und der Monetarisierung”, glaubt Mitgründer Handschin. “Daher bauen wir unser erfolgreiches und profitables Video-Geschäft in den USA aus und werden das defizitäre Text-Geschäft und die damit verbundene Publisher-Plattform, die aus Berlin heraus betrieben wird, abbauen.” In den USA soll das Moviepilot-Team, das dort aus aktuell 40 Mitarbeitern besteht, deswegen bald wachsen. Den Berliner Angestellten hilft dies aber erst einmal nicht.