Gebrauchte Möbel
Revive Interior: Null Euro Startkapital, 1,2 Millionen Umsatz
Schon seit 2015 verkaufen die Schulfreunde Jonas Brenig und Paul Jonas gebrauchte Möbel über das Internet. Ihr Start-up hört auf den Namen Revive Interior. “Durch unser Netzwerk konnten wir bisher über 3.000 Sofas und Sessel an den Mann bringen. Und damit in diesem Jahr einen siebenstelligen Umsatz einfahren”, sagt Mitgründer Jonas.
Bisher haben die Kölner Revive Interior ohne Fremdkapital aufgebaut. Los ging alles mit einem Sofa im Keller der Oma. Im Interview mit deutsche-startups.de sprechen Brenig und Jonas über Handwerkerarbeiten, Staub und Alphatiere.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Revive Interior erklären?
Paul Jonas: Wir verkaufen schicke gebrauchte Möbel, vor allem Sofas und Sessel, im Internet. Ja Oma, im Internet. Man kann aber auch bei uns vorbei kommen und Probesitzen! Genau, das ist dann auch viel günstiger als neu kaufen und man kriegt viel bessere Qualität. Ach ja Oma, 10 % von unserem Gewinn spenden wir.
Ihr habt Revive Interior 2015 gegründet. Wie hat sich das Unternehmen seitdem entwickelt?
Jonas: Chaotisch und steil fällt mir als Erstes ein. Von den ersten Sofas, die wir abgeholt und verkauft haben, ganz im Trödeltrupp-Style, haben wir ein echtes Unternehmen geschaffen, in dem nicht nur eBay-Sparfüchse einkaufen, sondern auch Kunden wie etwa die Telekom, Auxmoney oder der Kölner Zoo. Die größte Entwicklung vor allem im letzten Jahr war – und ist es immer noch -, dass wir das operative Geschäft weg von uns beiden Gründern hin zu unserem Team bewegen. Die Entwicklung in Zahlen: Mit null Euro Startkapital und ohne Investoren, von einem Sofa mit dem wir gestartet sind auf mittlerweile über 3.000 Artikel, die durch unsere Hände gingen, auf einen Umsatz von 1,2 Millionen Euro in 2017.
Jonas Brenig: Seit 2015 haben wir stetig an Qualität und Professionalität zugelernt. Das war notwendig, da wir seit 2015 unser Volumen verfünfzehnfacht haben. Von 2015 zu 2017 von 75.000 Euro auf 1,2 Millionen.
Hat sich Euer Konzept, Eurer Geschäftsmodell, in den vergangenen Jahren verändert?
Jonas: Das Konzept als solches eigentlich gar nicht. Die Grundidee war von Anfang an: Gebrauchte Möbel verkaufen und 10 % vom Gewinn spenden. In dem Konzept – wie wir die Dinge tun – hat sich aber alles gedreht. Wir kommen immer weiter weg von Billigmöbeln zu echt hochwertigem Designerkram. Zu dem Konzept kommt aber eine wichtige Sache dazu, die uns damals nicht im Kopf war: Ein Marktplatz für Möbel – ähnlich wie Amazon mit Marketplace-Händlern – auf dem wir der Premiumanbieter sind aber auch andere Private und Gewerbliche ihren Kram anbieten können.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Jonas: So richtig schief gelaufen ist bisher eigentlich nichts. Der größte Fuck-up ist wahrscheinlich noch, dass wir bei unserem aktuellen Standort ein paar Differenzen mit der Vermieterin hatten, die dazu führten, dass wir drei Wochen nach Einzug wussten: Wir ziehen dieses Jahr wohl nochmal um! Aber auch das hat letztendlich nur unser Voranschreiten beschleunigt. So dass wir noch dieses Jahr in unseren vorerst letzten Standort in Köln umziehen und nochmal um 50 % vergrößern.
Brenig: Nach unserem Umzug waren die Handwerkerarbeiten im Lager noch nicht abgeschlossen und jedes einzelne Möbel war so voll mit Staub, dass man drauf malen konnten. Bei Besichtigungen musste man sich durch ein Labyrinth aus Abdeckplanen, Staub und Chaos wälzen. Kunden die ins Lager kamen, wollten direkt wieder gehen. Die Kunst war es in all dem Staub Möbel zu verkaufen um nicht finanziell in Schwierigkeiten zu geraten. Das war recht knapp.
Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Jonas: Kommunikation und Ehrlichkeit zwischen uns Gründern. Wir sind beide 50/50-Inhaber und Alphatiere. Ohne offene Kommunikation und Ehrlichkeit in der es um die Sache und nicht das eigene Ego geht, hat uns denke ich zu großen Teilen ermöglicht, was wir geschafft haben. Alles andere ist dann nur noch Hausaufgaben erledigen und Energie reinstecken.
Wo steht Revive Interior in einem Jahr?
Jonas: Köln mit unserem stationären Standort wird abschließend aufgebaut sein. Vernünftige Abläufe und Automatisierung, um ein eigenes System zu schaffen welches ohne uns Gründer auskommt, wird weitestgehend umgesetzt sein. Gegen Ende des Jahres sollten wir dann mit unserem zweiten Standort in Berlin angekommen sein – Die nächste Challenge!
Reden wir außerdem noch über Köln. Wenn es um Start-ups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was spricht für Köln als Start-up-Standort?
Jonas: Ich denke man hat mehr Ruhe und Fokus auf das eigentliche Business. In Berlin kann man wahrscheinliche den ganzen Tag mit Events, Networking und Co verbringen. In Köln passiert weniger, aber es fällt leichter nicht abzuschweifen. Und Köln ist natürlich eine geile Stadt, der Rhein macht was her und ringsum sind Städte in denen was los ist – direkt um Berlin ist erstmal nichts.
Brenig: Wir wohnen nun einmal hier und nicht in Berlin. Der Standort ist für ein Start-up meiner Meinung nach ziemlich überbewertet. Man sollte viel mehr auf sich achten und darauf, wie gut man seine Sache macht.
Was macht den besonderen Reiz der Start-up-Szene in Köln aus?
Jonas: Um ehrlich zu sein habe ich von der Start-up-Szene in Köln noch gar nicht viel mit bekommen. Die letzten Jahre waren wir voll im Start-Up Aufbau Tunnel unterwegs und ich war selbst vielleicht auf zwei Events in Köln. Der Startplatz ist aber definitiv eine coole Adresse, egal ob Start-up-Veranstaltungen, Netzwerken der Co-Worken. In Bonn entsteht mit “The 9th” auch ein cooler Ort für Start Ups und interessierte.
Brenig: Gute Frage, ich habe keine Ahnung. Ich bin froh, wenn ich nicht netzwerken muss. Wir haben uns so gesehen auch notgedrungen um die wichtigen Dinge gekümmert, anstatt auf zu vielen Kaffee-Meetings Zeit zu verschwenden.
Was fehlt in Köln noch?
Jonas: Generell mehr Start-up-Vibe – verschiedene Events, Co-Working, Cafes etc. Auch wenn ich selbst nicht von Event zu Event renne, habe ich das Gefühl dass es in Köln gar keine wirkliche Start-up-Szene gibt. Hat aber wie gesagt auch seine Vorteile.
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