Gründeralltag

Herausforderungen, die Sologründer meistern müssen

Einzelkämpfer haben es nicht leicht. Doch was ist die größte Herausforderung, der sich Sologründer, also Gründer die ohne Team ein Start-up hochziehen, stellen müssen? Wir haben uns einmal umgehört und mehrere Gründerinnen und Gründer befragt. Hier die spannenden Antworten.
Herausforderungen, die Sologründer meistern müssen
Freitag, 11. August 2017VonAlexander

In unserem Themenschwerpunkt Sologründer beschäftigen wir uns ausführlich mit Einzelgründern, also Gründern die als Einzelperson ein Start-up hochziehen. In den vergangenen Wochen und Monaten haben mehrere Sologründerinnen und Sologründer gefragt, was denn die größte Herausforderung ist, der sich Solopreneure stellen müssen. Hier die spannenden Antworten.

Als Sologründer hat man keinen Weggefährten, mit dem man alles besprechen und sich austauschen kann – der eigene Freundeskreis hat nur bedingt dafür ein Ohr oder Interesse. Es gibt keine Zweitmeinung, die man sich jederzeit einholen kann, kein gemeinsames Diskutieren der nächsten Schritte. Wenn man im Duo gründet, hat man die Möglichkeit, sich gleich zu Beginn mit viel Expertise auszurüsten – zum Beispiel gibt es einen Kreativ-Part und einen, der sich mehr um das Unternehmerische kümmert. Alleine muss man viele Entscheidungen in Bereichen treffen, in denen man wenig bis keinerlei Erfahrungen und Wissen drin hat – da wäre ein Co-Founder sehr hilfreich, um gemeinsam eine Entscheidung zu treffen.
Sibilla Kawalla, Limberry

Als ich 2007 Betreut.de gründete, war Zeit die größte Herausforderung. Der Tag hatte nur 24 Stunden, davon arbeitete ich 18 bis 20 Stunden. Die Hälfte davon in der Vor- und Nachbereitung des Teams, die andere Hälfte an Produkt und Marketing. Ich hatte somit sehr limitierte Ressourcen für Entscheidungen und Führung. In der Infrastruktur hatte ich damals zum Glück durch die Investoren Unterstützung, Rocket Internet und Holtzbrinck. An dieser Stelle auch nochmal mein Dank dafür!
Steffen Zoller, betreut.de

Ich glaube die größte Herausforderung ist es, den Mut zu fassen und tatsächlich den Schritt der Gründung zu wagen. Das fällt eventuell leichter, wenn man nicht allein ist. Auf der anderen Seite trifft man eine Entscheidung mit dieser Tragweite vielleicht auch schneller allein, weil sich bei mehreren Personen auch Zweifel und Bedenken addieren.
Franziska von Hardenberg, Bloomy Days

Die wichtigste Aufgabe ist es, die besten Mitarbeiter für die Aufgaben zu finden, um aus der Idee ein Unternehmen werden zu lassen.
Lars Hinrichs, Xing

Wer allein gründet, muss das Zeug zum Einzelkämpfer haben. Denn ohne Partner ist man in jeder Situation auf sich allein gestellt. Egal, ob es dabei um unternehmensentscheidende Themen geht oder aber auch einfach darum, Erfolge zu feiern. Solopreneure brauchen auf jeden Fall ein starkes Rückgrat – und ein gutes Netzwerk. Und wie alle Gründer: gute Nerven.
Meike Haagmans, Joventour

Grundsätzlich gibt es eine Menge Vor- und Nachteile für Sologründer. Ich glaube, es kommt eher auf den Typ an, der man ist. Ich wollte alle Entscheidungen schnell und ohne lange Diskussionen treffen, ich hatte einen genauen Plan und wollte davon auch nicht abgelenkt werden.
Heiko Hubertz, Bigpoint

Die größte Herausforderung ist, bei allen Themen den Hut aufzuhaben – von Produkt und Technologie über Vertrieb bis zu Finance. Wenn man dann noch wie ich bootstrapped ist die Bandbreite von strategischen Entscheidungen bis zu operativen Arbeiten sehr groß. Da ich aber alles aus einer Hand plane und alle Unternehmensbereiche auf eine Zielerreichung ausrichte, erreiche ich einen größeren Impact. Allerdings ist es notwendig, die Themen und Aufgaben stärker zu priorisieren.
Stefanie Jarantowski, eventsofa

Gerade der Start ist als Sologründer nicht einfach. Man sucht den richtigen Weg, die richtige Strategie, die richtigen Partner. Alles Themen bei denen es sinnvoll ist auch eine zweite Meinung zu hören. Man sollte daher schauen, dass man nicht allzu lange alleine bleibt, sprich möglichst schnell ein kompetentes Team um sich herum baut. Ich glaube, dass es auch eine Persönlichkeitsfrage ist ob man mit einer Sologründung glücklicher ist oder mit einer Teamgründung.
Christopher Kampshoff, lendstar

Als Sologründer trage ich alle Risiken ganz alleine, sowie finanziell als auch in Entscheidungsfragen. Ich muss mich auf mich selbst verlassen ohne mich mit einem Team austauschen zu können. Es wäre manchmal definitiv leichter sich in einem Gründerteam ein gegenseitiges Feedback geben zu können, um so eventuell auch zu einem noch besseren Ergebnis zu kommen.
Birthe Hammerich, Lundkvist

Alleine an der eigenen Idee festhalten, auch nach Misserfolgen. Wer hält einen davon ab, die Idee an einem einzigen Tag wieder einzureißen wenn man alleine ist? Meine beiden ersten Gründungen waren Teamgründungen. Ich habe also schon einiges gelernt über das Zusammenstellen und das Führen eines Teams. Entsprechend habe ich bei der Gründung von StayFriends von Anfang an ein Team um mich gesammelt – ich kannte ja viele fähige Menschen aus der Szene – und habe es verstanden sie auf unser Ziel einzuschwören ohne alle auf die gleiche Stufe zu heben.
Michel Lindenberg, StayFriends

Bei mir war die größte Herausforderung tatsächlich die finanzielle Situation sowie von Finanzen über Büro und Buchhaltung bis hin zur Fertigstellung der Waren alles alleine bewältigen zu müssen.
Stephanie Troppmann, Stephanies Schokowelt

Als Sologründer steht man für jede Entscheidung voll und ganz in der Verantwortung. Dies ist Lust und Last zugleich. Man darf als Sologründer nicht in Versuchung geraten, alles selber machen zu wollen. Von Anfang an sollte man sich professionelle Hilfe hinzuholen, zum Beispiel Lieferanten, Lohnverarbeiter oder Logistiker, damit man auch als Sologründer seinen Kopf freihalten kann, am Unternehmen zu arbeiten und nicht im Unternehmen.
Rafael Kugel, RatioDrink

Die größte Herausforderung ist es finde ich, immer allein kämpfen zu müssen. Jeden Tag aufs Neue und selbst im tiefsten Tief muss der Antrieb ins nächste Hoch von dir allein kommen. Es sitzt niemand neben dir am Schreibtisch, der für dein Startup ebenso Blut und Wasser schwitzt wie du selbst. Ich glaube, das habe ich nur geschafft, weil ich sehr diszipliniert bin und immer eine glasklare, sich durchaus auch stetig verändernde, Zielvorstellung habe und hatte. Ich hatte zwar einen Mitgründer, der jedoch einerseits nie in der gleichen Stadt lebte wie ich und der andererseits nicht „Gründer im eigentlichen Sinne“ sein wollte: Er hatte weitaus weniger Anteile, hatte kein Interesse an der Geschäftsführung und trug zur Vision und Markenpositionierung nicht so viel bei. Für den Moment war das gut und hilfreich für mein Startup: Er war als ITler hochqualifiziert, beschränkte sich gleichzeitig gern auf dieses Gebiet, bevor er das Unternehmen nach etwa einem Jahr wieder verließ. Meine Herausforderung als Sologründerin war es also nicht nur allein für das Produkt und die Idee zu kämpfen, sondern auch, mich als alleinige Geschäftsführerin früh mit Gesellschafterthemen und allem rund um die Gründung einer GmbH, die Miomente von Anfang an war, auseinander zu setzen.
Sabine Engels, miomente

Als Sologründer kann ich normalerweise nicht alle Tätigkeitsbereiche im Unternehmen allein abdecken, zumindest nicht dauerhaft. Daher kommt es darauf an, sich ein gutes Netzwerk an Partnern aufzubauen. Das können einzelne Freelancer sein, oder Unternehmen, die bestimmte Aufgaben dauerhaft oder projektweise übernehmen. Parallel dazu bedarf es transparenter Strukturen und Prozesse, damit sich die Arbeit aller Beteiligten gut verzahnt.
Thorsten Kucklick, Ultrapress

Das ist glaube ich eine Frage, die jeder für sich selbst beantworten muss. Je nachdem für welchen Weg man sich entscheidet, dürfte eine Hauptfrage lauten ob man entweder bereit ist, das Risiko einzugehen den gesicherten Job hinzuschmeißen für eine “fixe Idee” oder ob man sich der Belastung des Balanceaktes zwischen regulärem Job und Start-up Job gewachsen fühlt.
Roy Dittmann, Märkte Digital

Es sind die kleinen und großen Steine, die auf dem Weg von der Gründung zum Erfolg liegen und die allesamt beiseite geräumt werden müssen. Das Durchhaltevermögen und die Ausdauer hierfür halte ich für eine der größten Herausforderungen.
Guido Rasch, camigo

Wenig Austausch. Gründen ist per se eine einsame Sache, da man sich mit wenig Menschen zu Herausforderungen austauschen kann. In einem Gründungsteam gibt es zumindest die Co-Founder. Als Sologründer fällt diese Option weg.
Feliks Eyser, Regiohelden

Ich würde sagen, es sind zwei gleich wichtige Herausforderungen: Als Sologründer muss man wichtige Kernkompetenzen für ein Startup wie Produktentwicklung, Finanzen, Marketing, Vertrieb etc. in einer Person vereinen können, während man in einem Gründerteam Personen mit unterschiedlichen Qualifikationen und Erfahrungen zusammenbringen kann. Als Sologründer ist man sprichwörtlich allein und kann mit niemanden, direkt Involvierten, Erfolge bzw. Misserfolge teilen.
Jörn Gutowski, Try Foods

Selbst-Motivation in schlechten Zeiten. Auch wenn es mal nicht nach Plan läuft oder unvorhergesehene Dinge geschehen – was üblich ist bei einem Start-up – hat man im Prinzip niemanden der einem auf gleicher Höhe zur Seite steht. Da braucht es mehr Optimismus als so manche Team-Gründung die sich untereinander pushen kann.
Robert Waedt, woonio

Die größte Herausforderung als Sologründer bei Geschäftsmodellen, die ein größeres Team notwendig machen, ist es, dass man über alle Bereiche den Überblick behalten muss und daher manches mal die Zeit fehlt, tiefergehend in Themen einzusteigen.
Manuel Hinz, Toroleo

Alleine mit Ängsten und Sorgen zu sein, ist das Schlimmste. Mit einem Mitgründer kann man sich offen austauschen und sich gegenseitig stützen. Mit Angestellten kann man es nicht in vollem Umfang, die sollen sich auf ihre Arbeit konzentrieren können; mit Investoren kann man es auch nicht, man will keine Schwäche zeigen; im privaten Umfeld gibt es nicht immer jemand, der die Sorgen eines Unternehmers erfassen und verstehen kann.
Christian Wolf, asgoodasnew

Die größte Herausforderung ist es, bei Schwierigkeiten nicht hinzuwerfen, sondern sich durchzubeißen. Und als Einzelkämpfer haben Sie einen Haufen Schwierigkeiten, weil Sie ja alle Disziplinen bedienen müssen: Bei bodalgo etwa: Design, Programmierung, Marketing, Kundenbetreuung. Und jeder Bereich für sich hat da schon ein paar Herausforderungen parat.
Armin Hierstetter, bodalgo

Den Fokus auf das Wesentliche nicht zu verlieren, ist die größte Herausforderung für Sologründer. Jemand mit technischem Hintergrund wird immer eher dazu tendieren genau diese Probleme zu lösen, weil er Spaß daran hat. Das kann dazu führen einzelne Bereiche zu vernachlässigen und insgesamt nicht so schnell voran zu kommen.
Jannis Gebauer, pricemesh

Kritiker sind die größte Herausforderung für Sologründer. Am Anfang ist es die eigene Idee, Vision und Motivation, die einen dazu bringt, ein Unternehmen zu gründen. Wer ist also ein Kritiker? Leute, die es besser wissen – der Markt dafür ist nicht da, das Pricing muss auf jeden Fall so-und-so aussehen, ohne einen Businessplan wird das nichts! – etc. Leute, die sicherheitsliebend sind – Angestelltenverhältnisse aufgeben? Krankenversicherung selber zahlen? Altersvorsorge? Möchtest du nicht noch mehr Erfahrung sammeln? Hoffentlich hast du dir das gut überlegt. Familie – Alleingänge machen Angst. Oft vielleicht sogar berechtigte Angst. Hier hilft das Besinnen auf den Anfang. Eigenmotivation ist unumgänglich – du hast niemanden, der dich pusht außer dir selbst. Wer sich davon abhalten lässt, war noch nicht so weit.
Henning Schulze, Güldenstein

Alle Entscheidungen selbst treffen zu müssen! Vom Firmennamen über die IT-Infrastruktur bis hin zur Personalauswahl muss man sich vollständig auf sich selbst verlassen können und natürlich ist man nicht in allen Bereichen ein Experte. Das führt zwangsweise natürlich zu Fehlentscheidungen und hier liegt die besondere Herausforderung darin, diese rechtzeitig zu erkennen und die entsprechenden Konsequenzen daraus zu ziehen. In einem Gründerteam ergänzt man sich idealerweise bei unterschiedlichen Themen und kann so auch Fehler vermeiden beziehungsweise reduzieren.
Thorsten Piening, qualitytraffic, regiomatch

Aus unserem Themenschwerpunkt Sologründer: “So finden Solopreneure das passende Geschäftsmodell“, “Einzelgründer sind keine schlechten Teamplayer” und “Einzelgründer müssen nicht immer kleine Brötchen backen“.

ds-soloBuchtipp für Sologründer: Ausführliche Informationen über das große Thema Solopreneurship (in all seinen Facetten) bietet das gelungene und lehrreiche Buch Solopreneur: Alleine schneller am Ziel von Brigitte und Ehrenfried Conta Gromberg, das als Buch und EBook zur Verfüfung steht. Hier ein Auszug: “Lieber solo gründen? Drei Mythen rund um Teams“.

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.