Geschichten aus dem Valley: Boom and Bust?
Die Finanzkrise macht auch vor dem Silicon Valley nicht halt. Torsten Jacobi, Gründer und Vorstandschef des Weblog-Netzwerkes Creative Weblogging, beleuchtet für deutsche-startups.de wie sich die Schieflage in der Finanzwelt dort bemerkbar macht:
Auch im Silicon Valley nimmt man die Krise an den Finanzmärkten ernst. Die Bankenkrise an sich hat Start-ups zwar kaum direkt getroffen, denn die meisten hatten auch vorher schon kaum eine Chance relevante Kredite zu bekommen und kaum ein Start-up hat seine Vermögensverwaltung von Lehman Brothers übernehmen lassen.
Trotzdem gab es schnell erste Auswirkungen – vor allem die von Sequoia lancierte Präsentation veranschaulicht, dass das Investieren in Start-ups schwieriger geworden ist. Viele VC-Fonds aus den Jahren 2002 bis 2004 fahren schlechte Renditen ein. Zwar haben viele Portfoliounternehmen die gesteckten Ziele erreicht (um 100 Millionen Umsatz, profitabel) doch IPOs sind fast unmöglich und Trade Sales seltener.
Dieser Druck wird nun natürlich an Start-ups weitergegeben. Die Erwartungen für Umsatz, Wachstum, Profitabilität sind höher geworden und die Bewertungen in den Finanzierungsrunden werden (erstmal) niedriger. Wie auch schon Sequoia dargestellt hat, sollten Start-ups sogar davon ausgehen, dass sie in den nächsten Monaten (12 ist laut Sequoia die magische Grenze) ohne jegliche neue Finanzierung auskommen müssen.
Man darf allerdings nicht vergessen, dass das Silicon Valley ist eine Art großer Research-Park ist, der von privaten Investoren getragen wird. Aktuell gibt es circa zwölftausend Start-ups hier im Valley und nur ein kleiner Teil ist VC-finanziert – andere sind Spin Offs, Angel Investments oder \’Bootstrapped\’. Letzeres wird aber immer weniger. Einige Start-ups forcieren nun ein aktives Umsatzwachstum. Für viele Unternehmen und Investoren ist das aber oft sekundär. Es geht darum ein Produkt zu entwickeln und eine möglichst breite Nutzerschaft zu gewinnen. Setzt man sich damit durch, so schließt sich oft eine erfolgreiche Monetarisierung an. Dies birgt eine Menge Risiken – ist aber oft der Pfad zu einem wirklich großen, globalen Unternehmen.
Das Silicon Valley lebt von Wetten auf neuen Technologien, sehr wenige Start-ups sind profitabel oder direkt von einer möglichen Rezession betroffen. Eine typische VC-Runde betrug in den letzten Jahren 3 bis 7 Millionen Dollar (Series A) und 6 bis 15 Millionen Dollar (Series B). Rechnet man Personalkosten, technische Ausstattung und vor allem Marketing (PR und Konferenzen) zusammen, kommt man mit 3 Millionen Dollar und einem Team von 10 bis 20 Mitarbeiter circa 12 bis 18 Monate aus. Danach muss mann mehr Geld \’raisen\’, profitabel sein oder schließen. Viele Start-ups werden es schwierig haben, eine Series B \’zu raisen\’ um weiter wachsen zu können.
Die meisten Start-ups haben diesmal schneller als 2000/2001 reagiert und die notwendigen Einsparungen quasi im Wochentakt umgesetzt. Diesmal lautet die Devise schnell, aber gründlich Kosten sparen. Man besinnt sich (wieder) auf die Kernkompetenzen und das (wenn vorhanden) beste Umsatzmodell. Ausgaben werden soweit wie möglich beschränkt und Investitionen verlangsamt. Der “Economist” und das “SF Chronicle” haben dieses Thema in den vergangenen Wochen bereits aufgegriffen.
Das Fazit: Wer es als Gründer und Vorstandschef schafft, durch diese Krise zu kommen, wird gestärkt daraus hervorgehen und wenn \’business-as-usual\’ wieder eintritt, ein wertvolleres Unternehmen führen. Hoffen wir, dass es auch so eintritt.
Zur Person
Torsten Jacobi hat sich nach eigenen Aussagen bereits vor Jahren den “Entrepreneurship Bug” gefangen. Auf seiner Gründungsliste stehen newtron, der Blogservice 21Publish, das Blog-Netzwerk Creative Weblogging und die Meta-Reisesuchmaschine kinkaa. Daneben investiert er auch in fremde Ideen und sucht Leute für neue Konzepte. Wenn es seine Zeit zulässt, bloggt er unter www.tjacobi.com über Dinge, die ihn beschäftigen und interessieren.
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