Ulli Jendrik Koop im VC-Interview
“Wir investieren nur, wenn es eine Vertrauensbasis gibt”
Der Berliner Kapitalgeber Digital Health Ventures (DHV) richtet sich an “Innovationsführer im Gesundheitsbereich”. Zum Portfolio des Unternehmens zählen Start-ups wie Selfapy und YAS.Life. Im VC-Interview mit deutsche-startups.de spricht Ulli Jendrik Koop, Managing Partner von Digital Health Ventures, über Ressourcen, begeisternde Unternehmer und Vertrauen.
Reden wir über Geld. Was genau reizt Dich daran, Geld in Unternehmen zu investieren?
Hinter jeder erfolgreichen Unternehmerstory stehen zunächst einmal in der Regel sehr ehrgeizige Menschen, deren Leidenschaft für das Lösen echter Probleme entbrannt ist, zum Beispiel im Gesundheitswesen. Wenn es diesen Unternehmern gelingt, weitere Menschen und Ressourcen, darunter natürlich auch Geld, zu einem erfolgreichen Unternehmen zu kombinieren und damit die Gesundheit der eigenen Kunden zu verbessern, ist das eine tolle Sache. Hierbei spiele ich natürlich gerne eine Rolle.
Wie wird man eigentlich Venture-Capital-Geber – wie bist Du Venture-Capital-Geber geworden?
Einer Karriere als VC geht in der Regel langjährige Berufserfahrung in relevanten Industriesektoren, aber auch in Finance voraus. Ich persönliche beschäftige mich schon seit über zehn Jahren mit der Digitalisierung im Gesundheitswesen und der Bewertung von Unternehmen im Kontext von M&A und Venture Transaktionen. Eigentlich kann jeder der Kapital hat dieses auch investieren, aber fehlt der erwähnte Kontext, ziehen weder der Investor noch das Startup einen Vorteil daraus. Insbesondere nicht im Gesundheitswesen, wo es um echte Lösungen geht.
In der VC-Welt wird oftmals mit Millionenbeträgen hantiert, wird Dir da nicht manchmal mulmig zumute – bei diesen Summen?
Mir wird eher mulmig bei der Vorstellung, dass jeden Tag unternehmerische Potentiale und Talente verschenkt werden, weil die richtigen Mittel und Ressourcen nicht zum richtigen Zeitpunkt den richtigen Unternehmern zur Verfügung stehen. Hinter den für uns relevanten Zahlen stehen immer begeisternde Unternehmer, deren ganzes Herzblut in den Unternehmen steckt, die sie aufbauen. Schon vor diesem Hintergrund, aber nicht zuletzt auch wegen den hohen Beträgen die im Spiel sind, ist natürlich höchste Professionalität und Sorgfalt unabdingbar. Ein aufregendes Gefühl bei Millionen mit einer wirklich guten Lösung erreichten Nutzern habe ich aber natürlich schon.
Was sollte jeder Gründer über Euch – als VC – wissen – wie etwa grenzt Ihr Euch von anderen Investoren ab?
Digital Health Ventures hat eine klare Spezialisierung auf digitale Gesundheit. Gründer die mit uns arbeiten wissen, dass wir genauso für Digital Health brennen wie sie. Gleichzeitig verstecken wir uns nicht hinter einer Investorenfassade. Ich glaube, wir sind nahbar und entspannt, so wie die Grundstimmung auch in einem Startup ist. Man kann über alles reden und wenn es drauf ankommt werden die Ärmel hochgekrempelt. Außerdem sind wir ein sehr fokussiertes Team und unsere Portfoliounternehmen kennen jeden DHV-Mitarbeiter. So entsteht mit der Zeit eine starke Vertrauensbasis über die wir uns immer wieder freuen.
Welche Unterstützung bietet Ihr – neben Geld?
Wir stellen unseren Portfoliounternehmen unser Netzwerk zur Verfügung, unterstützen bei strategischen Überlegungen und allgemein beim Business Development. Häufig ergeben sich auch gemeinsame Projekte, zum Beispiel auf Events.
Wie organisiert Ihr den Austausch mit Euren Portfolio-Firmen, welche Tools nutzt Ihr?
Wir sehen unsere Portfoliounternehmen zu regelmäßigen Terminen, nutzen Reportings und stehen auch sonst in engem Austausch. Dabei geht es nicht nur um das Abrufen von Zahlen. Wenn wir investieren sind wir auch wirklich von einem Unternehmen begeistert, dann freuen wir uns über jede Entwicklung, auch als Kurznachricht zwischendurch.
Wie entscheidet Ihr, ob Ihr in ein Start-up investiert: Bauchgefühl, Daten, Beides oder was ganz Anderes?
Natürlich entwickelt man im Laufe der Zeit ein gewisses Gespür für Investitionen, aber dann erst fängt die eigentliche Detektivarbeit an. Bauchgefühl hin oder her, ohne eine tiefgründige Analyse des Unternehmens können wir keine Entscheidung treffen. Am besten laufen Investitionsgespräche wenn wir merken, dass die Gründer sich voll und ganz in ihrem Unternehmen auskennen.
Was ist wichtiger: Das Team oder die Idee?
Beides ist sehr wichtig, denn das Eine geht nicht ohne das Andere. Hat man ein großartiges Team und die Idee fehlt, kann man diese nur schlecht von außen einpflanzen, denn dann fehlt dem Startup der Drive. Hat man die richtige Idee, aber das Team passt nicht, steht man vor einer ähnlichen Herausforderung. Auch hier verliert das Startup auf lange Zeit an Elan und Wirkkraft. Am schnellsten findet ein Startup seinen Weg, wenn eben doch beides zusammenspielt.
Wie sieht das ideale Gründerteam aus bzw. gibt es überhaupt das ideale Gründerteam?
Wir beobachten immer wieder sehr verschiedene Gründerstile bei Startups. Konflikte tauchen zum Beispiel dann auf, wenn diese Stile innerhalb des Gründerteams nicht harmonisieren. Aber es geht auch anders. Wir haben genauso schon Teams beobachtet, die nicht unterschiedlicher hätten sein können, ihre Unterschiede aber maximal genutzt haben. Ein diverses Gründerteam zu haben bietet meiner Meinung nach definitiv Vorteile, denn will ein Startup erfolgreich sein, müssen die Aufgaben irgendwann verteilt werden. Dann braucht ein Team mehr als nur Allrounder.
Nicht jedes Start-up läuft rund, nicht jedes wird ein Erfolg. Was macht Ihr, wenn eine Eurer Beteiligungen in Schieflage gerät?
Wir versuchen den Moment der Schieflage vorher abzupassen. Zu unserer Arbeit als Investor gehört es, einen wachen Blick auf das Startup und die Stimmung im Team zu haben. Meistens kann man schon einige Zeit im Voraus erahnen, wo eventuelle Stolperfallen lauern und dann sind wir natürlich sofort da und helfen wo wir können.
Und woran merkt Ihr, dass Ihr bei einem Start-up die endgültige Reißleine ziehen müsst?
Wenn keine Kommunikation mehr möglich ist, müssen wir als Investoren zurücktreten. Wir investieren nur, wenn es auch eine Vertrauensbasis gibt und die kann man ohne eine gute Kommunikation nicht aufbauen.
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