"Internet ohne spürbare Ladezeiten"

Baqend will das Internet einfach schneller machen

"Einige Start-ups machen den Fehler, den Wunsch des Gründens über die Substanz der Idee zu stellen. Dabei fehlt dann zuweilen im Geschäftsmodell ein nachhaltiger Wettbewerbsvorteil. Bei Baqend gab es zuerst den USP", sagt Baqend-Macher Felix Gessert.
Baqend will das Internet einfach schneller machen
Montag, 20. Februar 2017VonAlexander

Jens Schumann, Gründer von Tipp24, und Martin Dräger, Gründer von Share-If-You-Like, investierten Ende des vergangenen Jahres in Baqend, eine cloudbasierte Technologielösung, die bessere Seitenladezeiten verspricht. Mit der Finanzierungsrunde will das Start-up seine “Produktentwicklung weiter vorantreiben, die Internationalisierung anschieben sowie das Team weiter ausbauen”. Zeit sich das Start-up einmal näher anzusehen.

Vorangetrieben wird das Hamburger Start-up von Malte Lauenroth, Florian Bücklers, Erik Witt, Hannes Kuhlmann und Felix Gessert. “Baqend begann, als Florian und ich während unseres Studiums überlegten, wie man die bestehenden Zwischenspeicher im Internet dafür verwenden kann, Cloud-Services zu beschleunigen. Schnell war klar, dass diese Basistechnologie zu erfolgversprechend war, um in einer Schublade zu verstauben. Daher sicherten wir uns die Unterstützung des besten Entwicklers und Betriebswirts, die wir kannten und gründeten mit ihnen zusammen Baqend. Nur dank unseres enthusiastischen und schnell-lernenden Teams war es möglich, aus einigen Algorithmen ein marktfähiges Produkt zu entwickeln”, sagt Gessert zur Entstehungsgeschichte von Baqend.

Die Jungfirma finanziert sich über einen Software-as-a-Service-Ansatz mit einem Pay-Per-Use-Preismodell. “Kunden zahlen nur für Traffic und Anfragen, die sie tatsächlich nutzen, während die Infrastruktur automatisch mitskaliert”, berichtet Gessert. Zielkunden des Start-ups sind Web-, App- und Werbeagenturen, Softwareunternehmen, Shops und Online Businesses.

“Bei Baqend gab es zuerst den USP”

Im Mini-Interview mit deutsche-startups.de spricht Baqend-Macher Felix Gessert über Nutzerzufriedenheit, Ladezeiten und Doktorarbeiten.

Welches Problem wollen Sie mit Baqend lösen?
Langsame Ladezeiten sind nicht nur nervig, sie beeinflussen auch einige der wichtigsten Business-Metriken, etwa Besucher, Nutzerzufriedenheit, Umsatz, Verweildauer und Conversion Rates. Mit Baqend lösen wir das Problem von langsamen Webseiten, indem wir einen Cloud-Service bereitstellen, mit dem Entwickler extrem schnelle und skalierbare Anwendungen umsetzen können. Konkret heißt das: Wir machen das Internet schneller. Ladezeiten von Webseiten sind vor allem im E-Commerce ein entscheidender Faktor. Laut Amazon lässt sich der erzielte Umsatz mit 100 Millisekunden schnelleren Ladezeiten um 1 % verbessern. Bei der Größe von Amazon bedeutet das etwa 1,3 Milliarde Euro Umsatz. Mit unserer Plattform wollen wir Webseiten nicht nur marginal beschleunigen. Wir wollen sie so schnell machen, dass Ladezeiten nicht mehr spürbar sind, also zu einem Relikt des Webs der frühen Tage werden.

Jede Woche entstehen dutzende neue Start-ups, warum wird ausgerechnet Baqend ein Erfolg?
Einige Start-ups machen den Fehler, den Wunsch des Gründens über die Substanz der Idee zu stellen. Dabei fehlt dann zuweilen im Geschäftsmodell ein nachhaltiger Wettbewerbsvorteil. Bei Baqend gab es zuerst den USP, nämlich eine in 20 Mannjahren Forschung und drei Doktorarbeiten entwickelte Caching-Technologie für die schnellere Auslieferung von Website-Content. Um die völlig neue Technologie herum haben wir dann sorgfältig ein Business-Modell entwickelt, mit dem Ziel, diese Beschleunigung möglichst breit nutzbar zu machen. Dass der Markt ein extrem hohes Interesse an unserer Lösung hat, konnten wir anhand der großen Anzahl organisch gewonnener Nutzer und Kunden bereits belegen. Ein Beispiel für eine Erfolgsgeschichte ist das Start-up Thinks, das in seinem Baqend-basierten Online-Shop ein Fitness-Handtuch verkauft. Die Gründer waren letzten Sommer bei der Vox-Show “Die Höhle der Löwen”. Während ein Großteil der Wettbewerber offline war, erreichte der Baqend-basierte Shop durchgehend Ladezeiten von unter einer Sekunde und war damit 10x schneller als Amazon und das bei 50 Tausend gleichzeitigen Nutzern und einer Conversion Rate von 7,3 %.

Wer sind Ihre Konkurrenten?
Baqend adressiert den 3 Milliarden Euro großen Backend-as-a-Service-Markt, mit einem Fokus auf datengetriebene, performancekritische und skalierbare Anwendungen (z.B. Shops und Social Networks). Laut Marktforschern wächst dieser Markt jedes Jahr um 90 %. Dementsprechend gibt es bereits zahlreiche Konkurrenten in diesem wachstumsstarken Cloud-Segment. Der entscheidende Vorteil, der uns von Konkurrenten wie Firebase und Kinvey abhebt ist Geschwindigkeit: im Schnitt lädt eine Seite auf Baqend 15,4-mal schneller. Das ist also so, als ob man beim Autofahren in der Stadt nicht eine halbe Minute an der Ampel steht, sondern zwei Sekunden. Diese Tests kann jeder auf unserer Webseite überprüfen. Unserer Vision eines Internets ohne spürbare Ladezeiten kommen wir dadurch immer näher.

Wo steht Baqend in einem Jahr?
Unsere zwei wichtigsten Herausforderungen sind der Aufbau eines Vertriebsteams und die Internationalisierung. Technisch ist Baqend bereits international einsetzbar. Bis Ende des Jahres wollen wir deshalb im US-Markt Fuß fassen und uns dort als Cloud-Technologieanbieter positionieren. Als konkrete Ziele haben wir uns gesteckt, dass wir bis Ende des Jahres 50.000 auf Baqend laufenden Anwendungen erreichen wollen sowie mindestens 200 zahlende Kunden. Zudem wollen wir unser Team von derzeit 8 auf 13 bis 15 Mitarbeiter vergrößern. Wir haben festgestellt, dass unsere technischen Blogposts gut funktionieren und bereits mehrere Hunderttausend Leser hatten. Darauf aufbauend wollen wir uns in diesem Jahr einen Ruf als Thought-Leader im Bereich Web Performance erarbeiten. Technisch werden wir Baqend weiterentwickeln, um es noch einfacher für den E-Commerce einsetzbar zu machen. Wir wollen möglichst vielen Shops ermöglichen, unsere Beschleunigung mit geringem Aufwand einzusetzen.

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Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.