Jan Becker im Interview

“Der Pivot hat viele neue Aufgabenbereiche geschaffen”

"Wir standen vor dem Problem, dass wir ohne großes Budget kein umfangreiches Marketing zur Nutzergewinnung betreiben konnten. Hierdurch fehlten die Nutzer in unserer App und somit fehlte uns auch die Möglichkeit ein Geschäftsmodell erfolgreich umzusetzen", sagt Jan Becker von Heute in Hamburg.
“Der Pivot hat viele neue Aufgabenbereiche geschaffen”
Freitag, 9. Dezember 2016VonAlexander

In unserem Themenschwerpunkt Pivot geht es um Start-ups, die ihren Kurs geändert haben. Grundsätzlich hat sich ein strategischer Kurswechsel bei vielen Startups bewährt. Statt ein totes Pferd zu reiten, ist ein Pivot immer die bessere Entscheidung. Im Pivot-Interview mit deutsche-startups.de spricht Jan Becker, Gründer von Eventplaner Heute in Hamburg, über Nutzergewinnung, Überzeugungen und Learnings.

SessionLine sollte “die Anlaufstelle für gemeinsame Unternehmungen werden”. Inzwischen ist das Projekt Geschichte und ihr macht den Eventplaner Heute in Hamburg. Warum dieser Wandel?
Bei unserem Pivot kann man nicht davon sprechen, dass wir unser Geschäftsmodell in einem klassischen Sinn geändert haben. Wir standen vor dem Problem, dass wir ohne großes Budget kein umfangreiches Marketing zur Nutzergewinnung betreiben konnten. Hierdurch fehlten die Nutzer in unserer App und somit fehlte uns auch die Möglichkeit ein Geschäftsmodell erfolgreich umzusetzen. Bevor wir unsere gesamte Arbeit einfach so aufgegeben hätten, wollten wir mit einer letzten sehr günstigen Content-Marketing-Aktion noch einen Versuch zur Nutzergewinnung starten. Das diese Aktion so gut ankommen würde und wir somit mehr oder weniger in einem neuen Gewand und mit einem neuen Konzept unser eigentlich angedachtes Geschäftsmodell umsetzen konnten, war nicht wirklich geplant.

Was war die größte Herausforderung, was die größte Schwierigkeit bei diesem Wandel?
Auf jeden Fall das Loslassen vom mit viel Herzblut aufgebautem ersten Produkt. Ich denke so wird es jedem Gründer gehen, der aus Überzeugung eine Unternehmung gestartet hat. Neben dem Loslassen vom Alten hat der Pivot bei uns viele neue Aufgabenbereiche geschaffen und andere wiederum unnötig gemacht. Hier muss man schnell einen klaren Fokus auf die wichtigen und wesentlichen Dinge legen, damit man sich nicht durch Altlasten ablenken lässt.

Hat sich der Wandel gelohnt?
Auf jeden Fall. Wir sind inzwischen aus der Hamburger Eventszene nicht mehr wegzudenken, gestalten die Freizeit vieler Hamburger, haben ein neunköpfiges Team aufgebaut und sind seit ein paar Wochen auch mit einer Facebook-Seite in Köln vertreten. Dies alles aus dem eigenen Cashflow und ohne Fremdkapital.

Welchen Tipp gibst du anderen Gründern, die vor einem Pivot stehen?
Aus unserer Sicht sollte neben den offensichtlichen Problemen und auch immer hinterfragt werden ob das Team auch noch nach einem möglichen Pivot voll und ganz hinter der Unternehmung stehen kann. Unser wichtigstes Learning war auf jeden Fall, dass am Ende das Team zählt.

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Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.