Bootstrapping
lootchest: Mit Batman und Co. zum Millionenumsatz
Im idyllischen Goch in Nordrhein-Westfalen rattern jeden Monat drei Thermodrucker zwei Tage lang, um die Versandetiketten für die neueste Abobox aus dem Hause lootchest zu drucken. Das gebootstrappte Unternehmen, das im Frühjahr 2014 an den Start ging, verfügt nach eigenen Angaben mittlerweile über rund 7.000 Kunden. Diese bekommen jeweils Mitte des Monats eine neue Box zugeschickt. Darin sind allerlei Merchandinsing-Sachen zu aktuellen Filmen, Nerd-Dauerthemen und anderen Dingen, die Geeks begeistern.
In den USA machte Loot Crate Aboboxen für Gamer, Geeks und Nerds populär. lootchest-Macher Nils Bartels suchte anfangs den Kontakt zum amerikanischen Vorbild. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten hatte man aber kein Interesse an einer Zusammenarbeit – so entstand dann lootchest. Bartels und seine Mitstreiter investierten zum Start Geld in eine Firmengründung – zunächst eine GbR, später dann eine UG – und ein Shopsystem. Zum Start 2014 waren dann nach einiger Vorlaufzeit rund 70 Kunden an Bord. Schnell wurden es danach mehr. In den Folgemonaten wuchs die Kundenzahl auf 150 und dann 400.
Nun knapp zweieinhalb Jahre nach dem Start sind es die genannten 7.000 Kunden – darunter vor allem Männer. Der Anteil der weiblichen lootchest-Fans liegt aber immerhin bei etwa 24 %. Die lootchester bezahlen zwischen 19,95 und 24,95 im Monat für ihre Box. “90 % unserer unserer Kunden entscheiden sich für ein 6-Monatsabo”, sagt Bartels im Gespräch mit deutsche-startups.de. Die Kündigungsrate betrage unter 3 %. Das Start-up mit seinen 14 Mitarbeitern, das seit dem dritten Monat profitabel ist, kann somit langfristig planen und sich bereits über einen niedrigen siebenstelligen Umsatz freuen. Für 2016 peilt Bartels rund 2 Millionen Euro Umsatz an. Bei gerade einmal rund 1.000 Euro Anfangsinvestition keine schlechte Ausbeute. Vor allem, wenn man denkt, dass die Jungfirma kein Geld für Marketing ausgeben hat. Mund-zu-Mund-Propaganda ließ lootchest wachsen – und YouTuber, die die Boxen der Abofirma auspacken.
Was rückblickend nach einem graden Weg zum Erfolg aussieht, war aber auch bei lootchest ein teils schwieriger Weg. Anfangs fehlten vernünftige technische System für die Abbildung des Abo-Systems, Hersteller musste Bartels sein Geschäftsmodell ellenlang erklären und das Abomodell war und ist in Deutschland immer etwas verpönt. Das letzte Problem löst das lootchest-Team ganz pragmatisch: Die Kunden können jederzeit online kündigen.
Andere Probleme bei lootchest entstanden erst, als das Unternehmen schon erfolgreich unterwegs war. Als die Boxbox einige tausend Kunden hatte, wurde die Beschaffung der Waren ein großes Problem. Eine solche Anzahl an Produkten hatten die Lieferanten einfach nicht auf Lager. Die lootchest-Mannschaft musste die Produkte – etwa Sammelfiguren von Captain America – nun selbst produzieren lassen, und zwar mit deutlich mehr Vorlauf. Was zu neuen Problemen führte – etwa mit dem Zoll, der die Lieferungen an lootchest immer mal wieder kritisch beäugt.
Nur einmal in der kurzen aber ereignisreichen Geschichte von lootchest platzte deswegen der Versandtermin zur Monatsmitte. “Ansonsten sind die Boxen immer am 15 des Monat raus gegangen”, sagt Bartels stolz. Richtig stolz ist der lootchest-Macher zudem darauf, dass sein Unternehmen bisher komplett ohne fremdes Geld ausgekommen ist.
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