Gastbeitrag von Joachim Görbert

Businessplan: So demonstriert man kraftvoll Ambitionen

Businesspläne werden in 90% der Fälle mit der Motivation erstellt, finanzielle Unterstützung für die Entwicklung einer Idee zu erhalten. Bei der Neugründung und gerade beim Schreiben eines Businessplans, sind die Unternehmensziele vielen Gründern oft leider in nur unzureichendem Maße deutlich.
Businessplan: So demonstriert man kraftvoll Ambitionen
Dienstag, 26. Juli 2016VonTeam

Jede Gründung beginnt mit einem Traum. Ob dieser im kleinteiligen Arbeitsalltag verloren geht oder als Ziel für das Team und auch die Außenwelt in allen Phasen der Geschäftsgründung bestehen bleibt? Das Überleben der Vision hängt unter anderem davon ab, ob es Gründern gelingt, Ihren Traum wirklich in Worte zu fassen und mit anderen zu teilen, andere Menschen mitzureißen und zu begeistern.

Der große technische Durchbruch, finanzielle Unabhängigkeit, die Verbesserung von Lebensbedingungen- Jeder Unternehmer hat eine andere Gründungsmotivation. Gründen mehrere Personen gemeinsam, kann es auch sein, dass sich die Ideen und Zukunftskonzepte im Einzelnen unterscheiden. Hier ist es wichtig, abzuklären, wo jeder sich in einigen Jahren sieht, denn wenn schon anfangs Unklarheiten über den gemeinsamen Weg bestehen, kann es später zu unnötigen Reibereien kommen. Das Verfassen eines Businessplans kann die perfekte Gelegenheit bieten, um schon vor der Abfahrt zu klären, wohin das gemeinsame Boot steuern soll. Der Gliederungspunkt “Vision & Mission Statement“ ist, richtig ausgeführt, genau hierfür perfekt geeignet.

Das Vision & Mission Statement im Businessplan

Das Vision & Mission Statement in einem Businessplan wird im Vergleich zu Marktanalyse und Finanzplan als stark untergeordnete Priorität betrachtet. Oft zu Unrecht, denn selbst gestandene Unternehmer wissen: Wer ein Warum hat, erträgt jedes Wie.
Auch wenn in vielen Vision & Mission Statements harte Fakten und Zahlen fehlen, die Direktive gibt über den Kern des Unternehmens Auskunft. Es drückt Prinzipien aus, zeigt welche Werte das Unternehmen vertritt und damit auch, welchen emotionalen Nutzen Stakeholder gegebenenfalls aus dem Unternehmen ziehen.

Die Zukunft, in der sich die Gründer sehen, bildet das ideelle Fundament, den Motiv-Grundstein des Unternehmens. Von hier aus kann der gesamte Businessplan sozusagen rückwärts aufgebaut werden. Der gemeinsame Traum ist das übergeordnete Unternehmensziel. Von diesem vorangestellten Ziel lassen sich dann mittel- und langfristige Unternehmensziele ableiten, sowie verbindliche Meilensteine auf dem Weg zur Erfüllung festlegen. Damit besitzt das Startup bereits einen Plan, auf den sowohl Marketingstrategien aber auch der Finanzplan aufgebaut werden kann. Dies macht das Vision & Mission Statement zu einem zentralen strategischen Bestandteil des Businessplans.

Vision & Mission: Wohin soll es gehen auf lange Sicht?

Meist synonym verwendet, sind Vision und Mission streng genommen zwei unterschiedliche Gliederungspunkte, und in manchen Businessplänen werden die beiden Businessplan-Bestandteile auch räumlich unterteilt. Generell kann gesagt werden, dass die Vision vom „planvollen Träumen“ handelt, die Mission dagegen davon, wie dieser Traum umgesetzt werden soll. Beide sollen Identifikation mit dem Unternehmen ermöglichen. Die Vision nach innen, die Mission nach außen hin. Im Idealfall bilden Vision und Mission eine Einheit, weshalb viele Unternehmen die beiden Begriffe nicht getrennt voneinander betrachten.

Das Vision-Statement ist idealerweise kurz und klar in einem einzigen Satz formuliert und einerseits visionär (think big), andererseits aber auch realistisch. Der Fokus ist abhängig davon, was dem Unternehmen wichtig ist. Für manche mag dies der Umweltschutz sein, andere wollen eine hohe Kundenzufriedenheit erreichen.

Das klassische Mission Statement hingegen wird konkreter, nämlich darin wie genau dieses Ziel erreicht werden soll. Was genau kann das Startup in der gegenwärtigen Situation anbieten, damit die Vision in der Zukunft Wirklichkeit wird? Es sagt zudem etwas über den Nutzen aus, den Kunden, aber auch Investoren und Lieferanten vom Unternehmen haben. Sind beispielswiese glückliche Kunden die Vision, kann die Mission lauten, dass das ganze Team einen bestmöglichen Kundenservice anbietet.

Wie sollte man die Statements umsetzen im Businessplan?

Businesspläne werden in 90% der Fälle mit der Motivation erstellt, finanzielle Unterstützung für die Entwicklung einer Idee zu erhalten. Bei der Neugründung und gerade beim Schreiben eines Businessplans, sind die Unternehmensziele vielen Gründern oft leider in nur unzureichendem Maße deutlich.

Nun ist es nicht zwingend erforderlich, dass Vision & Mission im Businessplan bereits exakte Auskunft über die geplante Zukunft geben, gerade bei kleineren Gründungen. Deshalb muss im Businessplan eigentlich noch kein druckreifer Satz stehen, wie man sie auf Webseiten oder in den Medien zitiert kennt. Es ist ausreichend, dass die grundsätzliche Richtung des Unternehmens erkennbar ist.

Bei größeren Ambitionen gilt: Je schärfer die Vision, desto besser. Dabei sollte man jedoch erst in den Folgeschritten lange an der exakten Formulierung feilen. Denn diese Energie ist am Anfang in anderen Bereichen gewinnbringender investiert. Eines Tages jedoch wird einen die Aufgabe bestimmt wieder einholen. Die Grenzen unserer Sprache sind die Grenzen unserer Welt, und wer einmal richtig eingrenzt, kann sich in stürmischen Zeiten immer an seinem Hauptziel orientieren.

Das Vision & Mission Statement dient auch potentiellen Investoren als Orientierung zum Verständnis des Charakters der Gründung / der Gründer und liefert zentrale Informationen zur geplanten Unternehmenskultur / -Philosophie. Zudem soll die skizzierte Vision im Businessplan dem Start-Up später als Inspiration bei der Ausformulierung eines endgültigen Vision & Mission Statements helfen.

Das Vision & Mission Statement für ein Startup finden

Je nach Größe des Unternehmens sollten die Gründer selbst, sowie zentrale Mitarbeiter in den Findungsprozess einbezogen werden. Ausgehend von den einzelnen Vorstellungen der Beitragenden, können gemeinsame Werte herausgefiltert und eine Vision abgeleitet werden, die alle Beteiligten und hoffentlich auch gegenwärtige und zukünftige Stakeholder verstehen und gutheißen können.

Dazu eignen sich beispielweise Brainstorming und andere kreative Prozesse wie Mind Mapping / Business Canvas Modelling, welche die Frage beantworten, wo das Unternehmen in menschlichen, Kommunikations- und Personalkulturaspekten langfristig stehen soll. Geht es darum, das stärkste Unternehmen in der Branche zu werden? Soll eine Technologie revolutioniert oder der Welthunger bekämpft werden? Mit welcher Vision, welchem Ziel kann sich das Gründungsunternehmen identifizieren? Gibt es eine Leidenschaft, die man teilt, aus der heraus die Energie mobilisiert werden kann, auch in schwierigen Zeiten Kurs zu halten?

Ist die Vision gefunden, kann als nächster Schritt überlegt werden, wie dieses Ziel zum Nutzen der Stakeholder umgesetzt werden kann. Was bietet das Unternehmen an, um die Vision umzusetzen? Soll die Marktführung in einem Bereich erkämpft werden, ist vielleicht das beste Preis-Leistungs- Verhältnis in der Branche ausschlaggebend. Eine neue Technologie kann wiederum durch eine anwenderfreundlichere Benutzeroberfläche revolutioniert werden, wodurch es auf einen ausgeprägten Perfektionismus ankommt.

Fazit: Keine Angst vor ambitionierten Zielen

Der gemeinsame Traum, die gemeinsame Vision ist Grundlage für die Formulierung der Ziele, ergo von strategischem Wert und dadurch Teil der Basis für die weitere Planung des Gründungsvorhabens.

Wer sich Zeit nimmt, eine überzeugende Vision schon zu Beginn der Unternehmensgründung festzulegen, spart sich im Nachgang viele Unklarheiten im Team. Im weitergehenden Prozess kann das Startup immer wieder auf die gemeinsame Vision und die geteilte Mission zurückgreifen, um bei all den Kompromissen, die man in der Regel gezwungen ist einzugehen, den Warum-Kern des Unternehmens nicht aus den Augen zu verlieren.

Weniger die Banken, aber die Investoren wissen es zu schätzen, wenn Sie eine ehrgeizige Vision verfolgen. Gerade die Tech-Startups haben oftmals Ideen, welche die Welt verändern können. Doch sei es auch nur das Restaurant in einer Kleinstadt- Es gibt immer Sterne, nach denen man greifen kann: Qualität, Nachhaltigkeit, Wachstumsziele, Transformation, ein besonderer Dienst für eine bestimmte Gruppe von Menschen, Forschung und Entwicklung etc. In diesen Dimensionen müssen Sie denken- der Rest ergibt sich dann manchmal wie von selbst.

Passend zum Thema: “6 kostenlose Excel-Finanzplanvorlagen im Vergleichstest

Über den Autor
Seit 2007 begleitet Joachim Görbert mit seiner Wissensplattform BrainHive.de Gründer auf ihrem Weg ins Unternehmertum, insbesondere in Sachen Businessplanberatung.