Right User, right App, right Time

Was junge Gründer über ihre Zielgruppe wissen sollten

Maßgebend zur Vermeidung von Streuverlusten ist es, den richtigen Nutzer, zur richtigen Zeit in der richtigen Situation zu erreichen. Je nach App-Kategorie ist diese anders. Wichtigste Erkenntnis: Frauen interessieren sich mehr und mehr für Games und potentielle Food-App-Nutzer erreicht man am besten am Wochenende.
Was junge Gründer über ihre Zielgruppe wissen sollten
Mittwoch, 22. Juni 2016VonTeam

Junge Gründer im B2C Bereich stehen am Anfang des Gründungsprozesses vor vielen Herausforderungen. Ist das Setup einmal aufgesetzt und das Produkt reif für den Markt, steht eines im Vordergrund: die Gewinnung von Nutzern. Dabei steht Gründern digitaler Geschäftsmodelle die volle Bandbreite des Marketingportfolios zur Verfügung: Von der klassischen Plakatwerbung bis hin zur gezielten Aussteuerung von In-App-Adverstising ist alles möglich. Maßgebend ist dabei die Vermeidung von Streuverlusten mit dem Ziel, den richtigen Nutzer, zur richtigen Zeit in der richtigen Situation zu erreichen.

Dabei ist es Gold wert, im Vorfeld schon so viel wie möglich über die eigene Zielgruppe zu wissen. Aus eigenen als auch Sekundärdaten haben wir für verschiedene App-Kategorien einen Zielgruppenguide erstellt. Wichtigste Erkenntnis: Frauen interessieren sich mehr und mehr für Games und potentielle Food-App-Nutzer erreicht man am besten am Wochenende.

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Mobile Commerce / Shopping
Shopping Apps sind ein wachsender Markt im Mobile-Sektor. Zwar werden die meisten Einkäufe noch in der Desktopversion getätigt, mobile Nutzer investieren jedoch deutlich mehr Geld mit einzelnen Bestellungen. Dominierend sind dabei weibliche Nutzer. Der mobile Nutzer ist also wesentlich spendierfreudiger. Bei der Wahl des digitalen Kanals zur Nutzergenerierung spielen Web-Banner und Social Media eine entscheidende Rolle, insbesondere auf Instagram funktioniert die Nutzeransprache. Generell ist festzuhalten, dass Nutzer mit iOS-Device aktiver in den Apps sind, als Android-Nutzer. Vom zeitlichen Gesichtspunkt aus gesehen sind die Feiertage ein entscheidender Faktor. Zu Anlässen wie Weihnachten oder Black Friday steigt die Kaufbereitschaft merklich. Auf individueller Ebene ist es auch sinnvoll, persönliche Feiertage wie beispielsweise Hochzeits- oder Geburtstag zu berücksichtigen. Eine direkte Korrelation zum verfügbaren Kapital ist auch messbar, so steigt die Zahl der Kaufentscheidungen am Anfang eines jeden Monats an, gegen Ende nehmen sie ab. Ideales Werbeumfeld: Eine Frau mit iOS-Gerät an ihrem Geburtstag auf Instagram.

Food
Food Apps schießen wie Pilze aus dem Boden. Das Angebot variiert von klassischen Lieferservices bis hin zu Video-Tutorials zur Zubereitung. Hinsichtlich der Geschlechter kann hier keine eindeutige Tendenz festgestellt werden, sondern eher in der Zusammensetzung des Haushalts: Singles dominieren bei Liefer-Services. Hauptnutzungszeit von Food-Apps ist an den Wochenenden mit einer Peaktime zwischen 22 Uhr abends und 1 Uhr nachts. Es ist die Zeit, in der junge mobile Nutzer sich auf die Nacht in Bars und Clubs vorbereiten und davor in der Gruppe gemeinsam Essen bestellen oder zubereiten.

Transportation
Transportation Apps wie Uber oder Lyft werden hauptsächlich während des Tages genutzt. Die häufigste Nutzungssituation von Transportation-Apps findet im Business-Kontext statt, folglich also während Geschäftszeiten und in den Rush-Hours der Städte. Tatsächlich sind Nutzer von Taxi- und anderen Transportation-Apps häufige Nutzer von öffentlichen Verkehrsmitteln. In einer Studie zum Vergleich von Nutzern von Uber und Lyft geben mehr als 50% der Teilnehmer an, Bus und Bahn regelmäßig zu nutzen. Generell sind diese Nutzer keine großen Auto-Fans. 20% gaben an, den Autokauf durch die Nutzung der Taxi-App verschoben zu haben. 18% gaben sogar an, auf einen Autokauf zu verzichten und 21% verkauften die Autos. Als Werbeumfeld passen also Auto-Websites und Tuning-Magazine eher weniger. Auf das Geschlecht bezogen gibt es keine signifikanten Unterschiede. Die Kernzielgruppe ist zwischen 25 und 34 Jahre alt. Hinsichtlich des Betriebssystems gibt es länderspezifische Unterschiede. In Deutschland liegt Android leicht vorn, während in den skandinavischen Ländern die iOS Geräte dominieren.

Travel
Die Nutzer von Travel-Apps sind hinsichtlich des Alters sehr breit aufgestellt und variieren zwischen 18 und 50 Jahren. Nutzer von Reise-Apps treffen ihre nächste Kaufentscheidung oft genau dann, wenn sie ihre letzte Reise beendet haben. Das Reisfieber wirkt dann noch nach. Reiseapps verzeichnen die größte Aktivität ihrer Nutzer in Monaten unmittelbar nach den klassischen Ferienzeiten. Darüber hinaus lässt sich sagen, dass Familien signifikant früher buchen als Singles, der Planungsaufwand ist entsprechend höher. Hier sind Frauen die Entscheider, die über Ziel und Art der Reise entscheiden. Die häufigsten Urlaubsentscheidungen werden am Ende des Jahres getroffen, wenn es um den großen Jahresurlaub für das kommende Jahr geht. Kurzurlaube werden wenige Tage vor Feier- und Brückentagen gebucht.

Dating
Auch wenn es dem Grundkonzept der Apps widerspricht: Derzeit ist ein Großteil der Dating-App-Nutzer männlich. Die Installationen in den Sommermonaten wachsen merklich, pünktlich zu den Frühlingsgefühlen steigt also auch die Bereitschaft, sich auf Dating-Portalen zu tummeln. Gerade weil die Zielgruppe derzeit männlich ist, wäre es an der Zeit, die weibliche Zielgruppe mehr ins Auge zu fassen, denn hier schlummert das größte Potenzial. Erstaunlich sind Erkenntnisse einer deutschlandweiten Online-Befragung der Fresenius Hochschule in Köln, in der 58% der Befragten angaben, Single zu sein. Demnach befinden sich stolze 42% in einer festen Beziehung. Das Durchschnittsalter bei Dating-App-Nutzern liegt bei rund 24 Jahren.

Gaming
Im Gaming-Bereich wird unterschieden zwischen Casual Games und Action Games. Casual Games sind spiele, die sich durch leichte Zugänglichkeit und intuitive Bedienung auszeichnen. Action Games sind komplexer, sie fordern überwiegend Geschicklichkeit und Reaktionsschnelligkeit. Generell ist das Thema Gaming von Männern dominiert. Insgesamt sind rund 75% der Online-Gamer männlich. Bei Casual Games holen weibliche Spieler jedoch auf: Das Verhältnis liegt dort nur noch bei 60% zu 40% zugunsten der Herren. Im Games-Bereich dominieren Android-Devices. 75% der Online-Games-Aktivität findet auf Android-Geräten statt. Betrachtet man den Return on Invest so kehrt sich dieses Bild jedoch um. iOS User machen 80% des ROIs bei Mobile-Games aus. Generell ist die Masse der Mobile-Gamer nicht investitionsfreudig. Der Kanal, der zu den besten Conversions führt, ist Facebook. Durchschnittlich spielen deutsche Gamer rund 3-4 Stunden pro Woche Mobile Games. Peak-Zeiten sind hier die Morgen- und Abendstunden. Games dienen hier meist als Überbrückung von Wartezeiten, beispielsweise in der Bahn auf dem Weg zur Arbeit oder nach Hause. Auch das Thema Dual Consumption spielt eine gewichtige Rolle. Spiele werden oft parallel zu anderen Medien genutzt, wie beispielsweise TV-Nutzung. Hier lohnt es sich, beim Timing der Werbung auf TV Events zu setzen, wie beispielsweise wichtige Fußballspiele oder Wettkämpfe während der Olympischen Spiele. Auch innerhalb von Serien-Streams lohnt sich eine Werbeplatzierung.

Zur Person
Tobias Schlitzke ist COO von crobo, einem Mobile Performance Marketing Unternehmen.

Foto: APPS concept with young man holding his smartphone outside in the park toward sunset from Shutterstock