Gastbeitrag von Bruce Pon
So akquiriert man Fördermittel – ein Erfahrungsbericht
Jedes Start-up hat zwei ganz wesentliche Probleme: Zu wenig Geld und deshalb nie genügend Leute, die sich um die Entwicklung des Produktes kümmern können. Venture Capital, Bankkredite oder andere Investitionsquellen sorgen für eine finanzielle Basis in der ersten turbulenten Zeit. Darüber hinaus sind öffentliche Fördermittel eine gute Unterstützung – wie sich nach eigener Erfahrung zeigt.
Was wir bei ascribe tun
Gemeinsam mit Trent und Masha McConaghy habe ich ascribe im August 2014 gegründet. Bereits im Frühjahr 2015 launchten wir unsere Plattform, mit der wir die Möglichkeit bieten, digitales Eigentum wie Fotos, 3D-Modelle und -Designs sowie digitale Kunst in einer Ownership Registry zu registrieren. Die Künstler schützen ihr Eigentum damit online gegen Urheberrechtsverletzungen. Dass es Bedarf an einem solchem Eigentumsregister gibt, zeigt die große Nachfrage. Bisher haben bereits mehr als 5.000 Künstler über 10.000 digitale Kunstwerke und 43.000 einzigartige Editionen bei ascribe angemeldet.
Unser Weg zu Fördermitteln
Als Start-up sieht man sich natürlich nach allen möglichen Wegen um, an Kapital zu kommen. Der ascribe-Mitgründer Trent McConaghy hatte in der Vergangenheit bereits gute Erfahrungen mit öffentlichen Fördermitteln in Kanada gemacht. Mit deutschen Behörden hatten wir diesbezüglich allerdings noch nie zu tun. Unser Venture-Capital-Geber Earlybird empfahl uns, mit einer Fördermittelberatung zusammenzuarbeiten und stellte den Kontakt zu förderbar her. Sie sind auf die Förderung von IT- und Technologieprojekten spezialisiert und kennen deshalb die entsprechende Förderlandschaft gut. Viel wichtiger für uns war jedoch, vorab einschätzen zu können, ob sich der ganze administrative Aufwand für eine solche Fördermittel-Beantragung lohnen würde. Wir ließen also vorab prüfen, ob es ein passendes Förderprojekt gab und wie unsere Chancen standen. Wir brauchten valide Aussagen, um zu entscheiden, ob wir diesen zusätzlichen Aufwand auf uns nehmen wollten oder nicht. Dank des erfolgsabhängigen Geschäftsmodells der Berater war das Risiko für uns hier gering. Die Analyse erbrachte gute Aussichten auf öffentliche Förderung.
Öffentliche Fördermittel ziehen Pflichten nach sich
So bewarben wir uns im Rahmen des Pro FIT-Förderprogramms bei der Investitionsbank Berlin (IBB) um Fördermittel. Mit dem ausgeschriebenen Geld unterstützt die IBB die Forschung sowie Entwicklung von Innovationen und Technologien und bezieht sogar die notwendigen Markteinführungsaktivitäten mit ein. Das schien gut zu passen. Dann begann die eigentliche Arbeit: In mehreren Workshops trugen wir die notwendigen Unterlagen zu technologischen und unternehmerischen Details zusammen und füllten den umfangreichen Förderantrag aus. Unser Fördermittelberater unterstützte uns dabei und übernahm die gesamte Koordination mit der IBB.
So zusammengefasst, klingt das sehr einfach. Doch das war schon eine Herausforderung für uns. Jeder der öffentliche Gelder beantragt, muss sich im Klaren sein, dass dies Nachweis- und Reportingpflichten nach sich sieht. Das gehört einfach dazu und ist auch verständlich. Die Vergabestellen wollen einfach wissen, wofür das Geld eingesetzt wird und sicherstellen, dass ernstzunehmende Unternehmen nachhaltig gefördert werden. Unsere Unterlagen zum Beispiel umfassten Unternehmens- und Produktpräsentationen, den Projektantrag, der mit Anmerkungen und Erklärungen auf über 60 Seiten angewachsen war, Finanzpläne und Projektmeilensteine. Wir waren gefordert, einige Dinge weiter zu denken, als wir das bisher getan hatten.
Hat es sich gelohnt?
Die Fördersumme, die ascribe erhalten hat, spricht für sich: ein Zuschuss von rund 345.000 Euro und ein zinsgünstiges Darlehen von über 440.000 Euro. Wir erhalten das Geld über einen Zeitraum von 16 Monaten, jeweils auf den Nachweis hin, wofür wir es verwendet haben. Sprich: Wir gehen in Vorleistung und begleichen die Rechnungen mit erwirtschafteten Umsätzen bzw. mit dem Kapital, welches uns Investoren zur Verfügung stellen und erhalten das Geld dann von der IBB zurück. Dank der finanziellen Unterstützung können wir nun die Verschlüsselungstechnologie zur Lizenzierung digitaler Werke weiterentwickeln. Wir nennen das „Ownership Layer“. Mit Hilfe dieser Schicht lassen sich bei jedem Besitzübergangsprozess eines digitalen Werkes die notwendigen Angaben – wie etwa Zeitpunkt, Ort und Daten der beteiligten Personen – zentral speichern.
Mein Resümee? Ohne externe Unterstützung hätten wir das Fördergeld nicht beantragt. Hier fehlten uns schlicht die Zeit und die Erfahrung. Aber dank der Fördermittel und der administrativen Projektbegleitung können wir nun das tun, was wir am besten können: die Weiterentwicklung unseres Produktes vorantreiben.
Zum Autor
Bruce Pon ist Mitgründer von ascribe
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