Gastbeitrag von Gerold Weisz

Linz: Startup- statt Stahl-Stadt und Linzer Torte

Die Linzer Torte hat die drittgrößte Stadt Österreichs einst weit über die Grenzen berühmt gemacht. Doch dass die Region mehr kann als nur Kuchen, bewies sie innerhalb der Startup Gemeinde mit dem Verkauf von runtastic. Daher blicken wir mal dorthin und fragen: Wo ist eigentlich dieses Linz und was zeichnet es aus?
Linz: Startup- statt Stahl-Stadt und Linzer Torte
Mittwoch, 23. März 2016VonChristina Cassala

“Wien, Wien, nur du allein” heißt eines der bekanntesten Lieder auf die schöne Donaustadt. Was einst der österreichische Komponist Rudolf Rudolf Sieczynski schrieb, mag stellenweise richtig sein, für die Start-up Szene hingegen ist diese Beschreibung nicht ganz zutreffend. Denn: neben Wien bilden sich in ganz Österreich neue Standorte für junge Unternehmen aus. Eines davon ist Linz, eine Stadt, die dank Universität und aktiven Gründern versucht, auf sich aufmerksam zu machen. Über dieses und vieles andere berichtetn wir regelmäßig in unserem Themenschwerpunkt Österreich.

Die Linzer Torte hat die drittgrößte Stadt Österreichs einst weit über die Grenzen berühmt gemacht. Doch dass die Region mehr kann als nur Kuchen, bewies sie innerhalb der Startup Gemeinde mit dem Verkauf von runtastic an den Sportartikelhersteller adidas. Kaufsumme: 220 Mio Euro. Ein Exit, der Strahlkraft auf die gesamte Region Linz ausübt. Auch international erfolgreiche Unternehmen wie bet-at-home sind dort beheimatet. Daher blicken wir mal dorthin und fragen Wo ist eigentlich dieses Linz und was zeichnet es aus?

Linz: Drittgrößter Wirtschaftsraum in Österreich

Linz in Oberösterreich ist mit rund 300.000 Menschen nach Wien der zweit-größte Wirtschaftsraum und galt bis vor einigen Jahren durch die Firma Vöestalpine, einem der größten Stahlhersteller Europas, als Stahlhauptstadt Österreichs. Drumherum zeichnet sich der Landstrich bis heute aus durch Handwerk und ländliche Betriebe. Aber Startups? Bis vor einigen Jahren noch ein recht unterrepräsentierter Zweig.

Das allerdings: hat sich nicht erst seit dem Exit von runtastic geändert. Grund dafür: Etwa 20km von Linz entfernt liegt Hagenberg, eine der führende IT-Hochschulen Österreichs. In dem kleinen Dorf nahe Linz wurde in den 1990er Jahren ein Softwarepark gegründet in welchem sich universitätsnahe Forschungsinstitute, die FH Oberösterreich (kurz: FHOÖ) mit dem Campus Hagenberg sowie zahlreiche IT-Firmen und Startups befinden. Rund 1500 Personen finden hier sehr gute und hochqualifizierte Jobs aus den Bereichen Privatwirtschaft, Wissenschaft und IT und ist damit sehr stark mitverantwortlich für den Wachstum und die Innovationskraft der Region.

Hinzu kommen die zentrale geografische Lage in Oberösterreich und der Zugang zu weiteren Universitäten. In einem Umkreis von 50km gibt es eine Universität mit den Fakultäten Wirtschaft, Technik, Jura, Medizin, sowie eine Fachhochschule mit vier Standorten (Linz, Wels, Hagenberg und Steyr) mit den Schwerpunkten Technik&Umwelt, Informationstechnologie, Wirtschaft/Management und Medizintechnik/Soziales.

Universitäten und Fachhochschulen Vorreiter in Start-up Betreuung

Parallel dazu hat sich in Linz ein breites Unterstützungsangebot für Startups entwickelt. Bereits zu Beginn des neuen Jahrtausends haben die oberösterreichischen Hochschulen erste Institute und Zentren zur Gründungsunterstützung sowohl in der Lehre als auch in der Praxis ins Leben gerufen. Vorreiter war seinerzeit die Johannes Kepler Universität, die mit dem Lehrstuhl für Unternehmensgründung in Österreich den ersten Gründungslehrstuhl überhaupt eingerichtet hatte. Die Fachhochschule Oberösterreich folgte und hob zeitgleich das erste übergreifende Transferzentrum für Unternehmensgründung Österreichs aus der Taufe – beide Standorte dienten damit als Vorbild für weitere, ähnliche Institutionen in ganz Österreich.

Gemeinsam mit der Kunstuniversität haben diese beiden (FH OÖ und JKU Linz) einen hochschulübergreifenden Verein gegründet, der sich akostart oö (akademisches Startup Netzwerk OÖ). Diese Plattform soll ein Service bzw. Plattform und ein Netzwerk für oberösterreichische Startups sein.
akostart oö hat sich in der Wertekette der Unterstützungseinrichtungen ganz vorne – als sog. Prä-Inkubator – eingereiht. Hier wird hochschulübergreifend unterstützt. Geboten werden ein großes Netzwerk zu Wirtschaft und Investoren, zu Universitäten und deren Experten, ein Coworking-Space der Platz für 25 Startups bietet und mit sämtlicher Infrastruktur ausgestattet ist, sowie ein großes Netzwerk zu erfolgreichen Startups bzw. zur nationalen Startup-Szene Österreichs. Die hochschulübergreifenden, interdisziplinären Teams lassen sich in OÖ sehr gut zusammenstellen.

Partner arbeiten eng zusammen

Engste Partnerorganisation für akostart ist die tech2b GmbH – ein klassischer Inkubator – und gehört mit dieser Ausrichtung zum österreichweiten AplusB-Programm (Academia plus Business). Es ermöglicht technologieorientierten Startups, erste Fördergelder und/oder Office in einem Inkubator zu bekommen. Durch professionelle Coaches, Kontakte zu Mentoren, Industrie und Investoren sowie ein professionelles Netzwerk und Umfeld will es helfen, dass Startups sich optimal entwickeln.

Auch das Gründerservice der Wirtschaftskammer OÖ spielt insbesondere auf institutioneller Ebene eine wichtige Rolle: mit Veranstaltungen, Expertenwissen und Unterstützungen in Fragen rund um die Gründung ist sie eine wichtige Anlaufstelle für für Startups und Gründer.

Die Creative Region Linz and Upper Austria wurde vor drei Jahren gegründet und erhielt den Zuschlag zur „Unesco-City of Media Arts“ erhalten. Zudem existieren weitere zahlreiche reine öffentliche Fördermodelle: die Unternehmensbeteiligungsgesellschaft des Landes OÖ (UBG) bzw. die Kreditgarantiegesellschaft des Landes OÖ (KGG) erfreuen sich mehr und mehr Anträge aber auch mehr finanzieller Ausstattung. Der „Hightechfonds“ OÖ ist gerade für tech-Startups ein attraktiver Ansprechpartner.

Fazit:

Die „Gründerszene“ entwickelt sich derzeit hervorragend. Nicht zuletzt dadurch, dass aus Linz Unternehmen wie runtastic oder bet-at-home stammen. Gerade runtastic mit deren 220 Mio.-Exit zu adidas hat einen regelrechten Boom an Gründungen ausgelöst. VC und BA-Finanzierungen konnten um ein vielfaches gegenüber den Vorjahren gesteigert werden. Ein erster privater Accelerator „Startup300“ hat sich in Linz bereits angesiedelt, welcher sich auf hochskalierende Startups konzentriert. Die Kommunikation und Kooperation zu nationalen und internationalen VC-Fonds sowie der österreichweiten „Dachmarke“ „Austrian Startups“ läuft sehr gut.

Coworking Spaces wie der „AXIS-coworking loft“ sind derzeit mehr als ausgelastet. Sprich: es herrscht momentan Aufbruchstimmung in Linz! In Hagenberg wird gerade ein weiterer Accelerator – welcher zur Gänze vom Land OÖ finanziert wird – geplant. Start wird Herbst 2016 sein. Das Ziel ist es, Hagenberg weiter als IT-Hochburg auszubauen und vor allem auch in internationaler Hinsicht konkurrenzfähig zu bleiben und vor allem Wertschöpfung, Unternehmen und Arbeitsplätze für morgen zu schaffen.
Die Erwartungen an die Region sind hoch: Linz und Umgebung soll für Startups und Investoren in den nächsten Jahren so attraktiv gestaltet werden, dass der Wirtschaftsraum einer der stärksten in Europa werden soll.

Die Kommunikation und Kooperation zu nationalen und internationalen VC-Fonds sowie der österreichweiten „Dachmarke“ „Austrian Startups“ läuft sehr gut. Linz und Umgebung soll für Startups und Investoren in den nächsten Jahren derart attraktiv gestaltet werden, dass der Zentralraum und wirtschaftlich einer der stärksten Räume Österreichs auf attraktive Rahmenbedingungen zum Wachstum von Startups aufweisen kann und international noch interessanter wird.

Unterstüztungseinrichtungen:
tech2b gmbh
akostart oö
Wirtschaftskammer OÖ
Creative Region Linz and Upper Austria
Unternehmensbeteiligungsgesellschaft
Kreditgarantiegesellschaft
Axis Coworking Space
Startup300
Die Macher

Zur Person:
Gerold Weisz ist Leiter Transferzentrum für Unternehmensgründung und Start up Coach an den Standorten Hagenberg, Linz, Wels, Steyr und hat eine Gastprofessor für Unternehmensgründung am Lehrstuhl für Unternehmensführung und Entrepreneurship in Graz inne. Zudem ist er als Universitätslektor am Institut für Unternehmensgründung und Unternehmensentwicklung in Linz tätig und ist Gründungs- und Vorstandsmitglied des hochschulübergreifenden Vereines zur Start up Unterstützung in Oberösterreich, akostart oö.

Foto: Linz Cityscape with New Cathedral and Church of the Ursulines, Austria from Shutterstock

Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.