Rotstift: Swoopo baut massiv ab – MadBid drängt nach Deutschland
Während sich das Segment der sogenannten Penny-Auction- oder Entertainment-Shoppingdienste in Deutschland auf dem absteigenden Ast befindet – siehe Insolvenz von Dealstreet und die Abschaltung von rabattschlacht – gibt es aus Großbritannien frohe Kunde. Die 2008 ins Leben gerufene Platform MadBid.com (www.madbid.com) sicherte sich gerade von Atomico Ventures eine imposante Finanzspritze in Höhe von 4 Millionen Pfund (umgerechnet 4,7 Millionen Euro). Hinter Atomico steckt unter anderem Niklas Zennström, Mitbegründer von Skype und Kazaa. Das frische Kapital soll vor allem in die Expansion des Unternehmens gesteckt werden. Besonders den deutschen Markt hat Juha Koski, Gründer und Geschäftsführer von MadBid.com, dabei im Visier.
Bereits im Herbst des vergangenen Jahres startete das Start-up seine deutsche Version, die nun massiv vorangetrieben werden soll. Damit blasen die Briten besonders zum Angriff auf Lokalmatador Swoopo (www.swoopo.de). Vermutlich zu einem guten Zeitpunkt: Das Unternehmen befindet sich derzeit in einem Abwärtstaumel. Gerade erst verließ Chief Financial Officer Iris Ostermaier, die seit 2007 bei Swoopo wirkte, das Unternehmen. Auch andere Führungskräfte sind inzwischen von der Unternehmenswebsite verschwunden – beispielsweise Bernd Hacker (VP Auction Management & Business Development Europe), Adrien Hingert (VP Marketing), Peter Byungki Kim (General Manager Swoopo Asia Pacific) und Susan Chen (VP of International Strategy and Development). Ein Anruf bei Swoopo bestätigt zumindest das entsprechende Personen nicht mehr für das Unternehmen tätig sind.
Rückzug aus Südkorea
Eine mit dem Unternehmen vertraute Person spricht gegenüber deutsche-startups.de davon, dass “ordentlich aufgeräumt wurde”. Gerüchteweise ist zu hören, dass sich Swoopo in den vergangenen Wochen von rund einem Viertel seiner Mitarbeiter trennte. Die Höhe erscheint glaubhaft, denn allein von der einst einmal präsentierten Führungsmannschaft fehlt inzwischen die Hälfte. Zuletzt arbeiteten rund 80 Leute für das Auktionshaus. Auch in Sachen PR war Swoopo zuletzt eher zurückhaltend, die altbekannte Agentur arbeitet zumindest schon seit Monaten nicht mehr für das Unternehmen. Wie Exciting Commerce berichtet, zog sich Swoopo zudem gerade aus Südkorea zurück, wo das Unternehmen erst im November des vergangenen Jahres startete. Die entsprechende Website wurde bereits abgeschaltet. Warum Swoopo künftig keinen General Manager Swoopo Asia Pacific braucht, ist somit klar.
Über die Hintergründe der aktuellen Entwicklungen kann man nur spekulieren: Das Hauptproblem bei Entertainment-Shoppingdiensten bleibt die Glaubwürdigkeit. Swoopo und Co. geraten immer wieder in die Kritik, weil viele Nutzer teure Gebühren zahlen, ohne Ware zu erhalten. Anfangs mag das System, der Kauf von Geboten funktionieren. Doch Nutzer, die einmal zu tief in die Tasche gegriffen haben – ohne ein Produkt zu erhalten – kommen so schnell nicht wieder zurück. Bei Luupo (www.luupo.de) zog zuletzt sogar das Land Bayern den Stecker. “Der Freistaat Bayern ist der Meinung, dass das Luupo-Prinzip gegen den Glücksspiel-Staatsvertrag verstößt”, schrieb Luupo-Betreiber Jens Jäger kürzlich in den Kommentaren bei deutsche-startups.de. Keine guten Aussichten für deutsche Penny-Auction- oder Entertainment-Shoppingdienste.
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