Lendico vs. studiolution
Über richtig miese und richtig gute Pressemitteilungen
Es gibt viele gute und leider auch einige schlechte, sehr schlechte Presseaussendungen, die jeden Tag in mein Postfach flattern. Die Unterschiede in Kurzform: Die guten Presseaussendungen informieren kurz und knapp über ein neues Unternehmen, ein neues Feature oder eine Finanzierungsrunde etc. Die schlechten kommen nicht auf den Punkt und lassen letztendlich mehr Fragen offen, als sie Neuigkeiten oder gar Antworten liefern. Passend zum Thema: “Der Start in die eigene Pressearbeit: 10 Tipps für Start-ups“.
Die schlechteste Presseaussendung der vergangenen Wochen stammt von Lendico (gehört zu Rocket Internet). Die Pressemitteilung des Fintech-Start-ups war dem Handelblatt sogar einen eigenen, großen Artikel wert – siehe “Übersetzungshilfe für eine Fintech-Pressemitteilung“. Zitat aus dem Artikel: “Ein Übersetzer ist bei vielen Pressemitteilungen nötig, bei Fintech-Unternehmen mitunter ganz besonders”. Wobei dies gar nicht nur für FinTech-Start-ups gilt – siehe “600 % Umsatzwachstum! Ein Appell gegen Jubelmeldungen und blanke Scheinzahlen“.
Und auch Lendico liefert in seiner Pressemitteilung rund um “zwei Jahre Marktpräsenz” einfach nur sinnlose Scheinzahlen – etwa das angefragte Kreditvolumen und nicht das vermittelte Kreditvolumen und Zahlen zu den registrierten Nutzern und nicht den aktiven Nutzern. Ich möchte hier Lendico auch gar nicht gezielt an den Pranger stellen, das Start-up muss aber leider als Negativbeispiel herhalten. Die Pressemitteilung wirkt wie der verzweifelte Versuch, Aufmerksamkeit zu erzeugen, ohne, dass es einen guten Anlass dafür gibt bzw. das Start-up etwas zu verkünden hätte. Aber Lendico hat Aufmerksamkeit offenbar gerade dringend nötig, denn FinTech ist im Hause Rocket Internet längst kein Fokusthema mehr – was der Verkauf von Zencap an Funsing Circle zuletzt eindeutig zeigte – siehe “Zencap verschmilzt mit Funding Circle“.
Wie man dagegen auf recht amüsante Art und Weise Neuerungen unters Volk bringt, zeigt studiolution. Das Nürnberger Start-up fiel auch in der Vergangenheit schon durch eine etwas andere Präsentationsart auf – siehe “Man kann sein Start-up auch bescheuert in Szene setzen“. Aktuell verkündet das Jungunternehmen dies: “studiolution macht jetzt Uschi und Klaus”. Klingt komisch, ist es auch! Und darum geht es: Das Unternehmen bietet seine Terminplanungslösung, die sich etwa an Friseure oder Ärzte richtet, nun als eigenes Produkt – ohne Kassenlösung – an. Das neue Produkt heißt Uschi, das Kassensystem hört auf den Namen Klaus. Und dabei geht es nicht nur um einen Gag für die Presseaussendung, die Produkte heißen wirklich so. Im Einheitssprachbrei der Szene, bei dem Produkte meist Standard, Premium oder XL bzw. XXL heißen, eine wohltuende Wortschöpfung. Die aber auch etwa Mut erfordert. Aber vermutlich sehen andere dies ganz anders und finden gerade studiolution deswegen nur peinlich.