Entlassungen in Hamburg

Goodgame Studios und die Angst vor einem Betriebsrat

Die Wohlfühlatmosphäre bei Goodgame Studios bekommt Risse. Nach einem Bericht von GamesMarkt.de setzte das Unternehmen rund 40 Mitarbeiter vor die Tür. Darunter Mitarbeiter, die sich aktiv mit der Gründung eines Betriebsrats befasst haben. Goodgame Studios dementiert dies.
Goodgame Studios und die Angst vor einem Betriebsrat
Freitag, 27. November 2015VonAlexander

Bei der erfolgreichen Spieleschmiede Goodgame Studios knirscht es hinter den Kulissen gewaltig. Nach einem Bericht von GamesMarkt.de setzte das junge Unternehmen, das über 1.000 Angestellte beschäftigt, rund 40 Mitarbeiter vor die Tür: “Alle wurden mit sofortiger Wirkung freigestellt. Brisantes Detail: Nach GamesMarkt-Recherchen befinden sich darunter auch rund 16 Kollegen, die sich aktiv mit der Gründung eines Betriebsrats befassten”.

Goodgame Studios dementiert diesen Zusammenhang, nicht aber die Entlassungen, und teilt mit: Nach eingehender Prüfung habe das Unternehmen entschieden, sich aus betrieblichen Gründen, wie zum Beispiel Leistungsdefiziten, von 28 Mitarbeitern aus unterschiedlichen Abteilungen mit umgehender Wirkung zu trennen. Wie GamesMarkt.de allerdings weiter ausführt, wären die betroffenen Mitarbeitern auf den regelmäßig stattfindenden Q&A-Sessions mit der Unternehmensleitung meist mit kritischen und unbequemen Fragen aufgefallen.

“Rund 16 Mitarbeiter von Goodgame hatten daraufhin in Zusammenarbeit mit der Dachgewerkschaft Ver.di Planungen für die Wahl einer Arbeitnehmervertretung aufgenommen. Diese 16 Angestellten gehören ausnahmslos zum Kreis derer, deren Arbeitsverhältnis zum Endes des Jahres aufgekündigt wurde”, berichtet das Fachmagazin. Klingt alles sehr plausibel. Goodgame Studios scheint einen Betriebsrat verhindern zu wollen, was in Deutschland nicht möglich, die vorsätzliche Behinderung einer Betriebsratswahl ist hierzulande sogar eine Straftat.

Goodgame Studios ging 2009 an den Start. Mit einem Sparkassenkredit über 500.000 Euro legten die Goodgame-Macher Christian und Kai Wawrzinek damals los. Später investierten die Samwer-Brüder mit ihrem European Founders Fund 3,3 Millionen Euro in das Unternehmen. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz in Höhe von 202,09 Millionen Euro. Alleine auf der Website der Spielefirma sind derzeit über 100 Jobs ausgeschrieben.

Bei kununu machen sich unterdessen die ersten Mitarbeiter lautstark bemerkbar: “Absolut katastrophale interne Kommunikation. Mitarbeitern wird wenig gesagt, intransparente Entscheidung werden getroffen und der Mitarbeiter als Mensch scheint im Management nicht mehr relevant zu sein. Es scheint so, als ob sich jetzt das sehr schnelle Wachstum der letzten Jahre bemerkbar macht, da viele Sachen nicht mehr unter Kontrolle erscheinen. Außerdem werden relativ geringe Gehälter im Vergleich zur Branche gezahlt”, schreibt ein Nutzer. Bei Goodgame Studios ist somit erst einmal Krisen-PR angesagt. Der gute Ruf des Unternehmens scheint angegriffen.

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Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.