Gründer über große Pläne

“Am Anfang ist ein Businessplan ein guter Indikator”

Wie wichtig und bindend ist ein Businessplan? "Für die Gründer selbst, sehr wichtig. Nur so bekommt man ein Gefühl für Annahmen, Probleme und das mögliche Wachstum. Mit Businessplan meine ich eine reine Finanzplanung", sagt Christian Wiens, Mitgründer von GetSafe.
“Am Anfang ist ein Businessplan ein guter Indikator”
Mittwoch, 28. Oktober 2015VonAlexander

Wer ein Unternehmen aufziehen möchte, erstellt meist einen Businessplan – siehe auch “6 kostenlose Excel-Finanzplanvorlagen im Vergleichstest“. Doch, wie wichtig und bindend ist eigentlich so ein Businessplan? Wir haben erneut fünf Gründer genau danach gefragt. Danke an Christopher Kampshoff (Lendstar), Stefan Peukert (Employour), Johannes Reck (GetYourGuide), Benjamin Roos (Jobmensa) und Christian Wiens (GetSafe).

Wie wichtig und bindend ist ein Businessplan?

Businesspläne sind sehr wichtig, aber da es Pläne sind gibt es natürlich immer wieder positive und negative Abweichungen. Am Ende ist es vor allem wichtig, dass man intern die richtigen Ziele setzt und das Team stark damit motiviert. Investoren sollten durch den Plan vor allem einen guten Einblick in das Innenleben der Firma gewinnen. Ich rate davon ab spezifisch auf Investoren getrimmte Pläne anzufertigen. Das fällt einem immer wieder auf die Füsse.
Johannes Reck, GetYourGuide

Der Businessplan wird oft zu wichtig genommen. Er bietet eine gute Orientierung über Kosten und darüber, wie verschiedene Mechaniken funktionieren, aber genaue Voraussagen über die nächsten drei Jahre kann er nicht treffen. Wie denn auch, meistens kommt es eher darauf an, auf neue Entwicklungen schnell zu reagieren und das Geschäftsmodel anzupassen.
Stefan Peukert, Employour

Je jünger die Firma ist, desto weniger bindend ist der Businessplan. Er ist eigentlich immer überholt und als Konstrukt viel zu starr für die Dynamik eines Start-ups. Aber er hilft, sich grundsätzlich Gedanken über Strategie, Erfolgsfaktoren und Ziele zu machen. Und das ist etwas, was man am Anfang unbedingt machen sollte.
Christopher Kampshoff, Lendstar

Für die Gründer selbst, sehr wichtig. Nur so bekommt man ein Gefühl für Annahmen, Probleme und das mögliche Wachstum. Mit Businessplan meine ich eine reine Finanzplanung, kein 20-seitiges Word Dokument.
Christian Wiens, GetSafe

Das kommt sehr auf die Phase an, in der sich das Start-up befindet. Gerade am Anfang ist ein Businessplan eher ein guter Indikator, ob die Gründer ihr Modell verstehen und ihre Kosten und KPI sauber planen können. Umsatz und Gewinn kommen häufig erst später. Ein guter Gründer weicht bei passenden Möglichkeiten auch von seinem Modell ab und eröffnet neue Umsatzströme und Absatzkanäle. Nach 1 bis 2 Jahren wird der Businessplan aber immer wichtiger. Zum einen will man Budgets sauber planen und zum anderen spricht man Investoren auch mehrmals an. Hier ist es sehr gut möglich, dass der Investor den Businessplan aus der letzten Finanzierungsrunde, bei der er nicht eingestiegen ist, aus der Schublade zieht und mit den aktuellen Zahlen vergleicht.
Benjamin Roos, Jobmensa

Die befragten Gründerinnen und Gründer im Kurz-Portrait

ds-Christopher-KampshoffChristopher Kampshoff (Lendstar)
Christopher Kampshoff gründete Lendstar, ein Payment-Start-up. Das junge Münchner Unternehmen bietet eine App an, mit der Nutzer Geld leihen, teilen und senden können. DvH Ventures, die Beteiligungsgesellschaft der DvH Medien (Verlagsgruppe Handelsblatt, Tagesspiegel Gruppe und Die ZEIT Verlagsgruppe), investierte im Frühjahr 2015 in Lendstar.

ds-Stefan-Peukert-200Stefan Peukert (Employour)
Stefan Peukert gründete 2010 gemeinsam mit Daniel Schütt das Unternehmen Employour und bauten zunächst die Plattform meinpraktikum.de auf. Mittlerweile betreibt das Bochumer Start-up auch die Plattformen Ausbildung.de, Karista.de und Trainee.de. Anfangs finanzierte sich die Firma aus privaten Bankkrediten, später stieß dann ein Investor dazu.

ds-johannes-reck-200Johannes Reck (GetYourGuide)
Johannes Reck ist Mitgründer und Geschäftsführer von GetYourGuide, einer Buchungsplattform für touristische Zusatzdienstleistungen. Zuletzt, also im Sommer 2014, sammelte das Berliner Start-up beachtliche 25 Millionen US-Dollar ein. Das frische Kapital stammte erneut von Spark Capital und Highland Capital Partners Europe.

ds-Benjamin-Roos-200Benjamin Roos (Studitemps)
Benjamin Roos ist Mitgründer von Studitemps, einer Jobvermittlungen für Studenten. Investoren wie Holtzbrinck Ventures, Raffay & Cie., Seventure, b-to-v, XAnge und Iris Capital unterstützen das Kölner Start-up, das 2008 gegründet wurde und inzwischen über 200 Mitarbeiter beschäftigt.

ds-christian-wiens-200Christian Wiens (GetSafe)
Christian Wiens ist Mitgründer von GetSafe, eine One-Stop-Lösung für den Versicherungsbereich. Einen “Versicherungsmanager für die Hosentasche” oder “Personal Insurance Manager” nennen die GetSafe-Macher, Christian Wiens und Marius Blaesing, ihr Unternehmen, das von Rocket Internet unterstützt wird.

Passend zum Thema: “Die erfolgreichsten VCs verlangen keinen Businessplan“, “Wie wichtig und bindend ist eigentlich ein Businessplan?” und Alternative Finanzierungswege und ihre Vor- und Nachteile“.

Foto: Image of business documents from Shutterstock

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.