Die Höhle der Löwen - was sagt Felix? #dhdl

Getreu Meister Yoda: “Do or do not. There is no try”

Mensch, was waren die Gründer von AngelCab sympathisch. Zwei Brüder, die mit handgefertigten, hochwertigen und individualisierten Kinderwagen den Babymarkt erobern wollen. Kein Wunder, schließlich haben sie alle Voraussetzungen, um Existenzgründer zu werden.
Getreu Meister Yoda: “Do or do not. There is no try”
Mittwoch, 7. Oktober 2015VonTeam

Dann schauen wir uns doch wieder einmal an, was so passiert ist bei “Die Höhle der Löwen” und vor allem werfen wir mal einen Blick darauf, was wir als GoG (Gründerinnen oder Gründer) daraus lernen können. Auf geht’s liebe Freunde in unser nächstes Review zu unserer Lieblingssendung. Was hat uns gefallen und wo sind wir vom Stuhl gefallen?

Das Gründen in die Wiege gelegt

Mensch, was waren die Gründer von AngelCab sympathisch. Zwei Brüder, die mit handgefertigten, hochwertigen und individualisierten Kinderwagen den Babymarkt erobern wollen. Kein Wunder, schließlich haben sie alle Voraussetzungen, um Existenzgründer zu werden. Es ist keine Seltenheit, dass beruflich selbstständige Eltern auch selbstständige Kinder hervorbringen. Man kennt das Phänomen aus der Schule: Akademiker bringen Akademiker hervor. Und in der freien Wirtschaft bringen Gründer eben Gründer hervor, das Gründertum liegt quasi in den Genen. Oder in dem Fall in der Wiege.  Warum ist es nun so viel wahrscheinlicher in die Gründerfußstapfen der Eltern zu treten? Naja, das haben wir gestern par excellence gesehen. Die Jungs kennen den Markt, sie kennen die Vorteile der Selbstständigkeit und vor allem bringen Selbstständige meistens auch mehr Ressourcen mit, die zur Gründung notwendig sind. Dann stehen auch gerne mal 80.000 EUR Familiendarlehen zur Verfügung.

Alles richtig gemacht und doch verloren

Gab es heute eigentlich einen richtig schlechten Pitch? Also ich habe keinen gesehen. Die Löwen warfen gerade nur so mit Lob um sich. Und doch gab es nicht mehr Investments als üblich. Die Gründerin von Rocky Dancing Colours wurde als neue Generation an Frau beschrieben. Die Jungs von AngelCab waren hervorragend vorbereitet und sind tolle Gründer. Das bestätigt auch Frank Thelen. Und auch das süße Paar von Papershape wurde als ausgesprochen sympathisch beschrieben. Wir sehen: die Qualität der Pitches steigt immer weiter. Aber wieso gibt’s dann kein Geld? Normalerweise heißt es doch immer, dass die Gründer wichtiger sind als das Produkt? In der Tat gucken viele Investoren auf die Charakteristika der Gründer. Ausgezeichnete Gründer können auch eine schlechte Idee zum Erfolg führen. Doch wenn es ums liebe Geld geht, dann muss eben alles stimmen. Und wenn man sich das ganze einmal aus Sicht der „Entrepreneurship-Forschung“ anschaut, dann ist es sogar eher so, dass die Idee wichtiger ist als die Gründer. So viel zur Theorie.

Patent ungleich Erfolg

„Gucken Sie mal Herr Thönnessen, ich habe hier eine Reihe an Patenten, wie machen wir das nun zum Erfolg?“ Tatsächlich eine der häufigsten Fragen von Gründern und Erfindern, die Unmengen an Geld in die Patentanmeldung stecken ohne sich vorher bewusst zu sein, wie sie damit eine Mark verdienen wollen. Das Problem haben aber nicht nur Gründer, sondern auch große Unternehmen. Und auch in der Höhle der Löwen kommen wir nicht drum herum. Ich konnte Frank Thelens Strahlen in den Augen sehen als sich die Lampe von Rocky Dancing Colours drehte und drehte und dabei ganz unbeschwert die Farbe änderte. Sicherlich eine tolle Idee und hochkomplizierte Technik. Doch wer dreht sich für über eintausend Euro gerne einen Wolf? Hier ist es wichtig, in analogen Märkten nach Problemen zu suchen, die die Technologie doch noch zum Hit machen. Auch wenn es nicht ganz ausgeschlossen ist, dass die Lampe noch voll durchdreht… Entschuldigung, durch die Decke geht.

Erfolg gleich T.U.N.

Patente sind also ungleich Erfolg. Was ist denn dann äquivalent zum Erfolg? Laut Jochen Schweizer offensichtlich ein einfaches Wort: tun. Die Herren von Stay2Day hatten ein tolles Produkt, wirkten aber zu lethargisch. Manchmal fehlt eben der letzte Biss, um erfolgreich zu werden. Doch purer Aktionismus schadet dem Unternehmen ebenso wie Lethargie. Wenn man dann wie Greenlab tatsächlich zu viel zu tun hat, um alle Gründer mit in die Höhle der Löwen zu nehmen, dann wirkt sich das ebenso negativ auf das Unternehmen aus. Schließlich sollte man dem Investor auch ein gewisses Maß an Respekt entgegen bringen. Und solange man nicht gerade auf dem Weg zur Weltherrschaft ist, kann man sich den Tag auch mal freinehmen. Davon wird das Geschäft nicht unter gehen.

Judith macht sich Sorgen

Bei Judith Williams kommen des Öfteren schon mal Muttergefühle hoch. Nicht nur wenn sie Kinderwagen sieht, sondern auch wenn es um die Zukunft der Gründer geht. In diesem Fall die Zukunft der Papershape Gründer. Denn von einem Hobby, einer Liebhaberei sei es schwer eine Familie zu ernähren. Ich sehe das etwas anders. Natürlich ist es schwierig mit einem Hobby Geld zu verdienen. Niemand hat gesagt, dass es einfach wird (Achtung: Schleichwerbung). Doch glaube ich nicht, dass man sich deswegen gleich Sorgen machen muss. Wir müssen manchmal einfach auch mehr Risiko gehen. Was kann denn im schlimmsten Fall passieren? Das Ersparte ist aufgebraucht, das Unternehmen gefloppt und Mann und Frau gehen wieder arbeiten. Doch, wer sagt denn, dass es nicht auch klappen kann? Getreu Meister Yoda: „Do or do not. There is no try.”

Das ist doch unfair!

Das ist wohl der häufigste Kommentar, den ich höre, wenn ich DHDL mit Freunden und Verwandten schaue. Und der bezieht sich auf die Angebote der Löwen. Bei Greenlab fiel der Kommentar beispielsweise. Wieso? Weil das Angebot der Löwen kaum Risiko beinhaltet. Ein Investment, das aber mit jedem verkauften Artikel wieder abgestottert wird. Im Grunde also ein Kredit, der Anteile verspricht. Läuft das Geschäft, werden sich die Gründer ärgern. Jedoch muss man beachten: Greenlab stehen noch ganz am Anfang und haben folglich noch nicht die entsprechenden Rücklagen, um Kredite bei einer Bank zu erhalten. Außer die Gründer haften selbst in vollem Umfang. Auf der anderen Seite ist das Start-Up aber nur bedingt attraktiv für Investoren, da der Markt sehr klein und eine Skalierung schwierig ist. Somit also eine Win-Win Situation für beide Seiten, schließlich minimieren beide ihr Risiko.

Ganz Dufte

Wenn wir schon beim lieben Geld sind, dann lasst uns doch gleich dabei bleiben. Ja, Firmenbewertungen waren schon oft schon oft ein Thema, aber haben wir uns noch nie über die Intentionen der Gründer und auch Löwen unterhalten. Das ist doch mal einen kleinen Absatz wert – im wahrsten Sinne. Besonders bei der Bademeisterei wurden ja einige Zahlen umher geworfen. Frank Thelen rät lieber zum Kredit als zum Investor, während dann doch gleich drei Löwen investieren – zu einem sehr günstigen Preis. Es gibt ja eine Reihe an Möglichkeiten, um so einen Firmenwert zu berechnen. Üblicherweise spielt vor allem der bisher erwirtschaftete Gewinn eine entscheidende Rolle. Und der war bei der Bademeisterei ausgesprochen gut. Solche Zahlen sehen wir wirklich selten. Das Angebot der Gründer war mehr als nur angemessen, weshalb gab es dennoch weniger? Das liebe Geld, ob von den Löwen, anderen Investoren oder der Bank, hat überall denselben Wert. Was die Löwen unterscheidet, ist ihr Know-how und ihre Vertriebsmöglichkeiten. Und dafür gibt’s gelegentlich auch mal ein paar extra Prozentchen. Für die Löwen war der Deal unglaublich gut. Für den Gründer war er vielleicht finanziell nicht attraktiv, dafür gewinnt er aber drei strategische Partner, die sein Geschäft wachsen lassen werden. Getreu dem Motto: lieber ein kleines Stück eines riesen Kuchens als ein großes Stück eines Minitörtchens.

Die Angst vor dem großen Chinesen

Lencke hat Angst. Und zwar vor dem „großen Chinesen“, der unsere Gründer ganz schnell imitiert. Natürlich sind Konkurrenten und Neueintritte ein Problem. Was wäre das schön, wenn man die einfach ausschalten könnte. Aber das geht nun mal nicht, zumindest nicht in unserer freien Marktwirtschaft. Jedes Unternehmen hat Konkurrenten. Und jedes Unternehmen, vor allem die erfolgreichen, sehen sich mit Nachahmern aus Asien konfrontiert. Aber ist das gleich ein Grund, nicht zu investieren? Als Investor sollte man keine Angst haben. Als Gründer ebenso wenig. Oder glauben Sie, dass unsere DAX-Unternehmen morgen ihre Geschäfte einstellen, weil in China ein Sack voller Imitate umgefallen ist?

Zur Person
ds-erfolgreich-gruendenFelix Thönnessen ist Coach der Sendung “Die Höhle der Löwen” und macht die Teilnehmer fit für den Pitch vor den Investoren – siehe auch “Dos und Don’ts beim Pitch vor Löwen und Investoren“. Er arbeitet ansonsten als Gründungsberater und ist Inhaber der Unternehmensberatung thoennessenpartner. Für deutsche-startups.de analysiert Thönnessen in diesem Jahr die Auftritte der Kandidaten der zweiten Staffel von “Die Höhle der Löwen”. In seinem Buch “Erfolgreich Unternehmen gründen“, das gerade erschienen ist, gibt Thönnessen Tipps und Anleitungen, die für eine erfolgreiche Gründung wichtig sind: von der Ideenbildung über den Businessplan bis hin zur ersten Büroorganisation.

Fotogalerie: “Die Höhle der Löwen” (2. Staffel)

ds-loewen-fotoserie

Wir werfen ein Blick hinter die Kulissen von “Die Höhle der Löwen” und stellen die Jury vor. Einige Eindrücke der etwas anderen Gründer-Show gibt es in unserer kleinen, aber feinen Fotogalerie.

Foto (oben): © VOX/Bernd-Michael Maurer