Bastian Mell von PaketPlus im Porträt
“Wir bleiben der Startup-Welt erhalten!”
Bastian Mell ist eigentlich immer erreichbar. Auch im Urlaub schaut er aufs Handy: „Ich muss informiert sein, damit ich entspannen kann“, erklärt er und lächelt. Ein Kontroll-Freak? Mell überlegt: Nein, das Wort passe nicht. „Ich vertraue meinen Mitarbeitern und lasse sie selbstständig arbeiten. Informiert sein will ich trotzdem gerne – PaketPlus ist eben mein Baby.“
Mells „Baby“ ist eines der großen deutschen Werbenetzwerke für Paketbeilagen. PaketPlus bringt Werbepartner mit passenden Online-Shops und Verkäufern zusammen. So landen die Paketbeilagen per Klick in Paketen, die zur Zielgruppe passen. Ein lukratives Geschäft, soviel steht fest. Doch über die Umsatzzahlen schweigt sich Mell aus. „Wir haben den Markt für Paketbeilagen, der 2008 noch sehr gesetzt und altmodisch war, komplett gekippt, indem wir einen neuen Marketingkanal aufgebaut haben“, erklärt der Gründer stattdessen.
„Ich wuchs neben lauter Diplomatenkindern auf“
Dass er eines Tages etwas Eigenes machen würde, stand für Mell schon während des BWL-Studiums fest. Statt zunächst im Konzern zu landen, heuert er bei Ebay Deutschland an: „Ebay war 2008 der goldene Arbeitgeber. Da wollte jeder hin.“ Mell hat keine Berufserfahrung, aber da er seine Teeny-Jahre in den USA verbracht hat, spricht er perfekt Englisch und ist mit der amerikanischen Kultur vertraut. „Als ich zehn war, nahm mein Vater eine Lehrerstelle in Washington an. Ich wuchs neben lauter Diplomatenkindern in einer kleinen, elitären Welt auf.“ Mit 19 zieht es ihn zurück nach Europa, erst nach Münster, dann nach Glasgow und schließlich nach Berlin zu Ebay.
Während seiner Zeit bei Ebay Deutschland beobachtet Mell, dass nur die großen Online-Shops wie Amazon mit Paketbeilagen arbeiten. Die kleinen „Power-Seller“ sind außen vor. Mit seinem Kollegen Alexander Schwinn entwickelt er die Idee, ein Netzwerk zu gründen, über das jeder Verkäufer problemlos Werbebeilagen in passende Pakete vermitteln kann. „Letztlich waren wir aber so zufrieden mit unseren Jobs, dass wir die Idee nicht umsetzten“, lacht Mell.
Herausforderungen? Bootstrapping und doppelter Familienzuwachs
Erst als Ebay verkündet, dass das Deutschland-Team aufgelöst werden soll, entwickeln die beiden Kollegen einen Prototypen. Ein paar Monate später verlassen sie Ebay, um PaketPlus eine Chance zu geben. Das erste Jahr ist herausfordernd, Mell hat keinen Anspruch auf Gründergeld, da er selbst gekündigt hat. Das Startgeld fürPaketPlus borgen sich die beiden zusammen. Trotzdem – oder gerade deshalb – denkt Mell gerne an die ersten Jahre zurück: „Es kam auf jeden Auftrag an. Jeden kleinen Erfolg haben wir dafür umso größer gefeiert. Heute haben wir täglich mit Großkunden zu tun und wissen manches nicht mehr so zu schätzen wie am Anfang.“
Noch herausfordernder wird es für den Gründer ein paar Jahre später, als er erfährt: Seine Frau erwartet nicht nur ein Kind, sondern gleich zwei. Eine intensive Zeit. „Die Nacht mit schreienden Babys durchmachen und am nächsten Tag wieder voll arbeiten: Das hat mich wirklich gefordert.“ Immer wieder hat Mell das Gefühl, sich zwischen Start-up und Familie aufzureiben. Auch wenn er versucht, die Abende zu Hause zu verbringen und das Handy am Sonntag auf lautlos zu stellen, wenn er mit der Familie unterwegs ist: „Wenn Not am Mann ist, muss ich eben noch mal ins Büro, wenn die Kinder im Bett sind. Das geht wohl den meisten Gründern so.“ Anders vorstellen kann er es sich aber nicht, er will Arbeit und Freizeit nicht strikt voneinander trennen.
Das nächste Start-up: “Etwas mit ‘Mobile Communication’.”
Diesen Sommer nun ist dem Gründer-Team ein Meilenstein geglückt: BurdaDirect hat das Netzwerk, an dem es seit 2012 beteiligt ist, übernommen. Ende des Jahres geben die Gründer die Geschäftsführung ab und wechseln in die Beraterfunktion. Dann will Mell sich Zeit für seine Familie nehmen und mit einem neuen Projekt durchstarten, wieder mit seinem Freund und Gründerkollegen Alexander Schwinn zusammen. “Es gibt da eine Idee, an die wir glauben. Sie ist technischer und aus dem Bereich ‘Mobile Communication’. Wir bleiben der Startup-Welt erhalten!”
Aber auch andere Dinge stehen auf Mells innerer Wunschliste. Eine eigene Bar eröffnen in Südafrika oder den USA, vielleicht auch ein Hostel, all das ist für den quirligen Gründer denkbar. Bloß eines kann er sich nur schwer ausmalen: jemals wieder angestellt in einer Organisation zu arbeiten. Vorerst bleibt Mell aber in Berlin, er liebt die hiesige Startup-Szene und findet sie oft unterschätzt: „Die deutsche Gründerszene wird wesentlich schlechter geredet, als sie ist.“
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