Upside-Szenario vs. Austausch
Vorteile, die Sologründer lieben – Nachteile, die sie hassen
In unserem Themenschwerpunkt Sologründer beschäftigen wir uns ausführlich mit Einzelgründern, also Gründern die als Einzelperson ein Start-up hochziehen – siehe dazu auch “Einzelgründer sind keine schlechten Teamplayer” und “Einzelgründer müssen nicht immer kleine Brötchen backen“. Wir haben erneut mehrere Sologründerinnen und Sologründer gefragt, was denn der größte Vorteil bzw. der größte Nachteil ist, den Sologründer haben – siehe auch “Sologründer – Die größten Vorteile und Nachteile“.
Vorteile
Geschwindigkeit in der Entscheidungsfindung und weniger Unsicherheit durch den menschlichen Faktor, der im Team schnell aufkommt, wenn sich das gemeinsame Startup anders entwickelt als ursprünglich gedacht. Der menschliche Faktor ist bei ersten Erfolgen im Übrigen meist kritischer als im Falle des Misserfolgs, bei dem ein Gründungsteam sich oft gegenseitig motivieren kann.
Michel Lindenberg, StayFriends
Der größte Vorteil ist wahrscheinlich die komplette Entscheidungsfreiheit. Man muss sich mit niemandem abstimmen, kann alles frei selbst entscheiden. Ich brauche diese Freiheit und habe es deshalb auch nie bereut.
Franziska von Hardenberg, Bloomy Days
Der größte Vorteil ist, dass ich schnell und direkt entscheiden kann. Mühsame Abstimmungsprozesse, lange Diskussionen über Zuständigkeiten und Rücksichtnahme auf persönliche Befindlichkeiten und Animositäten der Mitgründer entfallen. Man ist schnell und flexibel. Und wenn es Lorbeeren zu ernten gibt ist klar, wer diese verdient hat.
Rafael Kugel, RatioDrink
Der größte Vorteil liegt sicherlich in den kurzen Entscheidungswegen. Am Ende muss einer die Entscheidung treffen. Das ist bei einer Sologründung einfacher.
Steffen Zoller, betreut.de
Anteile. Als Sologründer zu starten bringt im Erfolgsfall ein ganz anderes Upside-Szenario mit, als wenn sich von Anfang an mehrere Parteien die Firma teilen.
Feliks Eyser, Regiohelden
Team heißt oft wenn nicht immer Kompromisse und Kompromisse sind im Geschäftsleben oft keine gute Idee. Bei Sologründern ist klar, dass es am Ende nur eine Person gibt, die im Zweifel die letzte Entscheidung treffen kann bzw. die die Richtung vorgibt. Das in jedem Fall ein Vorteil. Auch gesellschaftsrechtlich macht eine Sologründung vieles Einfacher. Am Anfang gibt es eigentlich immer Einigkeit. Über die Jahre können sich die Vorstellungen von Gründerteams dann doch deutlich auseinanderentwickeln. Dazu kommen dann noch die Interessen der Investoren, dass alles kann wichtige Weichenstellungen deutlich erschweren.
Christopher Kampshoff, lendstar
Ich glaube, dass Menschen mit wachsender Verantwortung über sich hinauswachsen können. Da man als Sologründer nichts delegieren kann, sondern alles selbst machen muss, ist die Produktivität sehr hoch. Man verbringt keine Zeit in langen Besprechungen oder muss sich nicht mit gekränkten oder missverstandenen Egos herumschlagen. Und letztendlich bedeutet ein Gründer auch nur eine Person, die irgendwann über das Startup finanziert werden muss, was gerade für Bootstrapping-Startups nicht unbedeutend ist.
Jörn Gutowski, Try Foods
Entscheidungsfreiheit. Die finale Entscheidung liegt letztlich immer bei einem selbst. Man kann sich immer beraten lassen von seinen Mitarbeitern aber am Ende entscheidet nur eine Person ob und wie es gemacht wird. Das beschleunigt so einiges wo erst mal noch zwei oder drei andere mitreden müssten.
Robert Waedt, woonio
Der größte Vorteil ist sicher der, dass man wirklich arbeiten kann wann, wo und wie es einem gerade gefällt. Dazu kommt natürlich das der Gewinn dann auch alleine dem Sologründer gehört.
Stephanie Troppmann, Stephanies Schokowelt
Nachteile
Statistiken besagen, dass Sologründer häufiger scheitern als Teams. Die wesentlichen Nachteile sehe ich in den Bereichen Zeit und Verantwortung. Insbesondere ganz am Anfang wollte niemand im Team Fehler machen. Daher warteten alle auf mein finales Go. Das dauerte teilweise länger als nötig. Zudem fehlt ein Erfahrungsaustausch auf Augenhöhe.
Steffen Zoller, betreut.de
Man sollte auf keinen Fall den Arbeitsaufwand unterschätzen. Wenn ich mit Bekannten spreche, höre ich oft den Satz: „Ich glaube, ich mach mich auch selbstständig, dann habe ich viel mehr Freiheiten“ – das ist leider Quatsch, man ist nie frei. Es gibt zwar niemanden, der einem sagt, was man tun soll, aber man muss ja auch mit gutem Beispiel vorangehen. Du arbeitest dreimal so viel wie vorher und an den Wochenenden auch. Aber das ist nicht schlimm, denn wenn man etwas aus Leidenschaft tut, dann fühlt es sich nicht wie Arbeit an. Das hört sich jetzt vielleicht wie eine Floskel an, aber es ist tatsächlich so. Zudem kommt aber auch der Druck, der auf nur zwei Schultern lastet. Wenn etwas schief geht, dann ist man allein selbst dafür verantwortlich. Es gibt niemanden, mit dem man sich die Verantwortung teilen kann. Wenn es am Ende scheitert dann ist es, egal aus welchen Gründen, Deine Schuld.
Franziska von Hardenberg, Bloomy Days
Bandbreite. Als Gründungsteam mit drei Personen hat man einfach von Anfang an deutlich mehr Kapazität um Dinge voranzutreiben und schnell zu sein. Als Sologründer wird die eigene Zeit und Aufmerksamkeit relativ schnell zum Engpass. Außerdem bringen Teams den großen Vorteil mit, dass man sich gegenseitig in Stärken und Schwächen ergänzen kann. Ein Sologründer muss da schon eher als Allrounder aufgestellt sein, was nicht immer ein Vorteil ist.
Feliks Eyser, Regiohelden
Man muss jede wichtige Entscheidung selber treffen. Man muss die volle Verantwortung übernehmen und kann diese nicht auf andere schieben. Man kann Entscheidungen nicht im Gründerteam diskutieren und abwägen. Ich versuche diesen Nachteil abzufedern, indem ich mir gute Ideenpartner suche, mit denen ich schwierige Entscheidungen durchsprechen kann. Treffen muss ich die Entscheidung am Ende aber selbst.
Rafael Kugel, RatioDrink
Selten deckt ein Sologründer alle Bereiche ab, die erforderlich sind um sein Startup zum Erfolg zu bringen. Er ist also auf andere angewiesen, die dann aber nicht in gleicher Weise emotional und finanziell engagiert sind und denen vielleicht der letzte Antrieb fehlt – von der erschwerten Finanzlage mal abgesehen, die sich daraus ergibt alle Arbeit unmittelbar bezahlen zu müssen.
Michel Lindenberg, StayFriends
Letztendlich macht man sehr viel mit sich selber aus. Es fehlt oft ein Sparringspartner mit dem man sich austauschen kann, insbesondere dann wenn es einfach mal nicht so gut läuft. Jemand der wirklich mit im gleichen Boot sitzt. Ein weiterer Nachteil ist, dass man gerade am Anfang wirklich für alle operativen Themen verantwortlich ist. Sprich ein Bürosuchen, Verträge gestalten, Ausstattungen für das Office besorgen und schauen das alles zur rechten Zeit am rechten Ort ist. Alles natürlich ohne weiteres machbar. Gleichzeitig kostet es natürlich Zeit, die man dann für die eigentlichen Aufgaben nicht mehr hat.
Christopher Kampshoff, lendstar
Themenvielfalt. Als alleiniger Chef muss man in alle relevanten Bereiche sehr guten Einblick haben was sich bei einem Team wohl eher aufteilen ließe. Beispielsweise in Technik und Buchhaltung oder Marketing und Produktmanagement. Dem 100%-Anspruch kann ein Sologründer nicht gerecht werden sodass er sich auf Mitarbeiter und Kollegen oder Externe verlassen muss.
Robert Waedt, woonio
Der größte Nachteil ist, dass man viele Kenntnisse und Fertigkeiten, die einem nicht so liegen dennoch erlernen muss und das wiederum sehr zeitaufwendig ist.
Stephanie Troppmann, Stephanies Schokowelt
Als Sologründer muss man wichtige Kernkompetenzen für ein Startup wie Produktentwicklung, Finanzen, Marketing, Vertrieb etc. in einer Person vereinen können, während man in einem Gründerteam Personen mit unterschiedlichen Qualifikationen und Erfahrungen zusammenbringen kann. Als Sologründer ist man sprichwörtlich allein und kann mit niemanden, direkt Involvierten, Erfolge bzw. Misserfolge teilen.
Jörn Gutowski, Try Foods
Passend zu unserem Themenschwerpunkt Sologründer empfehlen wir folgende Artikel: “Als Einzelgründer durchstarten – aber wie?“, “Mit weniger als 1.000 Euro zum eigenen Start-up?” und “So expandiert man als Sologründer ins Ausland“. Weitere Artikel über Einzelgründer gibt es in unserer Übersicht zum Themenschwerpunkt Sologründer.
Buchtipp für Sologründer: Ausführliche Informationen über das große Thema Solopreneurship (in all seinen Facetten) bietet das gelungene und lehrreiche Buch “Solopreneur: Alleine schneller am Ziel“ von Brigitte und Ehrenfried Conta Gromberg, das als Buch und EBook zur Verfüfung steht. Hier ein Auszug: “Lieber solo gründen? Drei Mythen rund um Teams“.