Start-ups und bayerische Lebensart
In München “entstehen unter Druck Diamanten”
Die bayrische Hauptstadt ist immer eine Reise wert – auch für alle, die sich für Start-ups interessieren. In München gibt es nicht nur eine lebendige Gründerszene, die sich gerne untereinander austauscht, sondern auch viele bekannte und große Start-ups – siehe auch unseren Start-up-Lotsen für München. “München ist das Eldorado für Start-ups“, schrieb Garan Goodman, Managing Director Wayra Deutschland, kürzlich sogar. Wir haben uns in München einmal umgehört, was den besonderen Reiz der Startup-Szene in München ausmacht. Hier die Antworten.
Die Startup-Szene in München ist vielleicht etwas nüchterner. Wahrscheinlich weniger Partys und Networking Events, eher sehr fokussiertes Arbeiten. Das ist natürlich in München auch extrem wichtig, denn hier muss man schon bei einer Gründung sehr schnell daran denken, womit man wie Geld verdient. Auch ist die Szene hier überschaubarer und man kennt sich sehr gut. Ich denke, diese beiden Punkte führen auch dazu, dass es etwas weniger Neid gibt. Teilweise habe ich das anderswo schon stark erlebt. Vielleicht wissen aber hier eigentlich alle, dass Startups-Gründen kein Zuckerschlecken ist, sondern erst einmal Verzicht bedeutet bei vielen Sachen.
Henning Kosmack, MegaZebra
Dank der exzellenten Hochschulen und der sehr starken technologischen Studiengänge bringt München eine Vielzahl an top-ausgebildeten jungen Arbeitskräften, darunter insbesondere Ingenieure, Hardware- oder Software-Entwickler hervor. Weltführende Technologie-Firmen und DAX30-Konzerne wie BMW, Siemens, Infineon oder Linde bzw. MDAX-Firmen wie MAN, MTU Aero Engines, Osram und Wacker Chemie bringen in das Ökosystem von außen exzellente, technologisch starke & affine Arbeitskräfte. Sind diese einmal in München, wechseln sie aufgrund der hohen Lebensqualität ungerne in andere Städte – und stehen beim Sprung in andere Firmen beispielsweise Startups zur Verfügung. Die Politik hat den Technologie-Standort München schon immer stark gefördert – schon zu Zeiten von Edmund Stoiber erlebte München als Biotech-Cluster einen bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung. In München ist es zudem ein wenig leichter, engere Kontakte zu anderen Gründern zu knüpfen, da die Anzahl an Gründer-Events und regelmäßigen Besuchern geringer ist. Berlin hat ohne Zweifel mehr Quantität an Veranstaltungen und Gründern zu bieten – allerdings auch deutlich mehr an qualitativ weniger wertvollen Events bzw. Veranstaltungen, bei denen ein Großteil der – oftmals mittelmäßigen – Gründer nur hingeht, um kostenloses Bier und ein wenig Gesellschaft zu kriegen.
Steffen Reitz, Gini
München ist kleiner, aber persönlicher als Berlin und es hat in den letzten Jahren enorm aufgeholt. Es gibt eine ausgeprägte Start-up-Community mit engem, freundschaftlichem Austausch. Für ein Start-up wie Westwing, das im Premium und Lifestylesegment unterwegs ist, ist es ein attraktiver Standort. In Berlin wären manche Sachen vielleicht einfacher gewesen, dafür andere wieder schwieriger. Bei uns war es einfach so, dass wir Gründer alle in München gelebt und gearbeitet haben, deshalb war das keine besonders schwierige Entscheidung
Delia Fischer, Westwing
München ist eine Ingenieursstadt und hat einen sehr hohen Standard in Sachen Technologie. Dank renommierter Universitäten – CDTM, TUM, LMU – und starken Industriekonzernen wie Audi, BMW und Siemens ist in München eine extrem hohe Tech- und Business-Kompetenz vorhanden. Viele Startups setzen gerade deshalb auf die Verknüpfung von Tech und Web – etwa eGym, Tado, Navvis, Metaio. Wenn wir so weitermachen und die Münchner Ingenieurskunst noch stärker mit der Berliner Web- und E-Commerce-Kompetenz zu verknüpfen wird alles gut und “Made in Germany” weltweit wieder an Bedeutung gewinnen.
Benjamin Günther, Stylight
München hat einen enorm hohen Freizeitwert: Seen, Berge, Natur aber auch das kulturelle Angebot in der Stadt kann so keine Stadt in Deutschland bieten. Gerade für uns als Freizeit-Startup macht das München zum perfekten Standort. Zwar gibt es weniger Veranstaltungen und Networking-Events in München. Aber die Münchner Gründer sind sehr offen und man trifft sich dann einfach mal zum Mittagessen und tauscht sich aus. Wir haben in München auch kein Problem gut qualifizierte internationale Mitarbeiter zu finden und für viele Mitarbeiter aus dem Ausland hat München eine gewisse Sogwirkung. Man kommt von München aus zudem überall hin – Termine mit Investoren, Partnern etc. sind kein Problem. Allgemein ist die Infrastruktur in München exzellent.
Oliver Nützel, Regiondo
In München hat man als Gründer neben beispielsweise hohen Mieten einen starken Wettbewerb um High-Potentials durch die, noch, starke Old Ecnomy. Nach dem Motto “unter Druck entstehen Diamanten” muss man in München einfach ab der ersten Sekunde richtig Gas geben und überlegen, wie man ein Geschäftsmodell entwickelt mit dem man die ganze Kosten stemmen kann oder einen starken VC oder Business Angel findet. Mit OnPage.org sind wir beispielsweise komplett eigenfinanziert und beschäftigen mittlerweile 30 Mitarbeiter.
Andreas Bruckschlögl, Onpage.org
[Gelöscht]
Die Startup-Szene in München ist für mich nicht durch einen bestimmten Reiz interessant, sondern eher durch das Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Zum einen bietet München für Startups tolle Voraussetzungen um die ersten Deals zu tätigen und anschließend schnell zu wachsen. Die wirtschaftliche Situation in und um München ist hervorragend, da viele mittelständische Unternehmen, aber auch Großkonzerne, angesiedelt sind. Hierdurch ist München nicht nur für B2C-Produkte, sondern auch für B2B-Produkte interessant. Zum anderen ist auch die Lebensqualität zu erwähnen, die in München einfach wahnsinnig gut ist. Dieser Faktor ist zwar für ein Startup an sich wenig relevant, jedoch spielt das für die Mitarbeiter eine wichtige Rolle, da dieser Faktor viele jochqualifizierte Menschen anlockt und diese hierdurch auch langfristig motiviert bleiben.
Cristian Mudure, Stackfield
München wird definitiv noch unterschätzt, was die Start-up Szene angeht. In den letzten Jahren hat sich viel getan. Es haben sich einige erfolgreiche Start-ups etabliert wie bspw. die Scout-Gruppe oder Westwing und haben weitere Start-ups nachgezogen. Es gibt zahlreiche Networking Events – wie Bits & Pretzels oder die Echtzeit München – sowie jeden Tag Möglichkeiten sich auszutauschen, Partner zu finden etc. Darüber hinaus herrscht eine wunderbare Kultur zwischen den Start-ups sich gegenseitig zu unterstützen und voranzubringen – und wenn es nur ein sinnvoller Kontakt ist, den man proaktiv weitergibt. Ein Fakt, den ich sehr schätze. Und natürlich das wofür München generell steht – die Berge und Seen um München geben einem einen super Ausgleich zu der intensiven Arbeit im Sommer, wie im Winter.
Veronika Leitermann, caremondo
München bietet viele große Konzerne – gerade im Technologie- und Automobilbereich. Aber auch sonst ist viel los in München, etwa im Segment Biotech. Außerdem bietet München viele Top-Unis, was dazu führt, dass Start-ups in München viele gute Praktis finden können. Die Stadt kann zudem mit guten Acceleratoren und Start-up-Hubs wie der LMU und TUM punkten. Zu guter Letzt bietet München jungen Unternehmen einen guten Zugang zu Kapital, es gibt einfach viele Business Angels in der Stadt. Im Gegensatz zu Berlin hört man in München auch gefühlt weniger Hipster Bullshit. Hier wird einfach gemacht.
Nicolas Reis, altruja
Der Dresscode von Lederhosen und Dirndl macht den Reiz von München aus. Scherz beiseite: Eine starke Vernetzung der Start-ups untereinander sowie mit der alteingesessenen Industrie vor Ort. Mit dem Start-up-Event Bits&Pretzels haben wir in München einen Treffpunkt, an dem Münchner Gründer alle Münchner aus der Szene, die sie sonst nur in Berlin treffen, sehen. Und natürlich ist die Bits&Pretzels einfach anders als Events in Berlin oder San Francisco: Wo kann man sonst schon internationale Speaker bei Weißwurst und Bier auf dem Oktoberfest treffen?
Bernd Storm, aboalarm
Die Herausforderung und letztendlich auch der Reiz bei der Gründung in München ist es, Werte und Ansichten der traditionellen Wirtschaft mit innovativen Geschäftsideen zu verbinden. Trotz oder gerade wegen der hiesigen Bodenständigkeit entwickeln sich so unkonventionelle Betrachtungsweisen auf bestehende Märkte. Traditionsbranchen treffen dann auf neue, ehrgeizige Konzepte und High-Tech. In unserem Beispiel mussten wir erst sicherheitsorientierte, familiengeführte Busbetriebe von unserem expansiven Ansatz und dem Thema Technologie und E-Commerce überzeugen. So entstand dann quasi ein Mobilitätsunternehmen 2.0.
Jochen Engert, Flixbus
Die Szene ist überschaubar, man kennt sich, man tauscht sich aus, z. B. über Erfahrungen mit bestimmten Business Angels, oder man holt sich einen Rat. Das geht hier in München ganz besonders unkompliziert. Ich würde fast sagen, es hat sich unter den hiesigen Gründern eine ganz eigene coole „Subkultur“ entwickelt. Ich finde das klasse und bedauere sehr, dass ich in letzter Zeit nicht mehr so oft mit dabei sein kann.
Philipp Roesch-Schlanderer, eGym
Der Standort München bietet jungen Unternehmern viele Vorteile. Die Nähe zur IT-Industrie ist vor Allem für Start-ups ideal, die technologisch geprägt sind. Außerdem gibt es viele Risikokapitalgeber, die direkt vor Ort sitzen und tolle Gründerzentren, wie beispielsweise UnternehmerTUM. Außerdem kann man aus einem umfangreichen Pool aus erstklassigen Mitarbeitern schöpfen. Die Münchener Start-up-Szene macht vor allem die starke Identifikation mit der bayerischen Hauptstadt aus.
Leopold von Bismarck, tado
Die Startup-Szene in München ist nicht so groß wie in Berlin. Wir spüren aber insbesondere in letzter Zeit einen positiven Schub was neue Ideen, Gesichter usw. betrifft. Man kennt sich, trifft auf den einschlägigen Start-up Veranstaltungen immer wieder bekannte Gesichter und hat dennoch einen starken Zufluss an neuen Unternehmensgründern oder Gründungswilligen. Die Szene bereichert sich immer mehr an neuen Formaten, darunter etwa das “Bits & Pretzels Festival” dieses Jahr. Das ist einzigartig, spannend und funktioniert in dieser Weise am Standort München am besten.
Christina Borensky, hip-trips
Auch wenn keiner von uns Gründer in München studiert hat, haben wir die Startup-Szene in München vor allem durch das Netzwerk des Entrepreneurship Center der LMU und des TUM International Center kennengelernt. Hier gab es die ersten Berührungspunkte mit anderen Teams. Daraus ist beispielsweise auch das Startup-Event “Venture Wiesn” entstanden. Die Münchner Startup-Szene wie wir sie kennengelernt haben, ist klein aber fein. Und das liegt auch daran, dass der deutlich größere Teil der Münchner bei einem der zahlreichen Global Player beschäftigt ist. Und das merkt man der Szene natürlich an. Sie ringt bei der Überzahl an Goliaths in der Stadt um die verdiente Aufmerksamkeit. Und diese Aufmerksamkeit wird jedes Jahr spürbar größer, nicht zuletzt dank der vielen Veranstaltungen der Uni-Netzwerke und Events wie Bits&Bretzels und Venture Wiesn.
Nils Mahler, Lingoking
Grundsätzlich glaube ich nicht dass der Standort zwangsläufig einen großen Einfluss auf den Erfolg hat – siehe Exits wie Trivago -, am Wichtigsten ist man fühlt sich wohl an dem Ort an dem man arbeitet. Unabhängig davon spricht für München der Zugang zu Top Talenten aus allen Bereichen, besonders zu erwähnen ist hierbei die TUM. Klein aber fein ist ansonsten der Reiz Münchens – es gibt hier zwar deutlich weniger Events als in Berlin, auf diesen Events trifft man dann aber auch so gut wie jeden und alles ist sehr persönlich, das erleichtert den Austausch.
Jörg Sutara, Paymill
Die Münchner Startup-Szene zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass Dinge angepackt werden. Man findet in München viele B2C- und noch mehr B2B-Startups, von Hype ist jedoch wenig zu spüren – und das ist auch gut so. Es gibt viele Möglichkeiten für Gründer Unterstützung zu erhalten, wir haben zum Beispiel eng mit dem Startup-Netzwerk BayStartUP zusammengearbeitet. Außerdem befinden sich zahlreiche große Namen aus diversen Industrien wie beispielsweise der Automobil-, Finanz- oder Medienbranche direkt vor der Haustür, was für den B2B-Bereich einen großen Vorteil bietet. München hat sehr gute Universitäten, eine Fundgrube für hoch qualifizierte Mitarbeiter, die auch gerne in der Stadt bleiben. Und wer Kapital sucht wird hier keine Probleme haben, den richtigen Investor zu finden.
Markus Steinhauser, testbirds
Der Mix – viele kreative, hilfsbereite Typen, eine lebendige Szene und trotzdem die Nähe zu institutioneller Old Economy und “altem Geld” zeichnet München aus. Die Überschaubarkeit – man ist nicht nur ein kleines Rad am Wagen, sondern lernt schnell alle relevanten Köpfe und Institutionen kennen. Partizipation – die Startup-Szene in München ist im Aufbau, man kann selbst dazu beitragen, dass das Ökosystem wächst und pulsiert. Die Schönheit von Stadt und Umgebung – Isar, englischer Garten und die Berge vor der Tür – was will man mehr? Viele versteckte “Trüffel” zeichnet München zudem aus – wer sich reinkniet, findet auch hier viele potente Business Angels, die man nicht auf den ersten Blick sieht.
Moritz Grumbach, Gastrozentrale
München hat eine gute Universität und verschiedene Hochschulen und somit eine Menge top ausgebildeter Nachwuchsmitarbeiter. Die Tatsache, dass in und um München viele etablierte Industrie-Unternehmen sitzen, ist sicher ein weiterer wirtschaftlicher Vorteil. Ganz besonders schätze ich aber das bayrische Lebensgefühl, die herzlichen Menschen und den hohen Freizeitwert, sowohl für Outdoor als auch kulturell. Das alles fließt in eine lebensfrohe und engagierte Firmenkultur ein.
Sabine Anna Engel, miomente
Den besonderen Reiz der Startup-Szene in München macht die Substanz in der Stadt aus, das heißt alle Start-ups, mit denen ich zu tun habe haben echte Kunden und signifikante Umsätze. Zudem sitzen viele relevante Kapitalgeber und viele relevante Unternehmenskunden in München. Die Szene in München zeichnet sich außerdem durch Offenheit und Kollegialität in der Community aus.
Markus Solf, famplus
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