“Die Sicherheitslücken waren unschön” – Nico Lumma von shoppero im Interview

Nico Lumma, Gründer und Geschäftsführer der Social-Commerce-Plattform “shoppero“, über ambitionierte Zeitpläne, fehlende Features und längliche Erklärungen. “shoppero” ist mit einigen Sicherheitslücken denkbar schlecht gestartet. Haben Sie ihren neuen Dienst zu früh ins Netz […]
“Die Sicherheitslücken waren unschön” – Nico Lumma von shoppero im Interview
Mittwoch, 16. Mai 2007VonAlexander

Nico Lumma, Gründer und Geschäftsführer der Social-Commerce-Plattform “shoppero“, über ambitionierte Zeitpläne, fehlende Features und längliche Erklärungen.

“shoppero” ist mit einigen Sicherheitslücken denkbar schlecht gestartet. Haben Sie ihren neuen Dienst zu früh ins Netz gehievt?
Ich könnte jetzt “Ganz im Gegenteil!” äußern, aber das wäre nur ein Teil der Antwort. Die Sicherheitslücken waren unschön und hätten vermieden werden müssen, aber mir ist es lieber, diese Probleme tauchen am Anfang auf, wenn nur wenige User davon potentiell betroffen sind, als zu einem späteren Zeitpunkt. Wir sind vor allem deshalb sehr früh gestartet, weil wir das Konzept präsentieren und Feedback bekommen wollten.

Warum haben Sie mit dem Start nicht gewartet und vorher die schlimmsten Fehler beseitigt?
Wir haben von Anfang an einen sehr ambitionierten Zeitplan verfolgt und waren lange im Plan, so dass wir an unserem Vorhaben, auf der Next07 den Start der Plattform zu verkünden, festgehalten haben. Darunter hat letzten Endes das Alphatesting gelitten. Andererseits finde ich es trotz aller Kritik, die geäußert wurde, immer noch richtig, so früh wie möglich mit einem neuen Produkt live zu gehen. Zu zeigen, was wir vorhaben und was das eigentlich Neue an unserem Angebot ist, auch wenn es noch nicht fertig ist, finde ich besser, als irgendwann ein fertiges Produkt zu präsentieren und zu sagen: “so, das isses, viel Spaß damit!”. Hätten wir das gemacht, wäre als Echo gekommen, dass wir die Blogger nicht frühzeitig mit einbezogen hätten. So kommt die Kritik, dass wir noch nicht ganz fertig waren mit allem, was durchaus zutrifft.

Läuft inzwischen alles rund?
Unser Team arbeitet selbstverständlich stetig daran, dass alles immer runder wird. Eigentlich gibt es bei einer Plattform immer etwas zu tun und bei “shoppero” sind neben den angesprochenen Sicherheitslücken vor allem fehlende Features das Manko. An den Features arbeiten wir, da wird auch noch einiges kommen. Es muss in einer Beta-Phase noch nicht alles rund laufen, sonst wäre die Beta-Phase unsinnig. Inzwischen verstehen auch mehr und mehr Nutzer und auch Kritiker, wo wir hinwollen mit “shoppero” und was unser Konzept von anderen unterscheidet.

Besteht nicht die Gefahr, dass Sie viele Nutzer durch die wilde Anfangszeit für immer vergrault haben?
Nein. Wir lernen aus dem Feedback unserer User und der Blogger. Sollte der Lernprozess nicht stattfinden, dann würde das sicherlich auf große Enttäuschung stoßen. Aber ich bin mir sicher, dass wir nach Abschluss der rasanten Startphase dann auch das Vertrauen vieler neuer User gewinnen, denen das Konzept gefällt und die als “shoppero” etwas Geld mitverdienen wollen.

Wie funktioniert das genau?
Wir wollen, dass User an den entstehenden Werbe-Einnahmen beteiligt werden, und zwar so, dass Ihnen der Content weiterhin gehört und keine tendenziöse Schreibe entsteht. Wir haben uns daher für ein Modell entschieden, dass auf den ersten Blick ein wenig umständlich wirkt, aber auf den zweiten Blick gute Ergebnisse für alle Beteiligten liefern wird. Ein User schreibt bei “shoppero”
Produktbesprechungen. Dafür bekommt er 20% von den Werbe-Einnahmen ab, die auf den Produktseiten entstehen. Außerdem bekommt der User 60% der Werbe-Einnahmen, die entstehen, wenn ein Leser über einen seiner Links, beispielsweise in einem Adget genannten Widget, zu “shoppero” kommt und dort über das Portal surft. Genauer gesagt beziehen sich diese 20% bzw. 60% auf den Anteil der Seitenaufrufe in Relation zu den gesamten Seitenaufrufen der Produktseiten.

Das ist aber ziemlich kompliziert.
Ich kann nachvollziehen, dass längliche Erklärungen nicht jedem Spaß machen, aber wir wollen mit diesem Vorgehen bei der Verteilung der Werbe-Einnahmen erreichen, dass der User zwar einen ordentlichen Anteil bekommt, aber nicht feststellen kann, ob er durch eine spezielle Art der Produktbesprechung mehr oder weniger Geld bekommt. Wir wollen eben nicht, dass die Shopperos alle nur Jubelbesprechungen abliefern, weil sie sich davon einen besseren Abverkauf und dadurch mehr Geld am Ende des Monats versprechen. Daher die gewisse Komplexität.

Reich werden die Nutzer damit aber nicht, oder?
Nein. Es geht darum, den Usern für wenig Aufwand eine Beteiligung an den Werbe-Einnahmen zu sichern, die dauerhaft Geld bringt.

Zur Person
Nico Lumma, gehörte nach seinem Studium in Göttingen und Berkeley als IT-Leiter zum Gründungsteam des Hamburger Onlinevermarkters Orangemedia.de. Dort entwickelte er das Konzept für die Weblog-Plattform “blogg.de”. 2005 wurde Lumma Leiter Business Development bei New Media Management in Köln und Geschäftsführer von Interdings, unter deren Dach er “blogg.de” weiter entwickelte. Seit 2006 ist Lumma zudem Geschäftsführer des Instant-Messenging-Dienstes mabber.com. Im Mai 2007 schickte Lumma die Social-Commerce-Plattform “shoppero” ins Netz. Die Idee für den Service hat der Geschäftsführer der Hamburger Shoppero GmbH selbst entwickelt.

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.