15 Fragen an Florian Wichelmann
“Die Idee kam mir, ganz klar, beim Weintrinken”
Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Nicht alles, aber sehr viel. Mir geht es gar nicht so sehr um Kohle, Fame oder Chefkochallüren, vielmehr um Möglichkeiten. Selbstständige haben mit Sicherheit weniger Freiheiten als Angestellte, aber ganz sicher haben sie mehr Möglichkeiten. Und das möchte ich nicht aufgeben: Jeden Tag aufs Neue eine Möglichkeit zu bekommen.
Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Ganz klar: Beim Weintrinken! Als ich in der Weinhandlung meines Vertrauens bei einer Verköstigung mit dem Weinhändler sprach wurde mir klar, was ich vorher schon immer dachte: Die Nachfrage nach Weinkisten ist vorhanden – und steigt sogar – ein Angebot gab es aber nicht.
Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Ganz klassisch: Am Anfang habe ich als Gründer investiert, im zweiten Schritt gab es eine F&F –Runde, dann trat ein Business Angel bei, nun haben wir eine Seed-Finanzierung erhalten.
Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Wir standen extrem schnell vor der Situation, dass wir mehr Kisten verkaufen konnten, als wir auf Lager hatten. Deshalb war die Recherche nach neuen Kisten am Anfang die wichtigste Aufgabe, die konnten wir aber auch rasch lösen.
Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Nichts.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Facebook. Das hat bei uns die größte Wirkung gezeigt.
Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Meine Brüder Max und Till, ganz klar. Dann kam mein Kumpel Peter dazu, der ohne jede Aussicht auf Erfolg kostenlos viel Energie und Zeit in das Projekt gesteckt hat.
Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Nicht von dem Hype in Berlin treiben lassen, nicht jeden Quatsch in eine Gründung umsetzen, nicht die erste Million nach einem Jahr erwarten. Aber sonst: Just do it! Zweifler und Mahner wollen ja nur eines: Eines Besseren belehrt werden.
Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Ich mag das irgendwie gar nicht, wenn sich die Politik so eng an die Startups kuschelt und Schaufensterreden hält. Ganz unangenehm fand ich diese Rede von Christian Lindner im NRW-Parlament.
Plötzlich sind alle stolz auf eigenes Scheitern und generieren sich als die größten Startup-Freunde. Naja, was ich fordern würde? Diversifiziert und helft dabei, Startups nicht nur in Berlin sondern auch anderswo entstehen zu lassen! Zentralismus ist nie gesund.
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Ich glaub ich wäre Politiker geworden. In der Branche kann man auch viel gestalten und umsetzen.
Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Oh, kein Plan. Ich find Outfittery spannend, mit denen machen wir ja auch viel.
Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
So komisch es klingt: Die Nachkriegszeit. Mein Opa hat mir mal erzählt, dass das eigentlich seine schönste Phase im Leben war. Alles war auf null gesetzt, alles wurde neu aufgebaut, aus dem Nichts entstand eine positive Energie. Neben den unglaublichen Entbehrungen unter denen die Menschen damals zu leiden hatten muss die Aufbruchsstimmung eine ganz eigene Magie gehabt haben.
Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Projekte umsetzen! Es gibt nichts Schöneres als eine Idee zu haben und diese mit Energie auf die Beine zu stellen. Ich spüre das andauernd und es fast schon anstrengend. Immer wenn eine neue Idee entsteht, bekomme ich ein extrem nervöses Kribbeln und würde am liebsten sofort tätig werden. Wenn nun eine Millionen Euro zur Verfügung stünde? Wow – dann könnte aus jedem Kribbeln ein Projekt werden.
Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Es geht nie ohne die Kisten! Am Wochenende steht aber eher der Wein aus den Kisten im Mittelpunkt.
Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Mit irgendeinem Unternehmer aus der Generation 60+. Das ist super spannend mit diesen Leuten zu reden, denn die haben einfach schon sehr viel Interessantes erlebt.
Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an
Zur Person:
Florian Wichelmann ist Gründer des Online-Shops Weinkisten24. Zuvor hatte der Wahl-Berliner Politikwissenschaften an der FU Berlin studiert und im Anschluss in einer Unternehmensberatung gearbeitet. Nach zwei Restaurantgründungen erfolgte im Jahr 2013 die Gründung von weinkisten24.
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