Geschichten erzählen
edgee: multimediales Storytelling leicht gemacht
Wow, wie spannend – ich war bei der Geburt eines neuen Social Media-Kanals dabei! edgee (englisch ausgesprochen „edgy“) ging gestern online – und zwar mit einem Countdown:
Nach der Eintragung informiert mich eine Mail darüber, dass mein Account nun vorbereitet würde – die Spannung stieg weiter. Was würde mich in einem Social Media-Kanal erwarten, der meine Frage nach den Mitbewerbern mit „Facebook, Pinterest und Tumblr“ beantwortet hat? Knapp 2 Stunden später bekam ich meinen Code und konnte edgee betreten. Der erste Eindruck: aufgeräumt, klar, selbst erklärend. Der Upload von Bildern funktioniert sehr bequem via Drag & Drop, kleine Texte sind auch schnell geschrieben. Die Gestaltung ist flexibel, man kann die einzelnen Felder einfach hin und her schieben. Die üblichen Social Media-Features wie folgen, liken, teilen und kommentieren sind natürlich auch vorhanden.
Stöbern lohnt sich ebenfalls: Es gibt schon einige professionell aufbereitete Sammlungen wie die über Woodstock zu bestaunen! Diese “edgees” können die User selbst verwalten, in den Vordergrund stellen, im Feed neu positionieren oder andere Collagen kommentieren.
Nach dem Test die Fakten
edgee wendet sich laut der Selbstdarstellung des Unternehmens an alle, denen ein Tweet mit seinen 140 Zeichen nicht ausreicht, um Ideen und Gedanken mitzuteilen. Ein eigenes Blog wäre eine Alternative, doch die Bloggerei verschlingt sehr viel Zeit. Hier soll ab sofort edgee ins Spiel kommen: In diesem Kanal können verschiedene Inhalte in einen übergreifenden Kontext gestellt – eine Geschichte entsteht. Die Collagen können einfach geteilt werden, via Link oder mit einem Klick in Richtung Facebook, Google+ und Twitter.
Ein großer Vorteil von edgee ist, dass die Geschichten dort erhalten bleiben, da sie im Profil eines Users gesammelt werden – sie verschwinden deshalb nicht innerhalb von Minuten in den Feeds und Newsstreams der großen Netzwerke. Das Ziel: Die Social Media-Plattform soll ein Ort für qualitativ hochwertige Inhalte werden und Lust auf Entdeckungen wecken. Das bedeutet aber auch, dass edgee wohl doch nicht direkt mit Facebook oder Twitter konkurriert, denn auf edgee ist Platz für längere Geschichten mit Nuancen.
German Accelerator Programme durchlaufen
Gründer Markus Maier hat an der Brown University in Providence studiert und sein Studium an der Harvard-University verschoben, um edgee zu launchen. Unterstützt wurde er 3 Monate lang durch das German Accelerator Programme in Silicon Valley, das deutsche Tech-Startups auf dem US-Markt unterstützt.
Markus entwickelte die Idee für die Plattform, weil er von der Kurzlebigkeit und der mangelnden Tiefgründigkeit seines Facebook-Newsstreams frustriert war. Die größte Herausforderung in der Entwicklung war die Einbindung, Vernetzung und Personalisierung der verschiedenen Medien. Im ersten Schritt hieß das Netzwerk CulturalMe – doch bei diesem Namen dachten viele User ausschließlich an kulturelle Ereignisse wie Oper oder Kunst. Die neue Version hat nun einen hipperen Namen und und ist breiter aufgestellt. edgee soll kostenlos bleiben, die Monetarisierung soll über „Premium edgees“ erfolgen – Details sind leider nicht bekannt. Die Mobilversion und Features für die Kollaboration sind in Arbeit.
Tolle Idee mit winzigen Kinderkrankheiten
Mir macht edgee Spaß – aber es hat heute noch ein paar Kinderkrankheiten. Ich konnte zum Beispiel heute mein Profil nicht vollständig ausfüllen, weil die Links zu Facebook und Twitter mit dem Hinweis „Unknown validation error“ nicht akzeptiert wurden – Pinterest funktionierte einwandfrei. Texte werden in edgee in den aktuellen Versionen von Firefox und IE nicht sauber dargestellt, denn die Silbentrennung funktioniert dort nicht. Daher werden Worte einfach ab einer bestimmten Zeichenanzahl in die nächste Zeile umgebrochen. Chrome stellt die Texte sauber dar. Die Startversion ist nur in Englisch verfügbar – wobei die edgees natürlich in jeder beliebigen Sprache erstellt werden können.
Meiner Meinung nach haben kleinere Unternehmen auf edgee die Chance, mit einfachen Mitteln spannende Geschichten zu erzählen und ihre Kompetenz unter Beweis zu stellen – vorausgesetzt, sie haben jemanden in ihren Reihen, der dieses Handwerk in Bild und Text beherrscht. Außerdem ist ein großer Bilder- oder Videofundus wichtig, natürlich inklusive aller Nutzungsrechte. Wenn man diese Voraussetzungen mitbringt, kann man auf edgee ganz wunderbar multimediales Storytelling betreiben. Vielleicht eine Plattform für meine Kunden? Ich werde es im Auge behalten.