Feel-Good-Manager Risse im Interview
“Ich sorge für eine gute Stimmung – ohne Clowns-Nase”
Bastian Risse ist der Gute-Laune-Mann bei UNIQ, der Firma hinter der Reiseschnäppchenseite Urlaubsguru. Als Feel-Good-Manager kümmert sich Risse, der früher unter anderem Landschaftsarchitektur und BWL studiert hat, um die Belange der Mitarbeiter und die gute Atmosphäre im Unternehmen. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Risse über Soft Skills, schüchterne Mauerblümchen und Gegenstrom-Anlagen.
Wie wird man eigentlich Feel-Good-Manager?
Ich habe keine Ausbildung zum Feel-Good-Manager gemacht; aber die gibt es ja gar nicht. Man kriegt so eine Stelle wohl nur, indem man eine Firma findet, die Wert auf eine solche Form der Unternehmenskultur legt. Und wenn dann die entsprechende Vorbildung passt und zwischenmenschlich die Chemie stimmt, dann wird man Feel Good Manager.
Was haben Sie vorher beruflich gemacht?
Eine ganze Menge. Nach der Schule habe ich Landschaftsarchitektur studiert. Dann habe ich eine Lehre als Einzelhandelskaufmann gemacht und auch im Außendienst einer Ski- und Snowboard-Firma gearbeitet. Ich habe BWL studiert, in Dortmund und auf Bali, und hier natürlich auch abgeschlossen. Zudem habe ich als Kite-Surf-Lehrer auf den Kap Verden und in den Niederlanden gearbeitet. Ein echter Allrounder, sozusagen. Abgesehen von diesen harten Fakten im Lebenslauf kommt es aber wohl viel eher auch darauf an, mit den Soft Skills zu punkten. Es ist wichtig, auf die Leute zugehen zu können. Für schüchterne Mauerblümchen ist das vielleicht nicht gerade der richtige Job.
Wie lässt Ihr Job als Feel-Good-Manager in einem Satz beschreiben?
In einem Satz ist das schwer. Ich versuche es mal: Als Feel Good Manager sorgt man für eine gute Stimmung in der Belegschaft – ohne mit der Clowns-Nase durch die Gegend zu rennen; es ist ein ernster Job, in dem man ein offenes Ohr für die Sorgen, Ideen und Wünsche der Mitarbeiter haben muss und ein feines Gespür dafür, wie die Leute ticken.
Worum genau kümmern Sie sich denn so ganzen Tag?
Es sind die großen und kleinen Dinge. Projekte, die mich mehrere Wochen und Monate beschäftigen, Einzelmaßnahmen, aber auch viele Dinge, die sich ständig wiederholen. Ich sorge dafür, dass sich alle verstehen.
Wie schaffen Sie es, das sich alle verstehen?
Das geschieht durch kleine, gemeinsame Veranstaltungen während und nach der Arbeit – durch Deutsch- oder andere Weiterbildungskurse, aber auch durch individuelle Beratungen bei beruflichen oder privaten Problemen. Als internationale Kollegen plötzlich von ihrem Vermieter vor die Tür gesetzt wurden, haben wir spontan und unbürokratisch eine Firmen-Wohnung angemietet und geholfen. Ich kümmere mich um Englisch-Unterricht für alle deutschen Kollegen und es gibt Deutschkurse für die Kolleginnen und Kollegen, die aus diversen Ländern Europas zu uns an den Dortmunder Flughafen kommen. Ich organisiere große Firmenfeste und berate die anderen Abteilungen bei Dingen, die die Mitarbeiterzufriedenheit betreffen und ganz allgemein mit der Unternehmenskultur zu tun haben. Ich führe Gespräche und entwickele Feedback-Kanäle, damit Frust gar nicht erst aufkommt und sich alle auf die Arbeit konzentrieren können.
Und warum dieser ganze Aufwand?
Jeder, der den Kopf frei hat von Sorgen und Problemen, kann im Job 100 % geben. Meine Hilfe erstreckt sich nicht nur auf Dinge während der Arbeitszeit. Auch bei allen anderen Dingen helfe ich gern weiter – bei Behördengängen, der Post oder wenn es bei Banken oder Versicherungen Probleme gibt.
Welches Projekt genau haben Sie zuletzt umgesetzt?
Es sind viele der zuvor genannten. Vieles läuft parallel und gleichzeitig. Jetzt gerade habe ich Yoga-Kurse eingeführt. Beim ersten Mal hat mehr als die Hälfte aller Mitarbeiter mitgemacht. Wir mussten deshalb sogar mehrere Kurse nacheinander anbieten. Diese Kurse gibt es jetzt regelmäßig. Die große Karnevalsparty hat mich auch voll in Beschlag genommen. Die war großartig – wir haben bis in den frühen Morgen gefeiert. Während andere Firmen viel Geld für teambildende Maßnahmen in die Hand nehmen, wird bei UNIQ so etwas spontan in Form von ‚Stage Diving‘ auf der Karnevalsparty umgesetzt. Zudem haben wir uns in diesem Monat zum Bowling getroffen, waren Beachvolleyball spielen und wir haben Poker gespielt. Und weil nicht jeder die Regeln kannte, habe ich kurzerhand auch eine Pokerschule angeboten.
Was war bisher der ungewöhnlichste Wunsch, der Ihnen gegenüber geäußert wurde?
Eine Kollegin fordert seit längerer Zeit einen Bürohund. Süße Idee, aber viele Leute haben eben auch Angst vor Vierbeinern. Deshalb wird das wohl ein Traum bleiben. Absurde Sachen wie eine Gegenstrom-Anlage – also so ein Ding, auf dem man im Zimmer mit dem Surfbrett Wellenreiten machen kann – gab es schon, aber da war wohl selbst dem Bittsteller klar, dass daraus nichts wird. Wobei man sagen muss, dass die Gründer Daniel Krahn und Daniel Marx beim Sommerfest so eine Sky-Diving-Anlage bestellt haben. Da konnte man also in einem speziellen Anzug rein gehen und in der Luft schweben, weil ein riesiges Gebläse so viel Wind erzeugt hat, als würde man Fallschirm springen. Das war der Wahnsinn. Eine Gegenstrom-Anlage wirkt dagegen fast wie Spielzeug.
Was raten Sie Anderen, die Feel-Good-Manager werden wollen?
Das ist ein Traumjob. Man hat viel mit Menschen zu tun, erhält tiefe Einblicke in die Bedürfnisse seiner Mitmenschen. Es ist einfach schön, anderen Menschen zu helfen – für sie da zu sein, wenn sie Hilfe brauchen. Da bekommt man viel zurück und kommt schon mit einem Lächeln zur Arbeit. Die Abwechslung macht Spaß, die vielen Gesichter und Geschichten. Ein kleiner Rat wären vielleicht noch Grundkenntnisse in Sachen Psychologie und Coaching. Wer sich hier gut auskennt, wird viel Freude bei seiner Arbeit haben. Natürlich gilt auch für den Feel Good Manager das, was er selbst gewährleisten soll. Wer sich wohl fühlt, der gibt auch bei der Arbeit mehr. Man merkt schnell, ob jemand mit vollem Ehrgeiz bei der Sache ist. Und das sollte man – auch und gerade den Kollegen zu Liebe – auch tun.
Passend zum Thema: “Was macht eigentlich ein Feel-Good-Manager so? – Interview mit Sophie Bono von Goodgame“.