Gastbeitrag von Nicole Fischer
Onboarding ist elementar wichtig, um Talente zu halten
Aufstrebende Start-ups brauchen gute Leute. Das ist eine klare Sache. Doch gute Leute muss man finden – und wenn man sie gefunden hat, muss man auch in der Lage sein, diese fähigen Mitarbeiter zu halten. Diese Erkenntnis kann nicht schaden, wenn ein junges Unternehmenüber seine HR-Strategie nachdenkt. Daraus folgt ein wichtiger Aspekt: Gerade das Onboarding, also die Willkommensphase für die neuen Kollegen, sollte mit viel Herz und Hirn gestaltet werden.
Bei unserem Kölner Unternehmen KissMyAds spielen das Rekrutieren neuer internationaler Kräfte und die strukturierte Personalarbeit mit dem gesamten Team tragende Rollen. Wir vertreten die Überzeugung, dass das Onboarding entscheidend ist – und dass dieser Prozess viel früher beginnt, als die meisten meinen. Konkret: Schon vor dem Vorstellungsgespräch möchten wir den künftigen Mitarbeitern zeigen, dass wir sie wertschätzen. Onboarding beginnt also schon bei der Koordination des Job-Interviews.
Mit einem guten Onboarding-Prozess signalisiert das Startup von Beginn an, dass es sich ausführlich mit den möglichen neuen Mitarbeitern auseinandersetzt, ihnen aber vor allem auch eine strukturierte Einführung in Organisation, Team und Büro-Alltag bietet. Das hat langfristigen Wert. Gerade im „War for Talent“ ist es für Startups relevant, dass die Mitarbeiter ein gutes Gefühl gewinnen: Sie sollen sich sicher sein, dass sie ernstgenommen und gut informiert werden. Natürlich sollen sie sich auch wohl fühlen.
Effizienter Bewerbungsprozess als positives Entre
Wer sich bei einem Unternehmen bewirbt, darf zu Recht eine angemessene Anerkennung seiner Persönlichkeit, aber auch eine möglichst schnelle Resonanz auf die eigene Vorstellung erwarten. Das Ziel des Startups sollte es daher sein, immer innerhalb einer Woche Feedback zu senden. Kommt es zu einem Vorstellungsgespräch, ist eine offene Atmosphäre gefragt: Bieten Sie dem Bewerber im Vorfeld so viele Informationen und Hinweise wie möglich, damit er sich nicht alleingelassen, sondern gut betreut fühlt. Das ist eine Investition Ihrerseits. Gehen Sie mit allen Teilnehmern, also HR- und Teamleiter, gut vorbereitet ins Gespräch und stimmen Sie sich vorher aufeinander ab.
Der Teamtag als Kernelement des Onboardings
Wir sind der Überzeugung, dass nur ein konkreter Versuch die Einschätzung rechtfertigt, ob ein Bewerber und das bestehende Team zusammenpassen. Deswegen ist ein Teamtag, also ein etwa halbtägiger Aufenthalt in der Arbeitsumgebung, das Kernelelement. Natürlich ist dies ein Teil der Auswahl – aber zugleich auch schon ein ganz wichtiger Aspekt des Ankommens an der neuen Arbeitsstelle. Wenn wir nach vier, fünf Stunden zusammen mit Bewerber, Teamleiter und Geschäftsführung noch zum abschließenden Essen gehen, haben wir ein sehr gutes Gefühl füreinander. Und wenn dann alles zusammenpasst und man sich einigt, dann kennt der Bewerber eben schon wichtige formelle und informelle Teile seines künftigen Arbeitgebers.
Herzlich willkommen – hier ist alles, was Du brauchst
Wie oft hört man davon, dass neue Mitarbeiter tagelang durch ein Unternehmen geistern, auf der Suche nach Ansprechpartnern oder gar Computerzubehör? Deshalb haben wir einen Prozess definiert, der das Maximum anstrebt: Jeder neue Mitarbeiter soll an seinem Antrittstag einen festen Arbeitsplatz vorfinden, auf dem ein Rechner steht, der einwandfrei funktioniert und schon persönlich konfiguriert ist. Die E-Mailadresse ist eingerichtet, alle wichtigen Zugänge liegen vor. Ebenso ein Jobticket, was wir den neuen Mitarbeitern geben, damit sie uns mit den ÖPNV erreichen können. In manchen Fällen, etwa bei neuen Mitarbeitern aus dem Ausland, unterstützen wir auch bei der Suche nach einer Wohnung hier in Köln oder übernehmen dies für den Bewerber.
Feedback, Feedback, Feedback
Wir können bei uns erleben, wie jeder einzelne neue Mitarbeiter durch eine Kultur der Wertschätzung die Chance bekommt einfach ins neue Team zu finden. Das liegt auch daran, dass jeder Teamleiter sich seiner neuen Mitarbeiter sofort annimmt und gemeinsam mit mir als HR-Beauftragter nochmals eine umfassende Einführung in Arbeit und Organisation bekommt. Wir machen aber auch klar, dass wir jederzeit für sämtliche Fragen zur Verfügung stehen. Zudem bieten wir eine Bandbreite an Informationsmaterialien im Netz an, damit die neuen Mitarbeiter jederzeit die Antworten auf ihre wichtigsten Fragen finden können. Das heißt: Wir bieten Orientierung. Das jeweilige Teil-Team übernimmt zudem die Rolle des Paten. Hier können die neuen Mitarbeiter alles besprechen, was ihnen an Fragen aufkommt. Besonders wichtig ist uns aber auch, dass der Onboarding-Prozess frühzeitiges Feedback vorsieht. Jeder neue Mitarbeiter weiß, dass er sein eigenes Feedback jederzeit einbringen kann und dass er nach spätestens drei Monaten umfassende Rückmeldung von seinem Teamleiter bekommt.
Für eine Kultur der Wertschätzung
Motivation funktioniert nicht auf Verordnung. Auch nicht – ausschließlich und langfristig – über monetäre Anreize. Vielmehr ist die Kultur der Wertschätzung, die ein Unternehmen seinen neuen Mitarbeitern entgegenbringt, ein elementarer Bestandteil der Mitarbeiterbindung. Wollen Sie den Prozess des Onboardings in diesem Sinne bestreiten, sollten Sie verantwortungsvoll und ernsthaft mit Ihrer Rolle als Arbeitgeber umgehen. Stellen Sie sich vor, Sie wären der Bewerber: Wann würde ein Unternehmen Sie begeistern? Mit welchen Informationen und Prozessen könnte es bei Ihnen punkten? Wann würden Sie sagen: Das fühlt sich an, als wäre ich hier wirklich willkommen? Wenn Sie diese Fragen beantworten, sind Sie auf dem Weg zu einem gewinnbringenden Onboarding-Prozess für Ihr Unternehmen.
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Zur Person
Nicole Fischer verantwortet für das Kölner Unternehmen KissMyAds das Thema Human Resources.