15 Fragen an Phillip Bellé von MoID
“Mich reizt es, an etwas zu arbeiten, dass es so noch nicht gibt”
Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Viel, neben der schlechten Bezahlung war sicherlich auch das Büro ohne Tageslicht ausschlaggebend. Nein im Ernst, wir haben nicht gegründet um unsere eigenen Chefs zu sein, sondern um an etwas zu arbeiten, an das wir glauben und an dem wir auch Spaß haben, wenn es mal nicht perfekt läuft. Natürlich reizt aber auch das breite Aufgabenfeld in einem Start-up und die Herausforderung an etwas zu arbeiten, dass es so noch nicht gibt.
Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Die Idee zu MoID entstand während meines Auslandssemesters an der UCLA. Da es unter den Studenten unüblich war Visitenkarten auszutauschen und wie ich, die meisten auch keine hatten, habe ich versucht mir die Namen so gut wie möglich zu merken um sie anschließend in den üblichen sozialen Netzen zu kontaktieren.
Also habe ich mich auf die Suche nach einer App gemacht, die es mir erleichtert, Menschen die ich im realen Leben getroffen habe im Nachhinein online auf sozialen Netzen wie Facebook, Twitter, LinkedIn, Xing oder auch Instagram wiederzufinden. Das gab es nicht, und so ist die Idee zu MoID entstanden.
Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Bislang haben wir mit Hilfe der klassischen 3F also Family, Friends, and Fools alles selbst finanziert und sind nun aber, um den nächsten Schritt zu machen auf der Suche nach einem Seed Investor. Da mittlerweile ein Großteil unserer Nutzer aus den USA kommt und auch das Feedback von dort positiver ist, sprechen wir sowohl mit Deutschen als auch mit US Investoren.
Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Der erste große Stolperstein war sicherlich das richtige Team für MoID zu finden. Hier bin ich nach zahlreichen Gesprächen auf das iPhone Praktikum an der TU München gestoßen. Dieses wurde damals von Damir Ismailivi? und Dennis Pagano organisiert und ich habe sie eigentlich kontaktiert um mich nach motivierten und gründungsinteressierten Studenten zu erkundigen.
Zum Glück waren sie dann aber selbst an dem Projekt interessiert. Da Damir und Dennis aber zunächst noch mit ihrer Promotion beschäftigt waren, haben wir die erste Version die Ende 2011 online ging mit Hilfe von Studenten entwickelt.
Ein weitere Stolperstein war sicherlich der extrem hohe Akkuverbrauch in den Anfangszeiten von MoID. Die Geräte wurden heiß und liefen mit MoID kaum einen halben Tag. Heute brauchen wir nur noch knapp 3 Prozent der Akkuleistung am Tag.
Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Wahrscheinlich würden wir heute zwei Dinge anders machen. Erstens würden wir sicherlich nicht mehr von Anfang an mit einer iOS und Android App starten, sondern uns auf eine Plattform fokussieren. Zwar wissen wir jetzt, das MoID auf beiden Plattformen läuft, trotzdem hätten wir uns schon früher auf eine Plattform konzentrieren sollen.
Zweitens würden wir unseren Fokus am Anfang nicht mehr auf Deutschland legen. Zwar ist Deutschland nach den USA der für uns zweitgrößte Markt, trotzdem haben wir hier aber 80 Mio weniger potentielle Nutzer als in den USA. Hinzu kommt, dass Amerikaner neuen Produkten gegenüber sehr offen eingestellt sind und gerne etwas neues ausprobieren.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Neben den klassischen Spielarten wie die Nutzung sozialer Medien und PR versuchen wir zusätzlich mit Eventorganisatoren in Kontakt zu kommen. Da MoID immer dann gut funktioniert wenn viele Nutzer an einem Ort sind, bieten wir ihnen MoID als Networkingtool gratis an und kommen so im Gegenzug an die Event Besucher.
Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Neben Dennis und Damir haben mich meine Eltern und auch meine Freundin immer unterstützt. Toll war, dass sie natürlich einerseits in schwierigeren Zeiten für mich da waren, andererseits aber dann wenn es gut lief auch immer wieder unangenehme Fragen gestellt haben.
Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Nicht aufgeben, sich viele Meinungen anhören, aber Meinungen von anderen nicht überzubewerten.
Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Ich würde mir wünschen, dass die Gründer oder auch andere Personen aus dem deutschen Start-up-Umfeld, die sich politisch engagieren mehr Gehör verschafft werden würde.
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Das ist schwer zu sagen. Seitdem ich mich mit meinem beruflichen Werdegang beschäftige, wusste ich, dass ich an dieser Idee arbeiten wollte. Statistisch wäre ich als BWLer wahrscheinlich in einer Bank, einer Beratung oder einer Prüfungsgesellschaft gelandet.
Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Bei Stylight, weil sie es geschafft haben, trotz der Erfolge in den letzten Jahren ihr Startup-Flair zu behalten.
Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Ich würde gerne in Zukunft reisen um zu sehen, was die Probleme der Zukunft sind und wie Probleme der heutigen Zeit gelöst wurden.
Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Auch wenn es jetzt etwas langweilig klingt, aber ich würde, die Million in MoID investieren. Damit könnten wir unser Team verstärken, eine Android Version entwickeln und als kleines Bonbon eine Büro mit Tageslicht beziehen.
Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Im Sommer verbringe ich schöne Sonntage gerne mit Freunden am See oder auf dem Tennisplatz und im Winter freue ich mich immer mal wieder Ski zu fahren.
Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Oliver Samwer würde ich gerne einmal kennenlernen. Ich denke, dass er mit seiner Erfahrung egal in welchem Stadium oder in welcher Branche immer hilfreiches Feedback geben könnte, da er wahrscheinlich jedes Problem, das wir haben auch schon gehabt hat.
Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an
Zur Person:
Phillip Bellé ist Gründer und CEO von MoID. Er studierte BWL mit Fokus Finanzen an der LMU in München und hatte die Idee zu MoID während eines Auslandssemesters.
15 Fragen als eBook und in gedruckter Form
“Hinter den Kulissen deutscher Start-ups: 45 Gründer über den Aufbau ihres Unternehmens”, heißt der erste Titel der neuen Buchreihe von deutsche-startups.de. Unser erstes Buch, ein Best-of der Rubrik 15 Fragen an, steht unter dem Motto: Von Gründern lernen, sich von deutschen Unternehmern inspirieren lassen. 45 Gründer berichten von Ihren eigenen Erfahrungen, geben wertvolle Tipps und teilen ihre Inspirationen mit den Lesern.