Gastbeitrag von Birgit Schulze
5 Probleme schnell wachsender Firmen (und wie man sie löst)
Christoph G. ist Geschäftsführer eines jungen, schnell wachsenden Unternehmens: Vor drei Jahren ging er mit seiner Geschäftsidee an den Start, inzwischen hat er mehr als 20 Mitarbeiter. Dieses Wachstum und die damit einhergehenden Veränderungen hat Konsequenzen – für alle Menschen im Unternehmen.
Aufgrund des Wachstums werden mehr und mehr Absprachen notwendig. Entscheidungen müssen so getroffen werden, dass alle Mitarbeiter diese mittragen und anschließend ausführen. Für die Kunden muss weiterhin gewährleistet sein, dass deren Anliegen beim “richtigen” Ansprechpartner im Unternehmen ankommen. Christoph G. braucht als Führungskraft die Sicherheit, dass seine Mitarbeiter ihn richtig verstehen und in seinem Sinne handeln. Voraussetzung dafür ist eine fließende Kommunikation, die nach innen und außen wirkt – und auch eine nachhaltige Streitkultur. Denn eins ist klar: Wo Menschen sind, entstehen auch Konflikte. Christoph G. steht vor vielen neuen Herausforderungen. Er braucht:
1. Qualifizierte, ins Team passende Mitarbeiter
Die Auftragslage ist gut, das Unternehmen muss weiter wachsen, um das hohe Qualitätsniveau zu halten. Es werden schnell qualifizierte, ins Team passende Mitarbeiter gebraucht, damit die Auftragslast bearbeitet werden kann. Doch woher nehmen? Die Lösung: Christoph G. ist permanent auf Messen, Fachveranstaltungen und in Social Media unterwegs. Ab sofort hält er dort Ausschau nach neuen Mitarbeitern. Außerdem werden die Zuständigkeiten im Unternehmen in einem Mentoringprogramm eindeutig geklärt – das hilft den bereits vorhandenen Mitarbeitern und unterstützt die neuen, in das Unternehmen einzusteigen.
2. Klare Firmenstrukturen und Prozesse
Die Auftragslage nimmt zu und wird komplexer, gleichzeitig sind mehr Mitarbeiter beschäftigt. Diese Situation erfordert klare, aber auch flexible Strukturen. Früher konnte jeder alles machen, heute sind Aufgaben geteilt. Wer arbeitet an welchem Projekt, wer übernimmt welche Rolle und ist für was zuständig? Die Lösung: Christoph G. legt frühzeitig gemeinsam mit seinen Beschäftigten fest, wer in welchem Team arbeitet und welches Team welchen Auftrag bearbeitet. Er definierte Rollen und schafft damit transparente Strukturen und Prozesse für die Beschäftigten. Dieser Schritt erzeugt auch für Kunden Sicherheit – sie möchten schließlich immer mit dem „richtigen“ Ansprechpartner sprechen.
3. Nachvollziehbare Kommunikationswege
Wo früher das Wissen quer durch den Raum geteilt werden konnte, braucht es heute andere Wege. Mitarbeiter sitzen inzwischen in verschiedenen Büros, vor Ort beim Kunden, arbeiten gelegentlich im Homeoffice oder sind auf Teams verteilt. Wie kann dieser Informationsfluss gesichert werden. Die Lösung: Christoph G. nutzt verschiedene Kanäle, um seine Mitarbeiter zu erreichen. Dadurch macht er das Wissen transparent und auffindbar. Er führt regelmäßige Präsenzmeetings ein, um projektbezogene Informationen zu teilen. Für administrative Informationen setzt er auf ein Unternehmenswiki. So hat er die Sicherheit, dass die Informationen die Mitarbeiter erreichen.
4. Permanente Evaluierung der Unternehmenssituation
Wachstum heißt Wandel. Ständige Veränderungen führen zur Verwirrung und Verunsicherung auf Mitarbeiter- und Kundenseite. Prozesse ändern sich, neue Mitarbeiter bekommen neue Zuständigkeiten. Die Lösung: Christoph G. geht schrittweise vor. Er führt eine Veränderung ein und beobachtet diese eine Weile. Wie entwickelt sich ein Team, nachdem ein neuer Mitarbeiter hinzugekommen ist? Was passiert, nachdem das Mentoringprogramm eingeführt wurde? Er hat das Ohr im Unternehmen und nutzt dafür auch die regelmäßigen Projektmeetings. Treten plötzlich andere Dynamiken oder gar Konflikte auf? Christoph G. hält den Fokus auf die geänderte Situation.
5. Unternehmenseigene Streitkultur unterstützt aktiv den Umgang mit Konflikten
Konflikte bringen uns zum Nachdenken und ins Handeln – jedoch nur dann, wenn diese konstruktiv geführt werden. Die Gefahr für schnell wachsende Unternehmen besteht darin, dass zu schnell zu viel passiert und der Blick durch das stetig wachsende Alltagsgeschäft eingeengt wird. Vor allem dann, wenn das Wachstum plötzlich und vielleicht sogar ungeplant geschieht. Die Lösung: Christoph G. setzt von Anfang an auf aktives Konfliktmanagement. Er hat die Erfahrung gemacht, dass frühzeitig gelöste Konflikte Zeit, Geld und Nerven sparen.
Konflikte? Mediation kann helfen
Wachstum und Veränderungen bringen Konflikte mit sich – dies ist normal. Entscheidend ist, wie wir mit Konflikten umgehen. Der konstruktive Umgang mit Konflikten ist lernbar. Ein Wirtschaftsmediator wird in der Regel für den akuten Konflikt gerufen: Sei es zwischen zwei Kollegen, zwischen Teams oder auch zwischen zwei Unternehmen.
Mediation ist ein strukturiertes Verfahren, durch das den Konfliktparteien die Möglichkeit geben wird, den Konflikt außergerichtlich und gemeinschaftlich zu lösen. Vor allem da, wo es um langfristig angelegte Beziehungen geht, ist ein Mediationsverfahren sinnvoll. Die Parteien finden durch die Unterstützung eines Mediators Lösungen für ihren Konflikt, die die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigen.
Team- und Gruppenprozesse profitieren ebenfalls von einem Mediationsverfahren. Ähnlich einer Supervision werden Dynamiken und unterschwellige Spannungen, die in einem Team entstehen können sichtbar gemacht und anschließend im geschützten Rahmen angesprochen und geklärt. Die Beteiligten erarbeiten gemeinsame Lösungen, die die Bedürfnisse aller berücksichtigen. Denn solche gemeinschaftlichen Lösungen funktionieren nachhaltiger und werden sehr viel wahrscheinlicher umgesetzt.
Passend zum Thema: “Wie lässt sich so eine Diskussions- und Streitkultur in einem Star-tup produktiv aufbauen?”
Zur Person
Birgit Schulze ist Wirtschaftmediatorin und berät junge, schnell wachsende Unternehmen. Sie unterstützt diese von Anfang an dabei, eine unternehmenseigene Streitkultur zu entwickeln oder akute Konflikte im Mediationsverfahren mit allen Beteiligten zu klären.