Gastbeitrag von Julia Alunovic (leetchi.com)

So profitieren deutsche und ausländische Start-ups voneinander

Die deutsche Start-up-Szene ist ein aufregendes und pulsierendes Ökosystem, welches nie stillzustehen scheint. Doch es kann nicht schaden, regelmäßig einen Blick über den Tellerrand zu werfen und auch ausländischen Start-ups eine Chance zu geben. Gastbeitrag von Julia Alunovic.
So profitieren deutsche und ausländische Start-ups voneinander
Montag, 5. Mai 2014VonTeam

Nicht nur, aber im Besonderen in Berlin gibt es ein sehr eng geknüpftes Startup-Cluster. Fast täglich hört man von spannenden Neugründungen. Tag für Tag finden Events statt, bei denen sich die Szene trifft und vernetzt. Jede Woche feiert sich die Szene in diversen Brachenmedien selbst mit Artikeln darüber, ob und warum Berlin die Startup-Hauptstadt Europas sei.

Regelmäßig wird auch über wenig innovative, deutsche Copycats berichtet. Ausländische Originale hingegen finden deutlich seltener in der hiesigen Presse statt. Eine Ausnahme stellen hier maximal Unternehmen aus dem Silicon Valley dar, die man auch in Deutschland ganz genau beobachtet. Für Außenstehende entsteht schnell der Eindruck, als sei Start-up Szene selbstbezogen und gegenüber Eindringlingen in Form von ausländischen Start-ups, die ebenfalls ein Stück vom attraktiven deutschen Markt für sich beanspruchen möchten, wenig offen.

Ausländische Start-ups bekommen weniger Aufmerksamkeit

Als französisches Unternehmen haben wir bei Leetchi.com etwa die Erfahrung gemacht, dass es für ausländische Startups sehr schwierig sein kann, wahrgenommen zu werden. Dabei gibt es gerade in Europa noch so viele andere Start-up Cluster, in denen innovative Unternehmen sehr erfolgreich wirtschaften. Ein Blick über die eigenen Grenzen hinaus genügt. Denn auch die deutsche Startup Szene kann von ausländischen Unternehmen profitieren – und vice versa. Drei Gründe, weshalb sich die deutsche Startup Community der Konkurrenz aus dem Ausland gegenüber offener verhalten sollte:

1. Ausländische Unternehmen tätigen Investitionen

Dass der deutsche Markt mit hohen Investitionen zum Markteintritt verbunden ist, ist kein Geheimnis. Onlineshops und –services sind zum Beispiel gut damit beraten, ihren Kunden die Bezahlung per Lastschrift zu ermöglichen, da Kreditkarten hierzulande nicht so weit verbreitet sind wie andernorts. Dies ist natürlich mit diversen Kosten und Risiken für das Unternehmen verbunden.

Wir haben außerdem die Erfahrung gemacht, dass Werbung in Deutschland durch die Bank im Schnitt rund dreißig Prozent teurer ist als in Ländern wie beispielsweise Frankreich oder Spanien. Wer also den Markteintritt in Deutschland schaffen möchte, sollte über ein gewisses Budget verfügen. Werbemedien aller Art profitieren von diesen Investitionen.

PR- und Marketingarbeit aus den jeweiligen Heimatländern lassen sich weiters oft nur schwer auf den deutschen Markt übertragen. Ausländische Unternehmen sind daher oft gut damit beraten, in Deutschland eigene Agenturen zu beauftragen. Auch dies ist mit teilweise bedeutenden Investitionen verbunden, von denen deutsche Dienstleister profitieren.

2. Ausländische Unternehmen schaffen Arbeitsplätze

Während die oben beschriebenen Investitionen indirekt Arbeitsplätz schaffen können, so gibt es auch ausländische Start-ups, die in Deutschland eigene Niederlassungen eröffnen. Gerade eben erst verkündete zum Beispiel die amerikanische Crowdfunding Plattform IndieGoGo, ein Büro in Deutschland zu eröffnen und ein lokales Team aufzubauen.

Unternehmen, die sich diesen Schritt leisten können, haben in der Regel ihren Proof of Concept schon erfolgreich hinter sich gebracht. Ein Job in einem ausländischen Start-up kann somit unter Umständen beständiger sein als ein Posten bei einer deutschen Neugründung. Es handelt sich hierbei oft um spannende Jobs, die mit einem multikulturellen Arbeitsumfeld und internationalem Austausch verbunden sind.

3. Ausländische Unternehmen tauschen Erfahrungen

Ausländische Start-ups verfügen über wertvolle Erfahrungen in ihrem Heimatmarkt und können deutschen Unternehmern wertvolle Kontakte und Einblicke geben. Sei es, um sich einfach beim Lunch auszutauschen oder um tatsächlich eine Kooperation unter Dach und Fach zu bringen – wie so oft im Geschäftsleben gilt: Eine Hand wäscht die andere. Wenn ausländische Unternehmer von heimischen Insights und Kontakten profitieren, so gilt das umgekehrt natürlich genau so. Denn schließlich gibt es auch zahlreiche deutsche Startups, die ihre Internationalisierung anstreben. Da können solche Kontakte nur von Vorteil sein.

Es heißt nicht umsonst, Konkurrenz belebe das Geschäft. Ausländische Unternehmen können einen wichtigen Teil dazu beitragen, Märkte zu erschließen und Kunden für neue Geschäftsmodelle zu aktivieren. Es kann der deutschen Start-up-Szene deshalb bestimmt nicht schaden, regelmäßig einen Blick über die eigenen Grenzen zu wagen und ausländischen Unternehmen gegenüber offener zu sein. Denn nicht nur „Made in Germany“ steht für Qualität und Innovationskraft.

Zur Person:
Julia Alunovic ist gebürtige Österreicherin und lebt nach einem Abstecher in Berlin nun in Paris, wo sie das Deutschlandgeschäft des französischen Start-ups Leetchi.com verantwortet. Mit mehr als einer Million User ist das Unternehmen Europas führender Anbieter für Gruppengeschenke und gemeinsame Bezahlungen. Der Service ist auf deutsch, englisch, französisch und spanisch verfügbar.

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