Fünfzehn Fragen an Thomas Promny von Gimahhot
Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Ich würde anders gar nicht funktionieren. Ich musste allein deswegen schon Unternehmer werden, weil ich mit Autoritäten noch nie gut zurecht gekommen bin.
Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Ich habe ja bereits verschiedene gegründet. Manche sind ganz zufällig und spontan entstanden, andere sehr lange und sorgfältig geplant. Welche Variante auf lange Sicht erfolgreicher ist, kann ich auch nach 10 Jahren noch nicht sagen. Vielleicht ist es die Mischung aus beiden, die am besten funktioniert.
Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Ebenfalls unterschiedlich. Manche meiner Unternehmen brauchten so gut wie kein Geld zum Start. Andere haben auch Business Angels und VCs an Bord.
Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Meiner Erfahrung nach gibt es nur einen wirklich großen Stolperstein: Dass das Produkt keinen Markt findet, niemand es zu brauchen scheint. Das passiert auch nicht allzu selten, dann muss man neu ausrichten oder notfalls auch aufgeben und sich was schlaueres einfallen lassen.
Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Mir sind schon fast alle klassischen Anfängerfehler in den letzten 10 Jahren passiert: Schlechte Verträge, gar keine Verträge, Leuten vertraut, die es nicht verdient hatten, usw. Aber Fehler sind ja bekanntlich nur dann wirklich schlimm, wenn man nicht aus ihnen lernt.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Das hängt ganz individuell vom Thema ab. Es gibt auch nicht den allgemein günstigsten Marketingkanal. Nicht zuletzt, weil jeder Kanal teurer und weniger effektiv wird, wenn sich alle darauf stürzen. Trotzdem liegt auch in meinen Unternehmen der Fokus meist auf Online, insbesondere SEO/SEM.
Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Im Laufe der Zeit ganz verschiedene, die überwiegend allerdings so bescheiden sind, dass sie ungern in solchen Zusammenhängen genannt werden.
Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Allgemeine Tipps gibt’s so viele. Ich höre mir oft Ideen von jungen Gründern an und finde, ehrlich gesagt, viele von denen auch grottenschlecht. Dennoch rate ich ihnen nie davon ab, es dennoch zu versuchen. Schließlich hat die Naivität junger Unternehmer auch eine wichtige Funktion. Wenn ich alle möglichen Stolpersteine gekannt hätte, als ich mit 18 Jahren angefangen habe, hätte ich mich wahrscheinlich auch nicht getraut. Wovon ich allerdings abrate ist, zu viel Geld auszugeben, bevor man nicht mit einem möglichst billigen Prototypen herausgefunden hat, ob das Unternehmen einen Markt vorfindet oder nicht.
Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Kein zusätzliches Geld. In der Hinsicht wurde in den letzten Jahren schon viel getan und es gibt meiner Erfahrung nach genug finanzielle Hilfsmittel, um Gründern den Start zu erleichtern. Auch, dass Bürokratie irgendeinen Gründer abhält, ist ein Mythos. Jedenfalls habe ich das noch nicht beobachten können. Wichtiger fände ich einen Wandel in unserer Mentalität. Wenn Unternehmer nicht mehr in erster Linie als arbeitsplätzevernichtende Unmenschen betrachten würden, das wäre ein Fortschritt. Auch wenn ich zum Glück nur noch die ersten 8 Jahre meines Lebens in der DDR verbringen musste, ist mir doch klar geworden, dass Fortschritt und Unternehmertum untrennbar verbunden sind. Wissenschaftlicher Fortschritt allein nützt wenig.
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Ein Freund hat mal gesagt: Wenn du irgendwo angestellt wärst, würdest du nach drei Tagen kündigen aber nach zwei Tagen hätte dein Chef dich schon rausgeworfen. Also notfalls würde ich wohl Katzen züchten oder sowas, aber für die meisten klassischen Angestelltenjobs gibt es bestimmt qualifiziertere Menschen als mich.
Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Natürlich bei einigen Konkurrenten. Aus Deutschland kommt ja leider nicht so viel Innovation, wie man es sich wünsche würde. Deswegen gibt es die aus meiner Sicht deutlich spannenderen Unternehmen eher auf der anderen Seite des großen Teichs. Dennoch gibt es ja einige sehr erfolgreiche Internet-Unternehmen in Deutschland. Unister finde ich zum Beispiel ziemlich beeindruckend.
Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Oh, da gibt es sehr viele. 10 Jahre zurück und Aktien kaufen ist mir aber zu einfach. Besonders fände ich es spannend, geschichtliche Ereignisse mitzuerleben: Die Wannseekonferenz, die Entdeckung Amerikas oder James Watt beim Bau der Dampfmaschine zusehen, das würde mich interessieren.
Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Bestimmt nicht auf einmal ausgeben. Darin bin ich nicht so gut. Grundsätzlich bin ich mit meinem Lebensstandard sehr zufrieden und würde nichts grundsätzlich anders machen, wenn ich mehr Geld hätte.
Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Am liebsten entspannt mit lesen oder schreiben. Je nach Jahreszeit zu Hause, in der Sauna oder an der Ostsee. Als Abschluss dann ein gutes Steak, am liebsten bei Butchers in Hamburg.
Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Jared Diamond, ein US-amerikanischer Autor und Wissenschaftler, den ich sehr bewundere.
Zur Person
Thomas Promny betreibt seit zehn Jahren verschiedene erfolgreiche Internet-Unternehmen. Derzeit ist er als Geschäftsführer des Online-Shopping-Marktplatzes Gimahhot (www.gimahhot.de) und ist bei verschiedenen anderen Online-Unternehmen aktiv. Zudem ist er Autor mehrerer Bücher zum Thema Suchmaschinenoptimierung und Online Marketing.