Till Haunschild von Joindrop
“Nie war es so einfach, jeden Moment festzuhalten”
Wenn viele Menschen gemeinsam auf einer Party oder auf einer Veranstaltung sind, zücken viele ihre Apparate und Handykameras und knipsen viele Fotos. So entstehen eine große Menge an unterschiedlichen Bildern, die aber jeden interssieren könnten. Um diese aber allen zugänglich zu machen, gründete Till Haunschild Joindrop. Im Gründer-Kurzinterview mit deutsche-startups.de spricht er über die Neuausrichtung des eigenen Businessmodells, das Chaos in Fotosammlungen und Cloud-Speicherung.
Welche Idee steckt hinter Ihrem Start-up?
Unser Ziel ist es Ordnung im Foto-Chaos zu schaffen und es unseren Usern zu ermöglichen fehlende Fotos zu bekommen. Jeden Tag machen wir Tausende von Fotos. Noch nie war es so einfach, jeden Moment unseres Lebens festzuhalten. Das Problem? Durch die Unmengen von Fotos schaffen wir es nicht mehr, diese zu ordnen. Die eigenen Fotos zu sortieren, ist schwierig, Fehlende von Freunden zu bekommen fast unmöglich. Joindrop sortiert Deine Fotos automatisch in Erlebnisse und ermöglicht es, fehlende Fotos von Freunden anzufragen.
Wie sehr bzw. in welchen Punkten hat sich Ihr Konzept von der ersten Idee bis zur Gründung verändert?
Am Anfang stand – wie so oft – eine komplett andere Idee. Die Grundidee war ein Airplay für alle Geräte – Ein Peer-to-Peer System (ohne Server), mit dem man Fotos von seinem Handy auf jedem internetfähigen Bildschirm darstellen konnte. Schnell haben wir jedoch festgestellt, dass ein reines Peer-to-Peer System (bei dem alle Nutzer gleichzeitig online sein müssen) nur für einen Anwendungsfall praktikabel ist: bei Präsentationen. Da wir jedoch nicht in die reine B2B Richtung gehen wollten, haben wir unser Konzept umgeschmissen und mithilfe von Userfeedback Joindrop entwickelt.
Wer sind Ihre Mitbewerber und wie grenzen Sie sich von ihnen ab?
Es gibt sehr viele Mitbewerber, die alle Ähnliches versprechen. Wir unterscheiden uns darin, dass wir kein Cloud-Dienstleister sind und dies auch nicht werden wollen. Anstatt alle Fotos auf unserem Server zu horten, bleiben diese auf den Geräten der Anwender. Nur beim “sharen” von Fotos werden diese zwischengespeichert, aber nach spätestens 7 Tagen wieder von unserem Server gelöscht. Ich glaube nicht, dass das Cloud-Geschäft rentabel ist. Es gibt einfach zu viele große Unternehmen, die Cloud-Speicher verschenken. Kaum ein User sieht es daher ein, viel für Cloud-Speicher zu zahlen.
Vorteil durch die “No-Cloud-Strategie”:
1. Joindrop funktioniert
– kostenlos und ohne Registrierung
– ohne, dass man alle seine Fotos irgendwo hochladen muss
– mit unbegrenzt vielen Fotos in super Qualität
2. Wir sind flexibel und können beliebige Cloud-Dineste (Dropbox, Google-Drive, etc.) bei uns integrieren, ohne uns selbst das Geschäft kaputt zu machen.
3. Wir sind extrem kosteneffizient und können so unseren Dienst kostenlos und ohne Werbung anbieten
Was ist der entscheidendste Faktor, damit Ihr Startup den Durchbruch schafft?
Wie bei den meisten Apps ist für uns die Viralität und die möglichst hohe Aktivität der User am wichtigsten. Kurzfristig ist aber ausschlaggebend, wieviele Marketingpartner wir gewinnen können, um möglichst viele Erstkunden zu erreichen.
Wie wollen Sie Geld verdienen und wann schreiben sie schwarze Zahlen?
Wir werden bald Fotobücher verkaufen, die mit wenigen Klicks bestellt werden können. Vergleichbar mit heymosaic.com, die in den USA sehr erfolgreich sind. Zusätzlich sprechen wir aktuell im B2B Bereich mit einigen Unternehmen/Vereinen, die Joindrop z.B. auf ihren Veranstaltungen einsetzen wollen. Wenn alles gut geht, sollten wir den Breakeven Ende des Jahres erreichen.
Welche Märkte wollen Sie mittel- und langfristig erobern?
Ich denke, man muss flexibel auf das User-Verhalten reagieren und dahingehend die Strategie anpassen. Anfänglich steht aber der mobile Fotobuch-Markt im Fokus.
Welche Meilensteine wollen Sie in den kommenden zwölf Monaten auf jeden Fall erreichen?
Auf der Produktseite stehen die Fotobuchintegration und die Desktop-Software als Nächstes an. Am wichtigsten ist aber das Erreichen von möglichst vielen Usern und der Abschluss einer neuen Finanzierungsrunde.
Im Fokus: Weitere Interviews mit jungen Gründern gibt es im Special Gründerinterviews
Zur Person:
Till Haunschild studierte zunächst Physik, später BWL mit dem Nebenfach Informatik. Bereits während seines Studiums gründete er Online-Projekte, darunter entwickelte er auch das Frontend des Musik-Streaming-Dienstes Steereo (jetzt Teil von simfy.de). Nun arbeitet er an Joindrop, der ersten “Photo Getting App”.