Nicolas Stoetter von Mornin’ Glory
“Wir sind heißer Anwärter auf die Marktführerschaft”
Das kleine Berliner Start-up Mornin’ Glory, vertreibt Nassrasurklingen im Abo und tritt damit gegen etablierte, traditionelle Anbieter wie Gillette an. Mit-Gründer Nicolas Stoetter spricht im Interview mit deutsche-startups.de über eigene Pflegeserien, lokale Expertise und die Marktführerschaft als Standalone-Online-Rasurmarke.
2014 soll Mornin’ Glory zu “einer festen Größe in Europas Badezimmern werden”. Wie wollen Sie dies schaffen?
Das ist unsere langfristige Vision. 2014 werden wir aber einen großen Schritt auf diesem Weg machen und vom reinen Abomodell für Rasierklingen zu einer digitalen Pflegemarke mit eigener Pflegeserie werden. Zudem gilt es, uns nach dem erfolgreichen Start in Deutschland nun auch in anderen Märkten zu behaupten und durch die Diversifizierung des Marketing-Mix insgesamt mehr Reichweite zu bekommen.
Warum jetzt der Weg nach Frankreich?
Wir können nicht glaubhaft davon sprechen, zu einer europäischen Marke reifen zu wollen, und uns vor Frankreich drücken. Als einer der größten E-Commerce und Pflegemärkte in Europa ist Frankreich ein Schlüsselmarkt. Erfahrungsgemäß ist Frankreich ein wichtiger, aber kein einfacher Markt für deutsche Online-Unternehmen, auf dem wir uns so früh wie möglich positionieren wollen.
Wie steuern Sie Ihre Expansion: Komplett von Berlin aus oder mit Teams vor Ort?
Unser komplettes Team sitzt in Berlin. Nur so schaffen wir einheitliche Prozesse und eine gemeinsame Marken- und Unternehmenskultur. Natürlich setzen wir aber auch auf lokale Expertise. Unser komplettes Team, bestehend aus Marketing, Produkt und Customer Support, ist französisch besetzt – mit operativer Erfahrung in Frankreich.
Lässt sich das Produkt, Abo-Service für Rasierklingen, immer ohne Änderungen, ohne Probleme auf andere Länder übertragen?
Das müssen wir natürlich erst mal sehen, aber alle großen europäischen Märkte haben immerhin eines gemeinsam: Die Rasurgewohnheiten, also der Anteil Trocken- versus Nassrasur, Klingenbedarf pro Kopf, etc., das Wettbewerbsumfeld, also Gillette, Wilkinson, dann lange nichts, das hohe Preisniveau und dass es kaum innovative Online-Modelle gibt. Die Schwierigkeiten sehen wir eher in der konsistenten Markenbildung über Sprachgrenzen hinweg, da unsere Tonalität ein wesentlicher Bestandteil unserer Positionierung ist.
Sie beliefern bereits jetzt – theoretisch – den gesamten europäischen Markt. Wie viele Bestellungen aus fremden Ländern, in denen Sie nicht aktiv unterwegs sind, gehen denn momentan so im Monat ein?
Von nichts kommt nichts. Daher kommt die überwiegende Mehrheit unserer Kunden aus Märkten, in denen wir Marketing betreiben. Die Surf-Freunde auf Gran Canaria und der Onkel in Finnland sind davon natürlich eher die Ausnahme. Aber im Ernst: Wir sehen in Bestellungen aus Märkten, in denen wir noch nicht aktiv sind, auch einen Indikator für organisches Interesse.
Sie haben bereits “weitere Rasur-Produkte” angekündigt: Worauf dürfen sich Ihre Nutzer freuen?
Langfristig können sie sich auf die gesamte Rasur-Palette freuen. 2014 werden wir eine kleine, aber sehr feine Serie von Pre- und After-Shave Produkten aus eigener Entwicklung einführen. Damit folgen wir dem Ruf vieler Kunden, die sich neben den Klingen auch andere Rasur-Produkte von uns wünschen.
Wo steht Mornin’ Glory in einem Jahr?
Ich denke, wir sind heißer Anwärter auf die Marktführerschaft als Standalone-Online-Rasurmarke in Europa. Der Markt steht aber noch am Anfang eines nachhaltigen Umbruchs und entwickelt sich gerade weg von Produkt- und hin zu Service-, Marken- und Vertriebsinnovation. Solange wir unseren Kunden weiterhin Qualitätsprodukte und Spitzenservice für gutes Geld und unter dem Dach einer Marke liefern, die Spaß macht, sind wir auf einem guten Weg.
Passend zum Thema: “‘Was sich merklich geändert hat, sind die Arbeitszeiten’ – Nicolas Stoetter von Mornin’ Glory im Gründerinterview”
Zur Person
Bereits mit 17 gründete Nicolas Stoetter sein erstes Start-up, das als „European Company of The Year 2003“ ausgezeichnet wurde. Er studierte im Anschluss BWL in St. Gallen. Danach war Stoetter bei der Boston Consulting Group tätig. Zuletzt war er als Projektleiter eines Social Business und Berater für den Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus in Bangladesch beschäftigt. Mornin’ Glory ging 2012 online.