15 Fragen an Philipp Pausder von Thermondo
“Gründer zu sein erfüllt mich am meisten”
Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Sehr viel. Ich mag die Fähigkeit zur Gestaltung und die damit verbundene Geschwindigkeit. In einem Start-Up ist es erheblich leichter genau die Marke, das Produkt und die Organisation aufzubauen, von der ich denke, dass sie erfolgreich sein wird. Aber auch als Gründer trifft man ja strategische Entscheidungen nicht allein. Das machen wir immer zu dritt.
Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Da gab es tatsächlich einen sehr konkreten Moment. Gemeinsam mit meinem Co-Gründer Florian Tetzlaff hatte ich in 2010 die Cleantech M&A Beratung Clean Venture gegründet. Am Tag des Fukushima Unglücks war er mit einem Team in Manila und ich mit 2 Teams in Dubai. Manila ist nur 2 Flugstunden von Fukushima entfernt, so dass auf CNN die Atomwolke immer näher kam und so eine zutiefst persönliche Relevanz bekam.
Zurück in Deutschland rief Frau Merkel die Energiewende 2.0 aus. Uns war klar, dass das dies folgenden Einfluss auf die Energiemärkte haben würde: Weg von großen Kraftwerken, hin zu einer mehr dezentralen Versorgung. Im Oktober 2012 haben wir dann mit Kristofer Fichtner unseren dritten Gründer gefunden und mit der Arbeit an Thermondo begonnen.
Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Zunächst ausschließlich von den Gründern. Im Juli 2013 sind dann die Grey Corp und die IBB Beteiligungsgesellschaft als Investoren eingestiegen. Außerdem waren wir auch das erste Start-Up in Deutschland, welches von Climate-Kic in die höchste Förderstufe aufgenommen wurde.
Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Richtige Stolpersteine gab es keine. Es war für uns alle nicht die erste Gründung. Wir haben Fehler gemacht – aber Stolpersteine gab es keine.
Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase andersmachen?
1. Zunächst sehr viel kleinere Budgets auf die Entwicklung setzen.
2. Viel früher mit einem einfachen Prototypen einen Test machen. Kundenfeedback kann ich beispielsweise auch mit einem Excel-basierten Backend bekommen.
3. Voller Fokus des Gründerteams auf nur ein Geschäftsmodell. Wir haben am Anfang parallel auch einen B2B-Ansatz entwickelt.
Wir betreiben ja eine Geschäftsmodell-Innovation. Niemand hat vor uns das gemacht, was wir machen. Es gibt daher nur ganz bedingt und dann auch nur für einzelne Elemente unseres Geschäftsmodells, Benchmarks oder Vorbilder. Daher sind wir tatsächlich auf schnelle Iterationen und Interaktionen mit dem Markt angewiesen. Lean Start Up mag nicht für jeden die richtige Methode sein – für uns ist sie es ganz sicher.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
In der momentanen Phase sind wir sehr Performance-Marketing getrieben. In den nächsten Monaten werden wir einen besonderen Fokus auf den Aufbau unsere Affiliate Programme legen.
Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Meine Co-Gründer und meine Freundin.
Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Fangt früh an. Macht 2-3 Jahre „Gründerausbildung“ bei einem Start-Up, lernt das Handwerk, baut ein Netzwerk auf und legt los. Oder fangt direkt an! Und kombiniert Gründer-Skills mit eurer inhaltlichen Leidenschaft.
Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Es hat sich ja viel getan in den letzten 2-3 Jahren. Z.B, sind die Mindest-Gehälter für Visa für ausländische Fachkräfte deutlich gesunken. Zwei Wünsche hätte ich aber dennoch, wobei der Wirtschaftsminister sicher nur den ersten erfüllen kann: Eine one-stop-shop Gründungsagentur in jeder größeren Stadt.
Es ist teilweise unglaublich was für eine Langsamkeit und Fehlerquote auf Amtsseite wir bereits erlebt haben. Der zweite Wunsch wäre Wirtschaftslehre als Pflichtfach in der Schule. Ich denke, dass ein Grundverständnis fundamentaler wirtschaftlicher Grundprinzipien zu einer höheren Attraktivität des Jobprofils „Unternehmer“ führen würde. Arbeitsplätze und Wohlstand müssen ja kreiert werden und das können im Normalfall nur Unternehmer.
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Ich bin ziemlich glücklich mit dem was ich mache. Und ich habe ja tatsächlich schon sehr viele verschiedene Dinge gemacht. Konzern, angestellter Berater, eigene M&A Beratung, nun Start-Up. Und daher kann ich klar sagen, Gründer zu sein erfüllt mich am meisten. Meine Mutter wollte immer, dass ich Pastor werde. Ich wollte mit 16 immer “Wetten, dass…” moderieren. Ich glaube der Zug ist aber abgefahren.
Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Bei Audibene, eigentlich bei allen Start-Ups die komplexe, teure Produkte online und über Telesales verkaufen.
Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
In das Berlin der 1920er Jahre. Junge Demokratie, erstmals echte Freiheit, Berlin noch unzerstört und ein Zentrum des Unternehmertums, Kulturlebens und Vergnügens.
Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Nichts Spektakuläres. Das meiste würde ich in Start-Ups investieren, einen kleineren Teil in Immobilien. 10% in ein NGO.
Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Mit Familie und Freunden auf einem Motorboot auf einem der vielen Berliner Seen.
Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Mit Elon Musk.
Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an
Zur Person:
Im Oktober 2012 gründete Philipp Pausder gemeinsam mit Florian Tetzlaff und Kristofer Fichtner Thermondo. Zuvor hatte er die M&A Boutique Clean Venture gemeinsam mit Tetzlaff gegründet.Philipp Pausder begann seine Karriere bei adidas als Globaler Marketing Manager für Technologien und später für Running. Anschließend arbeitete er für die schwedische Strategieberatung Applied Value als Projektmanager. Philipp hat einen MBA in Finanzierung von der IE Business School Madrid und einen MA in Kommunikationswissenschaft und BWL von der FU Berlin.
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