“Wir mussten uns erstmal hinsetzen” – Martin Fröhlich von PaperC im Interview

Die Dokumentenplattform PaperC (www.paperc.de) ist das Start-up des Jahres 2009. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Mitgründer und Geschäftsführer Martin Fröhlich über Sprachlosigkeit, Überzeugungsarbeit und die Auslandsexpansion. Die Jury hat entschieden. PaperC ist das […]

Die Dokumentenplattform PaperC (www.paperc.de) ist das Start-up des Jahres 2009. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Mitgründer und Geschäftsführer Martin Fröhlich über Sprachlosigkeit, Überzeugungsarbeit und die Auslandsexpansion.

Die Jury hat entschieden. PaperC ist das Start-up des Jahres 2009. Welche Bedeutung hat der Gewinn des Titels für Sie?
Es ist uns eine große Ehre, Start-up des Jahres 2009 zu sein. Damit haben wir nicht gerechnet. Umso größer ist die Freude. Unsere Vision ist es, PaperC als größte Plattform für Fachtexte zu etablieren und Wissen frei zugänglich zu machen. Der Preis motiviert uns, diese Vision weiter zu verfolgen. Er bestärkt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Was war Ihre erste Reaktion, als Sie vom Gewinn erfahren haben?
Als uns die Nachricht telefonisch übermittelt wurde, waren wir sprachlos und mussten uns erstmal hinsetzen. Es braucht Zeit, damit man verarbeiten kann, was für eine große Ehre dieser Preis ist.

Haben Sie die Auszeichnung schon gefeiert?
Feiern ist das falsche Wort. Wir drehen durch und fliegen, ist wohl die richtige Formulierung.

Wie entstand die Idee zu PaperC?
Die Idee zu PaperC entstand, als Felix während seiner Diplomarbeit zwischen Berlin und St. Gallen pendelte und dabei schwer an „analoger“ Fachliteratur zu schleppen hatte. Er fand, dass sich Arbeit mit Fachbüchern im digitalen Zeitalter anders gestalten lassen müsste. Zusammen gründeten wir deshalb die Fachbuchplattform PaperC.

Gibt es irgendwo auf der Welt ein Vorbild für das Konzept?
Das ist das Geniale an PaperC – der virtuelle Copy-Shop ist endlich mal kein Copy-Cat-Geschäftsmodell und weltweit einzigartig.

Wie schwer ist es, Verlage dazu zu bewegen, ihre Inhalte für die PaperC-Nutzer kostenlos zur Verfügung zu stellen?
Als wir vor anderthalb Jahren mit den ersten Verlagsgesprächen in der Schweiz begannen, war es schon ziemlich schwer überhaupt einen Termin bei den Verlagen zu bekommen. Aber wir blieben am Ball und haben den Verlagen versucht zu erklären, dass jedes Buch, das digital vorliegt, im Netz auf illegalen Plattformen kostenfrei zu downloaden ist. Zudem entgehen den Verlagen circa 100 Millionen Euro pro Jahr an kopierten Seiten aus Fachbüchern. Zurzeit bietet PaperC rund 1500 Fachbuchtitel, und täglich werden es mehr. Mittlerweile stellen 17 Fachverlage ihre Bücher auf PaperC zur Verfügung, mit weiteren Verlagen verhandeln wir.

Das Gründerteam von PaperC besteht aus Ihnen sowie Felix Hofmann und Lukas Rieder. Wer ist wofür zuständig?
Felix Hofmann ist Gründer der PaperC GmbH und als Geschäftsführer zuständig für Strategie und Controlling. Als zweiter Mitgründer und Geschäftsführer bin ich für Verlagsakquise, Marketing und die mediale Aufmerksamkeit der Firma zuständig. Vollständig wird das Team durch den erst 22-jährigen Rails-Entwickler Lukas Rieder, der die IT-Abteilung leitet.

Neben dem Technologiegründerfonds Sachsen sind Kai-Henrik Barth, Christophe Maire, Günter Faltin, Sven Ripsas als Geld- und Ideengeber an Bord. Nach welchen Kriterien haben Sie Ihre Investoren ausgesucht?
Uns war es wichtig, die richtigen Leute von Anfang an mit an Bord zu holen. Es ging uns in erster Linie nicht um die flüssigen Mittel, sondern um Menschen wie Prof. Günter Faltin und Prof. Sven Ripsas, die uns im wissenschaftlichen Umfeld den Rücken stärken und ihre Erfahrung mit uns teilen. Dr. Kai-Henrik Barth und Christophe Maire brachten aus ihrer langjährigen Erfahrung mit Internet-Geschäftsmodellen den nötigen Background mit, um unsere Vision schneller zu erreichen und frühzeitig Probleme zu erkennen. Unsere neuen Venture-Capital-Investoren von der Leiziger CFH Beteiligungsgesellschaft und S-Beteiligungen Leipzig verstanden sofort unsere Vision.

Was sind die Pläne für die kommenden Monate?
In den nächsten Monaten werden weitere Verlage und vor allem Universitätsverlage mit PaperC kooperieren. Zudem werden neue Features, wie kollaboratives Arbeiten am Text und eine Kategorisierung der Inhalte dazu kommen. Die Plattform wird dann ab Anfang 2010 auch englischsprachig zur Verfügung stehen.

Wann schreibt PaperC schwarze Zahlen?
Nicht, bevor der Weihnachtsmann dieses Jahr kommt. Aber vermutlich im nächsten Jahr, wenn alles nach Plan läuft.

Wo steht PaperC in einem Jahr?
In einem Jahr ist PaperC die wichtigste Plattform zum kostenfreien Lesen von Fachbüchern und Fachdokumenten.

Zur Person
Martin Fröhlich gründete gemeinsam mit Felix Hofmann und Lukas Rieder PaperC eine Plattform, die das Herumschleppen von Fachbüchern überflüssig macht. Fröhlich ist beim jungen Start-up für die Verlagsakquise, Marketing und die mediale Aufmerksamkeit der Firma zuständig. Zuvor war er als studentischer Mitarbeiter, Praktikant und Diplomand bei Siemens Business Services (Paris/Frankreich), Siemens Automation and Drives (Chengdu/China) und Siemens Wind Power (Brande/Dänemark) tätig. Neben seinem Wirtschaftsstudium arbeitete er zudem bei der Rechtsanwaltkanzlei Hammonds sowie an zwei Forschungsprojekten.

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Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.