IPO vor Ostern 2014? Deutsche Börse spricht erste Start-ups an
Der neue Neue Markt könnte schon kommende bzw. kurz davor Ostern 2014 Realität werden. Im August kurbelte unter anderem der nun scheidende Wirtschaftsminister Philipp Rösler das Vorhaben Neuer Markt 2.0 an. Bei einem erneuten Treffen, welches Intershop-Gründer Stephan Schambach initiiert hatte, wurde das Vorhaben nun weiter vorangetrieben. Ob die Initiative aber tatsächlich zu einem neuen Handelssegment führt, ist noch offen.
Das Projekt habe “höchste Priorität”, sagte ein hochrangiger Börsenmanager laut WirtschaftsWoche auf dem Vorbereitungstreffen. Zugegen waren dem Bericht zufolge neben Schambach Vertreter der Börse, des Bundeswirtschaftsministeriums und Start-ups wie Mister Spex, Bergfürst und Crossvertise. Intershop-Macher Schambach forderte dabei ein neues Marktsegment nach dem Vorbild der Nasdaq. Wichtig sind ihm dabei vor allem Mechanismen für eine Qualitätssicherung. “Dafür sollten Investmentbanken geradestehen. Um Liquidität zu bündeln, sollten die Aktien nur auf dem Xetra-System und nicht an Regionalbörsen gehandelt werden”, schreibt das Magazin.
Zunächst einmal sollen nun 10 bis 15 Unternehmen, die für einen Börsengang in Frage kommen, identifiziert und angesprochen werden. Wenn es klappt, könnten dann vor Ostern des kommenden Jahres, also im April 2014, erste deutsche Start-ups an die Börse gehen. “Wir adressieren mit dem neuen Börsensegment Start-ups, von denen es im Augenblick noch sehr wenige gibt. Unternehmen, die in Frage kommen, sollten in der Regel einen Umsatz von 30 bis 50 Millionen Euro – oder aufwärts machen. Aus dem Internetsegment kommen momentan rund ein Dutzend Start-ups in Frage, die ernsthaft für einen Börsengang geeignet sind”, sagte Florian Nöll, Vorstandsmitglied beim Bundesverband Deutscher Startups, vor wenigen Wochen über die Pläne für den neuen Neuen Markt.
“Totaler Blödsinn”, “reine Geldverschwendung”
Viele Szenebekanntheiten sehen das Vorhaben aber weiter kritisch. sedo-Mitgründer Tim Schumacher äußerte sich erst vor wenigen Tagen negativ über eine Börsennotierung: Diese koste nur Geld und Aufmerksamkeit, die vom Wesentlichen – den Kunden und dem Produkt – ablenke. In Bezug auf die sedo Holding sagte Schumacher: “In unserer Größenordnung – bei knapp 100 Millionen Euro Marktwert – war eine Börsennotierung nie sinnvoll”. Auch Xing-Gründer fand kürzlich deutliche Worte: “Das ganze Gerede vom ‘neuen Neuen Markt’ ist doch Quatsch. Es gibt einen Entry Standard an der Deutschen Börse – wenn der nicht genutzt wird ist das doch ein deutliches Signal, dass viele Unternehmen keinen Börsengang anstreben”. Auch buch.de-Macher Michael Urban hält den angedachten neue Neuen Markt für “totalen Blödsinn”. Im Interview mit deutsche-startups.de sagte er kürzlich: “Man wird mit einem Börsengang als Unternehmer völlig aus dem operativen Geschäft gerissen und ist nur noch mit dem Kapitalmarkt beschäftigt. Vor, während und nach dem Börsengang konnte ich nur noch ein Viertel meiner Zeit meiner eigentlichen Arbeit widmen, nämlich ein Unternehmen aufzubauen. Als Chef oder Gründer sitzt man nur noch mit Wirtschaftsprüfer und Juristen zusammen. Mit einem Börsengang fördert man kein Unternehmertum, es geht damit verloren. Zudem ist ein Börsengang reine Geldverbrennung – und verschwendung”.
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