“Gutes Feedback ist die beste Motivation” – 15 Fragen an Marcel Mansfeld von pepperbill
Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen, den es inzwischen auch in gedruckter Form und als eBook gibt – siehe “Hinter den Kulissen deutscher Start-ups“. Der kurze Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Marcel Mansfeld von pepperbill.
Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Vor allem gefällt es mir, an meinen eigenen Ideen und Produkten arbeiten zu können. Diese dann über einen längeren Zeitraum gemeinsam mit einem guten Team umzusetzen und marktreif zu machen ist eine Aufgabe, die jeden Tag auf‘s Neue fordert und nie an Spannung verliert. Bekommt man dann noch gutes Feedback von seinen Kunden, ist das die beste Motivation.
Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Wir saßen eines Abends zusammen auf ein paar Bier. Als dann kein Kellner kam, bei dem wir Nachschub bestellen konnten, war uns plötzlich klar, auf welchem veralteten Stand die IT in der Gastronomie ist. Anschließend reifte dann die Idee, ein mobiles Kassensystem auf Basis moderner Consumer-Hardware, wie dem iPad oder iPhone, zu entwickeln.
Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Wir haben zunächst ein EXIST-Gründerstipendium erhalten. Im August 2012 gab es dann die erste Finanzierungsrunde von der bm-t Beteiligungsmanagement Thüringen GmbH, die vor allem in den frühen Phasen Unternehmensgründungen in der Region unterstützen. Aktuell sind wir dabei, die nächste Finanzierungsrunde für pepperbill abzuschließen, mit der wir uns dann personell verstärken wollen, um weiter erfolgreich skalieren zu können.
Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Eigentlich gab es bislang nur einen kleinen Stolperstein: Mit unserem ersten Antrag auf ein EXIST-Gründerstipendium hatten wir damals keinen Erfolg. Wir haben damit viel kostbare Zeit verloren, die ich heute sehr gut gebrauchen könnte. Auf der anderen Seite hat uns die Absage dazu gezwungen, unsere Geschäftsidee an entscheidenden Stellen zu verbessern. Es hat also, wie so oft im Leben, alles seine guten Seiten.
Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Rückblickend gibt es sicher ein paar Entscheidungen, die man heute anders und an vielen Stellen vermutlich auch besser beurteilen kann. Man gewinnt ja schließlich Erfahrung. Im Großen und Ganzen kann ich aber nicht klagen und bin mit der Entwicklung bisher zufrieden.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Natürlich machen wir, wie auch viele andere Tech-Start-ups, klassisches Online-Marketing. Wir haben aber den Anspruch, auch über andere Kommunikationskanäle unsere Zielgruppen zu erreichen, wie z.B. über Partnerunternehmen aus der Branche. Öffentliche Auftritte, wie regelmäßige Messeauftritte, helfen uns sowohl mit unseren Nutzern als auch den Medien in direkten Kontakt zu treten und Fragen zu beantworten. Umgekehrt können wir durch die Empfehlungen unserer zufriedenen Kunden profitieren und grenzen uns mit diesem USP stetig vom direkten Wettbewerb ab. Dieser Effekt ist für unseren Erfolg enorm wertvoll.
Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Ich muss hier leider zum Klischee greifen: Familie und Freunde. Personen aus dem engsten Umkreis geben natürlich die Kraft und den Rückhalt, den man manchmal als Gründer mit all den Berg- und Talfahrten gerade zu Beginn benötigt.
Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Stay focussed! Sich beim Aufbau des eigenen Startups auf den wesentlichen Kern des Produktes zu konzentrieren, ist für mich der Schlüssel zum Erfolg. Man muss ständig und konsequent nein zu interessanten Möglichkeiten auf Nebenschauplätzen sagen können. Nur so kann man effizient an der Verwirklichung der eigenen Ziele arbeiten.
Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Die Politik muss möglichst ideale Rahmenbedingungen für Unternehmensgründungen schaffen. Dazu gehören steuerliche Anreize für Investoren, das Verbessern der Ausbildungsqualität an den deutschen Hochschulen aber auch eindeutigere und weniger komplexe Rechtslagen für digitale Dienste. Wenn alles passt, entsteht in Deutschland von allein und ganz natürlich ein “deutsches Google”. Das kann man nicht erzwingen und sozusagen künstlich installieren. Leider hört man ähnlich plumpe Forderungen immer wieder aus der Politik.
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Ich habe keine Ahnung! Vielleicht wäre ich Pilot bei der Lufthansa.
Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschenspielen?
Da würden mir viele einfallen, aber da ich ein Faible für gutes User Interface Design habe, würde ich mich über eine Einladung zu einer Office Tour bei den 6Wunderkindern in Berlin freuen.
Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
In die Zukunft! Dann würde ich in Restaurants essen, welche die pepperbill Kasse mit Hologrammsteuerung einsetzen. ;)
Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Ich würde meinen Flugschein machen und mir eine Cessna kaufen. Den Rest des Geldes investiere ich in mein nächstes Start-up.
Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Ein schöner Sonntag beginnt typischerweise bei einem ausgedehnten Frühstück mit meiner Freundin. Im Anschluss unternehmen wir etwas zusammen. Oder es kommt ein spannender Formel-1-Grand-Prix im TV.
Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Mit Jack Dorsey, dem Gründer von Twitter und Square.
Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an
Zur Person:
Marcel Mansfeld studierte Angewandte Informatik an der FH Erfurt und arbeitet bereits während seines Studiums als freiberuflicher Software-Entwickler. Im Juni 2012 gründete er pepperbill und verantwortet als Geschäftsfu?hrer das Business-Development und die Produktentwicklung. In den Jahren davor gru?ndete er bereits eine Agentur fu?r App-Entwicklung mit Fokus auf User-
Interface-Design und Usability.