#Interview
“Erfolgreiches Unternehmertum steht und fällt mit dem richtigen Team”

Das junge Leverkusener HR-Startup nü people, von Sharpist-Gründer Fabian Niedballa und dem ehemalige Westhouse-Geschäftsführer Markus Möhrle gegründet, tritt an, um die “Branche der Personaldienstleister mit KI-Recruiting zu revolutionieren”. Zum Start setzt das erfahrene Team auf die Services nanü (“KI-Recruiting für Temp-Stellen und Freelancer”) und nü projects (Employer of Record-Angebot).
“Klassische Personaldienstleister sind teuer, ineffizient und intransparent – mit nü people setzen wir neue Maßstäbe”, verspricht das Team. Vor nü people baute Niedballa das Berliner Startup Sharpist, das sich um das mobile Coaching von Führungskräften kümmert, auf. In den vergangenen Jahren flossen bereits mehr als 30 Millionen Euro in Sharpist – unter anderem von Endeit Capital, Capnamic Ventures und Vorwerk Ventures. Niedballa stieg Ende Oktober 2024 bei Sharpist aus.
Im Interview mit deutsche-startups.de stellt der Seriengründer nü people einmal ausführlich vor.
Wie würdest Du Deiner Großmutter nü people erklären?
Oma, stell dir vor, du brauchst jemanden, der dir schnell bei der Gartenarbeit hilft. Bisher müsstest du lange suchen, viele Anrufe tätigen und hoffen, dass du jemanden findest. Wir nutzen Künstliche Intelligenz, um genau das für Unternehmen zu lösen – nur für Jobs in der echten Arbeitswelt. Unsere Technologie findet blitzschnell die richtigen Leute, aber die Entscheidung trifft am Ende immer ein Mensch. Denn bei uns stehen Menschen im Mittelpunkt, die Technik ist nur das Werkzeug.
Wie wollt Ihr Geld verdienen, also wie genau funktioniert Euer Geschäftsmodell?
Unser Modell basiert auf zwei großen Geschäftsbereichen. Erstens: nü projects. Wir nutzen KI, um Temp-Stellen und Freelancer schneller und passgenauer zu vermitteln als traditionelle Anbieter. Unternehmen zahlen für den Recruiting-Prozess, der jetzt deutlich schneller, in Stunden statt Monaten funktioniert. Zweitens: nanü. Wir bieten eine 100 % gesetzeskonforme Employer-of-Record-Lösung, mit der Unternehmen ihre Mitarbeiter international und national einstellen können, ohne rechtliche Risiken. Anders als viele bestehende Anbieter bewegen wir uns nicht in einer Grauzone. Hier verdienen wir an Servicegebühren. Unsere Mission ist es, KI dort einzusetzen, wo sie echte Vorteile bringt – für Unternehmen und Menschen gleichermaßen. “People at the Center – AI at Work.”
Wie ist die Idee zu nü people entstanden?
Der Markt für Personaldienstleistungen hat sich seit Jahrzehnten kaum verändert – Recruiting ist teuer, langsam und oft intransparent. Unternehmen und Kandidaten kämpfen mit unnötiger Bürokratie. Markus und ich haben aus erster Hand gesehen, wie KI und Automatisierung genau hier den größten Unterschied machen können.
Gleichzeitig geht es uns um mehr als Effizienz. Wir wollen als Vordenker in der KI-Debatte zeigen, dass Technologie Menschen nicht ersetzen, sondern ihnen helfen kann – indem sie ihnen Zeit gibt, bessere Entscheidungen zu treffen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Wie oder wo hast Du Deinen Mitgründer kennengelernt?
Markus und ich kennen uns seit fast 30 Jahren. Wir haben 2006 zusammen Abi in Bochum gemacht, während der Abi-Vorbereitung unseren ersten Halbmarathon trainiert und waren später beide an der Tsinghua Universität in Peking – ich an der Fakultät für VWL, er an der für Maschinenbau. Unsere Wege haben sich nie wirklich getrennt: Wir waren in der Studienstiftung, haben gemeinsame Sommer verbracht und immer wieder darüber gesprochen, wie Technologie Arbeit verändert. Jetzt nutzen wir unsere Erfahrungen, um eine Branche zu modernisieren, die dringend neue Lösungen braucht.
Was waren die größten Herausforderungen, die Ihr bisher überwinden musstet?
Die größte Herausforderung ist es, Unternehmen zu zeigen, dass KI Recruiting und Arbeitnehmerüberlassung nicht nur schneller, sondern auch besser macht. Der Markt wird von traditionellen Playern dominiert, die wenig Anreiz haben, ihre ineffizienten Strukturen zu verändern. Unsere Aufgabe ist es, den Unterschied zu beweisen: mehr Tempo, bessere Qualität und volle Transparenz – ohne die hohen Kosten der klassischen Anbieter. Zudem wollen wir als Thought Leader vorangehen und die Debatte darüber prägen, wie KI Menschen sinnvoll unterstützt, statt sie zu ersetzen. Das betrifft auch die rechtlichen Rahmenbedingungen.
Welches Projekt steht demnächst ganz oben auf Eurer Agenda?
Der offizielle Launch von nanü, unserer 100 % AÜG-konformen Lösung für Arbeitnehmerüberlassung und Employer-of-Record-Services. Viele Anbieter bewegen sich hier in einer rechtlichen Grauzone, wir setzen auf Rechtssicherheit und Effizienz. Parallel dazu wächst nü projects, unser KI-gestütztes Recruiting, mit dem Unternehmen deutlich schneller die passenden Talente finden. Zudem wollen wir aktiv an der öffentlichen Diskussion teilnehmen und unser Wissen darüber teilen, wie KI sinnvoll eingesetzt werden kann – nicht als Ersatz für Menschen, sondern als Unterstützung.
Vor nü people hast Du bereits Sharpist aufgebaut. Was reizt Dich daran, nun wieder ein Startup hochzuziehen?
Es geht nicht ums Gründen, sondern darum, eine Branche mit veralteten Strukturen zu challengen. Bei Sharpist haben wir Coaching digitalisiert, jetzt setzen wir beim Recruiting und internationalen Hiring an. Klassische Personaldienstleister sind langsam, teuer und bürokratisch. Wir machen es schneller, effizienter und transparenter – mit KI als Werkzeug, aber dem Menschen im Mittelpunkt. Gleichzeitig ist das unsere Chance, aktiv mitzugestalten, wie KI im Arbeitsmarkt eingesetzt wird. Wir wollen mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, dass es nicht darum geht, Menschen zu ersetzen, sondern sie produktiver und zufriedener zu machen.
Ist beim erneuten Gründen wirklich alles einfacher als beim ersten Mal?
Einige Dinge schon. Wir haben aus unseren Erfahrungen gelernt und wissen heute besser, welche Entscheidungen wirklich Zeit und Aufwand verdienen – und wo wir pragmatisch bleiben können. Es hilft enorm, dass Markus und ich uns seit fast 30 Jahren kennen und blind aufeinander vertrauen. Was uns dieses Mal besonders auszeichnet, ist unser tiefes Verständnis für Technologie und den Personalmarkt. Markus hat am Fraunhofer-Institut in Hamburg promoviert und sich intensiv mit der Gestaltung datengetriebener Prozesse und der Integration von KI in industrielle Strukturen beschäftigt. In Kombination mit seiner Erfahrung als Geschäftsführer eines klassischen Personaldienstleisters macht ihn das zu einem Experten für die praktische Anwendung von KI und Automatisierung im Arbeitsmarkt. Diese einzigartige Kombination ermöglicht es uns, nü people von Anfang an anders zu denken – mit einer klaren technologischen Vision, die den Menschen ins Zentrum stellt. Dazu kommt, dass KI und Automatisierung heute viele Dinge erleichtern, die früher ganze Teams gebraucht hätten. Und anders als beim ersten Mal, als wir mit Sharpist früh den klassischen VC-Weg gegangen sind, haben wir jetzt mehr Kontrolle, mehr Ressourcen und mehr Klarheit darüber, was wir wirklich aufbauen wollen.
Einfacher wird es also nicht automatisch – aber wir sind definitiv besser vorbereitet.
Welche Erfahrungen aus Sharpist fließen in nü people ein?
Drei zentrale Learnings. Erstens: Tech & Skalierung. Wir wissen, wie man digitale Lösungen baut, die wirklich genutzt werden, und wie man schnell skaliert, ohne an Qualität zu verlieren.
Kundenzentrierung – Der beste Weg, ein starkes Produkt zu entwickeln, ist es, früh mit Kunden zu arbeiten, zu testen und anzupassen. Zweitens: Team & Kultur. Erfolgreiches Unternehmertum steht und fällt mit dem richtigen Team. Wir bauen eine Kultur auf, in der Menschen und KI produktiv zusammenarbeiten, anstatt in Konkurrenz zu stehen. Zusätzlich nehmen wir aus Sharpist mit, dass Technologie nur dann einen echten Mehrwert bringt, wenn sie dem Menschen dient – und nicht um ihrer selbst willen existiert. Genau diese Philosophie setzen wir bei nü people konsequent um.
Wo steht nü people in einem Jahr?
In einem Jahr haben wir die Personaldienstleistungsbranche nachhaltig verändert: nü projects ist der neue Standard für KI-gestütztes Recruiting, das in Stunden statt Monaten perfekte Kandidaten liefert. nanü hat sich als erste 100 % AÜG-konforme Lösung für Arbeitnehmerüberlassung und Employer-of-Record-Services etabliert – eine sichere Alternative zu den rechtlich unsicheren Modellen vieler Anbieter. Wir sind die führende Stimme in der Debatte um den sinnvollen Einsatz von KI im Arbeitsmarkt und prägen, wie Technologie Menschen bei der Arbeit unterstützt, anstatt sie zu ersetzen. Unser Team wächst mit den richtigen Leuten, die unsere Mission teilen, die verkrusteten Strukturen der klassischen Personaldienstleister zu challengen.
Unser Ziel ist nicht, die alten Player ein bisschen besser zu machen – wir setzen einen völlig neuen Standard für die Zukunft von Arbeit.
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