#Interview

“Bleibt schnell – auch wenn das Gesundheitswesen langsam ist”

Das Schweizer HelathTech Akina setzt auf KI-gestütztes Training für zu Hause. "Unsere KI analysiert Bewegungen in Echtzeit, gibt personalisiertes Feedback und unterstützt die behandelnden Fachpersonen durch Fortschrittsberichte", sagt Gründer Florian Haufe.
“Bleibt schnell – auch wenn das Gesundheitswesen langsam ist”
Donnerstag, 3. April 2025VonAlexander

Das umtriebige HealthTech Akina, 2021 von Florian Haufe und Michele Xiloyannis als Spin-off der ETH Zürich gegründet, unterstützt Patientinnen und Patienten dabei, zu Hause selbständig physiotherapeutische Übungen durchführen zu können. “Im Fokus steht dabei die Behandlung von Erkrankungen des Bewegungsapparates wie etwa Rücken- oder Gelenkschmerzen”, teilt das Team mit. Freigeist Capital rund um Frank Thelen investierte zuletzt 3 Millionen Euro in Akina. Zuvor flossen bereits 1,6 Millionen Schweizer Franken in das Unternehmen.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Gründer Haufe einmal ausführlich über den Stand der Dinge bei Akina.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Akina erklären?
Stell dir vor, du machst zuhause Übungen, und dein Computer gibt dir sofort Feedback dazu. Außerdem weiß deine Therapeutin oder dein Therapeut beim nächsten persönlichen Termin genau Bescheid, was du zuhause gemacht hast, und wie du optimal unterstützt werden kannst. Das macht Akina möglich.

War dies von Anfang an Euer Konzept?
Unser Ziel war immer, Bewegungstherapie zugänglicher und effektiver zu machen. Ursprünglich haben wir an tragbaren Robotern für die Rehabilitation geforscht, bevor wir den Fokus auf eine rein softwarebasierte Lösung gelegt haben. Die technische Umsetzung hat sich stetig weiterentwickelt, vor allem mit den Möglichkeiten der KI.

KI ist derzeit das Thema schlechthin in der Startup-Szene. Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz bei Euch?
Unsere KI analysiert Bewegungen in Echtzeit, gibt personalisiertes Feedback und unterstützt die behandelnden Fachpersonen durch detaillierte Fortschrittsberichte. So bleibt die Therapie effizient und individuell, ohne den menschlichen Faktor zu ersetzen. Das wollen die Patienten nämlich verständlicherweise nicht.

Wie hat sich Akina seit der Gründung entwickelt?
Wir haben den Weg in die alltägliche klinische Anwendung gefunden und arbeiten mit führenden Kliniken wie der Schulthess Klinik oder dem Universitätsspital Balgrist zusammen. Im letzten Jahr haben Patienten mit Akina mehrere tausend Trainings absolviert. Unser Team konnten wir trotzdem mit derzeit 12 Personen recht schlank halten.

Zuletzt konntet Ihr Millionen einsammeln. Wie seid Ihr mit Euren Investor:innen in Kontakt gekommen?
Durch ein starkes Netzwerk und überzeugende Resultate waren wir tatsächlich in der Situation, dass unsere Investoren uns angesprochen haben. Unsere Investoren verstehen, dass wir langfristig eine riesige Chance im digitalen Gesundheitswesen realisieren – kein schneller, sondern ein nachhaltiger und dann auch großer Erfolg.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Wir haben anfangs unterschätzt, wie langsam und manchmal auch intransparent Aufnahmeprozesse in die Vergütungsstruktur der öffentlichen Krankenkassen sein können. Auch die Herausforderung, KI so zu integrieren, dass sie als Unterstützung und nicht als Bedrohung für Fachkräfte wahrgenommen wird, war ein Lernprozess.

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?
Wir haben von Anfang an konsequent auf Qualität und Nutzerfreundlichkeit gesetzt. Besonders wichtig war es, Akina nahtlos in die bestehende medizinische Versorgung zu integrieren – kein reines Digitalprodukt, sondern eine echte Unterstützung für Therapeut:innen und Patient:innen.

Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer:innen mit auf den Weg?
Drei Dinge: Baut ein Produkt, das ihr eurer Familie und Freunden empfehlen würdet. Sucht euch Investor:innen, die an einen “Big Win” glauben, nicht an einen schnellen Exit. Und für Healthcare-Founder: Bleibt schnell – auch wenn das Gesundheitswesen oft langsam ist.

Wo steht Akina in einem Jahr?
Wir werden neue Indikationen wie Schulter- und Sprunggelenktherapien abdecken, noch individuellere, KI-gestützte Assessments und Therapieanpassungen ermöglichen und weiter international expandieren. Unser Ziel ist es, hybride Physiotherapie mit KI als neuen Standard zu etablieren.

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Foto (oben): Akina

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.