#Interview
“Der größte Wahnsinn passiert oft direkt vor dem größten Durchbruch”

Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Dieses Mal antwortet Matthäus Wenzlik, Gründer von FrohNat. Das Startup aus Freiburg bietet Desserts und Snacks mit Geschmack, aber ohne Gluten, Laktose und Soja.
Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Mit Fokus, aber auch mit Flexibilität. Mein Tag beginnt mit einer bewussten Entscheidung: Was ist heute wirklich entscheidend für FrohNat? Ich liebe es, mit meinem ersten Kaffee am Morgen innezuhalten, während Freiburg langsam erwacht. Das gibt mir Klarheit. Anstatt mich von einer endlosen To-do-Liste erschlagen zu lassen, frage ich mich: Wo liegt heute der größte Hebel? “Focus on the few, not the many.” Denn als Gründer geht es nicht darum, beschäftigt zu sein – sondern darum, gezielt die Dinge zu tun, die das Unternehmen wirklich voranbringen.
Wie schaltest Du nach der Arbeit ab?
Abschalten ist keine Selbstverständlichkeit, sondern eine bewusste Entscheidung. Der Kopf bleibt oft noch im “Gründer-Modus”, voller Ideen, offener Loops und neuer Visionen. Deshalb hilft mir ein klarer Cut: Ein Spaziergang in der Natur, eine Runde Sport oder Zeit mit Freunden – am liebsten bei gutem Essen. Ich spiele auch gerne Gitarre. Doch das Wichtigste: Ich sehe meine Arbeit nicht als “Arbeit”. FrohNat ist für mich wie ein riesiger Sandkasten voller Möglichkeiten – und ich kann es kaum erwarten, am nächsten Tag wieder “spielen” zu gehen.
Was über das Gründer:innen-Dasein hättest Du gerne vor der Gründung gewusst?
Dass alles zur richtigen Zeit am richtigen Ort passiert. Man fängt bei Null an, aber man lernt genau auf dem Weg, was man braucht. Schritt für Schritt. Wachstum ist nicht gleichbedeutend mit “mehr machen”, sondern mit Klarheit. Wer bin ich? Warum tue ich das? Diese Fragen sind mächtiger als jede Strategie. Und vor allem: Vertraue dem Prozess. Es gibt kein perfektes Ideal, nur den nächsten sinnvollen Schritt. Bleib geduldig, handle konstant und vertraue darauf, dass alles bereits in dir liegt.
Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstest?
Akzeptanz und Vertrauen. Akzeptanz dafür, dass Ungewissheit die einzige Konstante ist. Vertrauen, dass immer alles so kommt, wie es kommen soll. Ich musste lernen, dass Dinge selten so laufen, wie man sie plant. Rückschläge gehören dazu. Menschen reagieren anders, als man es erwartet. Und das ist okay. Entscheidend ist nicht, was passiert, sondern wie ich darauf reagiere. Die Welt war schon immer voller Herausforderungen und voller Möglichkeiten – und das wird sich nie ändern. Mein wahrer Wert hängt nicht von äußeren Umständen ab, sondern von meiner inneren Haltung.
Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Ich habe Dinge zu lange festgehalten, die nicht funktioniert haben – sei es ein Produkt, eine Strategie oder eine Partnerschaft. Manchmal war es das Ego, manchmal die Angst vor Veränderung. Heute weiß ich: Loslassen ist kein Scheitern, sondern eine Abkürzung zum Erfolg. Die besten Entscheidungen entstehen oft dann, wenn ich mich neu ausrichte, statt an alten Konzepten festzuhalten. Außerdem habe ich gelernt: Es gibt nie perfekte Umstände, um zu starten. Einfach machen, lächeln, dranbleiben.
Wie findet man die passenden Mitarbeiter:innen für sein Startup?
Nicht über Lebensläufe, sondern über Werte. Wer versteht die Vision? Wer sieht den langfristigen Impact? Ich suche Menschen mit Eigenverantwortung, Weitsicht und Begeisterung für das, was wir tun. Skills kann man lernen – aber Leidenschaft, Haltung und intrinsische Motivation nicht. Bei FrohNat geht es nicht um einen “Job”, sondern um eine gemeinsame Mission: die Welt der Desserts zu revolutionieren.
Welchen Tipp hast Du für andere Gründer:innen?
Alles, was du brauchst, liegt bereits in dir. Baue dein Unternehmen auf echten Werten – Ehrlichkeit, Integrität, Reinheit. Ein starkes Fundament, sowohl in dir als auch in deinem Business, ist das Wichtigste. Erfolg ist ein Nebenprodukt von Klarheit, Fokus und echten Beziehungen. Genieße den Weg, denn das Abenteuer ist es, was dich wachsen lässt. Bleib flexibel, passe dich an, und vor allem: Nimm nichts persönlich. Die Fülle ist bereits da – oft stehen nur unsere eigenen Gedanken im Weg.
Ohne welches externe Tool würde Dein Startup quasi nicht mehr existieren?
#1 Künstliche Intelligenz. KI ist mittlerweile ein zentraler Bestandteil vieler Prozesse – von Automatisierung bis hin zur Kommunikation. Aber am Ende ist das wichtigste “Tool” immer noch ein klarer Kopf und eine durchdachte Strategie. Technologie kann unterstützen, aber die Richtung geben wir selbst vor.
Wie sorgt Ihr bei Eurem Team für gute Stimmung?
Authentizität und liebevoller Umgang. Wir reden nicht nur über Zahlen, sondern über uns als Menschen. Über Ideen, Herausforderungen und persönliche Geschichten.
Wenn sich jeder gesehen und verstanden fühlt, entsteht Vertrauen – und mit Vertrauen kommt Leichtigkeit. Gemeinsam verändern wir die Welt der Desserts und unterstützen uns gegenseitig auf dieser Reise.
Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Jeder Tag in einem Startup ist eine Achterbahnfahrt. Aber wenn ich eines gelernt habe, dann das: Der größte Wahnsinn passiert oft direkt vor dem größten Durchbruch. Plötzliche Lieferengpässe, spontane TV-Anfragen, Nachtschichten, um Bestellungen fertigzubekommen – es gibt ständig Momente, in denen ich mich frage: “Was passiert hier eigentlich?!” Und genau das macht die Reise so besonders. Kein Tag ist wie der andere. Es gibt keine Limits, wenn man bereit ist, alles zu geben. Ich liebe FrohNat.
Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag aus? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.