#Interview
“Wir sind stolz auf die Automatisierung unserer Geschäftsprozesse”

Das Berliner Startup Ostrom, 2020 von Matthias Martensen und Karl Villanueva gegründet, tritt an, um den “Strommarkt zu revolutionieren”. Der amerikanische Geldgeber SE Ventures, der von Schneider Electric unterstützt wird, sowie Altinvestoren wie Union Square Ventures, Adjacent, J12 und Übermorgen investierten zuletzt 8 Millionen US-Dollar in das junge Unternehmen. Insgesamt flossen bereits 23 Millionen in Ostrom.
Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Gründer Villanueva einmal ausführlich über den Stand der Dinge bei Ostrom.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Ostrom erklären?
Wir helfen Menschen, ihre Stromrechnungen zu senken. Das machen wir, indem wir sie dabei unterstützen, Energie genau dann zu nutzen, wenn sie am kostengünstigsten und umweltfreundlichsten ist.
War dies von Anfang an Euer Konzept?
Mein Mitgründer Matthias Martensen entwickelte die Idee für Ostrom während seiner Zeit als Berater. Damals war die Verbreitung von Smart Metern in Deutschland jedoch noch zu gering. Deshalb mussten wir ein Energieversorger für alle Nutzergruppen sein – unabhängig davon, ob jemand in einer Wohnung mit analogem Zähler lebt oder in einem großen Haus mit Elektroauto, Wärmepumpe und intelligentem Zähler.
Wie hat sich Ostrom seit der Gründung entwickelt?
Wir sind 2021 gestartet und haben mittlerweile 45 Mitarbeitende sowie über 100.000 Kunden. Am meisten stolz sind wir jedoch auf unsere Unternehmenskultur und die Automatisierung unserer Geschäftsprozesse, die es uns ermöglichen, Einsparungen direkt an unsere Kunden weiterzugeben.
Was war zuletzt das Highlight bei Euch?
Wir hatten eine erfolgreiche Wintersaison und haben kürzlich unser NeoGrid VPP (Virtuelles Kraftwerk) auf den Markt gebracht. Damit vernetzen wir die Batterien von Elektrofahrzeugen und steuern Ladevorgänge flexibel – basierend auf der aktuellen Netzsituation und den Strompreisen. So können unsere Kunden nicht nur noch mehr auf ihrer Stromrechnung sparen, sondern sogar Geld verdienen.
KI ist derzeit das Thema schlechthin in der Startup-Szene. Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz bei Euch?
Ich sehe die Auswirkungen von KI für uns in zwei zentralen Bereichen. Einerseits auf der Energieseite: Mithilfe von KI können wir den Energieverbrauch präziser vorhersagen und optimieren, indem wir Faktoren wie Wetter, Nutzungsmuster und weitere Einflussgrößen für unser Virtuelles Kraftwerk (VPP) und den Stromhandel analysieren. Andererseits auf der Produktivitätsseite: Wir sorgen dafür, dass unsere Mitarbeitenden Zugang zu den besten Tools haben und zahlreiche Aufgaben automatisieren können – vom Kundensupport über effizientere Code-Entwicklung bis hin zum Marketing. Die dadurch erzielten Einsparungen geben wir direkt an unsere Kunden weiter.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Ich würde nicht sagen, dass etwas “wirklich schief” gelaufen ist, aber wir hätten ein besseres Gleichgewicht zwischen unserer Vision und dem Tagesgeschäft finden können. Wir haben großen Wert darauf gelegt, agil und flexibel zu bleiben, doch rückblickend erkennen wir, dass wir unsere Vision früher und konsequenter in unsere tägliche, monatliche und vierteljährliche Planung hätten einfließen lassen können.
Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Agil und flexibel zu sein. Mit Corona, der Energiekrise, den sich ändernden makroökonomischen und geopolitischen Trends haben wir uns dort angepasst, wo viele andere Wettbewerber und Startups in anderen Branchen versagt haben.
Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer:innen mit auf den Weg?
“Früh und oft auf den Markt bringen” ist ein Ratschlag, der viel zu selten beachtet wird. Niemand wird sich später an das genaue Launch-Datum erinnern – weder die Presse noch die Nutzer. Wichtiger ist, dass euer Produkt so früh wie möglich in die Hände der Nutzer gelangt, damit ihr es gemeinsam mit eurer Zielgruppe weiterentwickeln und optimieren könnt. Nur so entsteht ein wirklich perfektes Produkt.
Wo steht Ostrom in einem Jahr?
Wir werden noch mehr Smart Meter bei unseren Kunden installieren, mehr Nutzer in unser virtuelles Kraftwerk integrieren und unseren Kundenstamm weiter ausbauen. Unser Ziel ist es, der intelligenteste Energieversorger Deutschlands zu sein.
Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag aus? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.