#Interview
“Unsere Software funktioniert wie ein Übersetzer”

Das Berliner Startup Enapi, 2024 von Jakob Kleihues, Dennis Laumen und Leo Lerach ins Leben gerufen, positioniert sich als Transaktionsbroker für die EV-Ladeindustrie. Dabei vernetzt das Team “Charge Point Operators (CPOs) und eMSPs, um das Ladeerlebnis für Fahrer zu verbessern und ein einheitliches Ladenetzwerk zu ermöglichen”. Investoren wie Voyager Ventures, Project A, Seedcamp und Co. investierten bereits rund 10 Millionen in das Unternehmen, das zuletzt 11 Mitarbeitende beschäftigte.
Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Gründer Kleihues einmal ganz ausführlich über den Stand der Dinge bei Enapi.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Enapi erklären?
Stell dir vor, du fährst mit deinem Elektroauto zum Einkaufen und willst an einer Ladesäule aufladen. Aber die Ladesäule funktioniert nicht, die Abrechnung ist falsch oder du kannst nicht laden, weil sie gerade gewartet wird. Das passiert, weil es viele verschiedene Unternehmen gibt, die in diesem Prozess eingebunden sind, aber deren Systeme oft nicht richtig miteinander kommunizieren. Dadurch entstehen Missverständnisse und Probleme, die auch beim Endverbraucher ankommen. Was wir bei Enapi tun, ist, mit diesen Unternehmen zusammenzuarbeiten und ihre Systeme zu verbinden – durch unsere Software, die wie ein Übersetzer funktioniert und dafür sorgt, dass alle miteinander kommunizieren können. Wir sind das einzige Unternehmen, das diese Lösung kostenlos anbietet. Dadurch wird sichergestellt, dass alles reibungslos läuft, keine Missverständnisse mehr aufkommen und du überall einfach und zu fairen Preisen laden kannst. So musst du dich nicht mit verschiedenen Apps oder Anbietern herumschlagen, und alles läuft schnell, einfach und zuverlässig.
War dies von Anfang an Euer Konzept?
Von Anfang an hatten wir die Vision, eine Lösung zu entwickeln, die die Ladeinfrastruktur für Elektroautos vereinheitlicht und den Zugang zu Ladepunkten vereinfacht. Doch als wir tiefer in den Markt eintauchten, stellten wir fest, dass der wahre Engpass nicht nur in der Technik, sondern auch in der fehlenden Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Marktakteuren liegt. CPOs (Charge Point Operators) und EMPs (E-Mobility Service Providers) arbeiten oft in Silos, was zu enormem Aufwand und Ineffizienz führt. Das haben wir erkannt und unser Modell angepasst: Wir haben Enapi als zentrale Plattform entwickelt, die diese Verbindungen erleichtert. Unsere Plattform ermöglicht es den Akteuren, sich einmal mit uns zu verbinden und dann nahtlos miteinander zu kommunizieren, ohne weitere technische Integrationen vornehmen zu müssen. Heute bieten wir eine Infrastruktur, die Interoperabilität und Zusammenarbeit zwischen allen Marktteilnehmern ermöglicht.
Wie hat sich Enapi seit der Gründung entwickelt?
Seit der Gründung Anfang 2024 hat sich Enapi sehr schnell entwickelt. Unsere Plattform wächst rasant, mit mehr als 350.000 Ladepunkten, die bereits an unser System angeschlossen sind. In weniger als sechs Monaten konnten wir Partnerschaften mit acht der zehn größten eMobility Service Providers (eMSPs) in Europa etablieren.
Was war zuletzt das Highlight bei Euch?
Das größte Highlight war der Abschluss unserer Seed-Finanzierungsrunde, bei der wir 7,5 Millionen Euro eingesammelt haben. Dieser Meilenstein zeigt nicht nur das Vertrauen unserer Investoren in unser Team und unsere Lösung, sondern auch, dass der Markt auf unsere Vision reagiert.
Wie seid Ihr mit euren Investor:innen in Kontakt gekommen?
Unsere Investoren, darunter Project A und Seedcamp, sind ein wichtiger Teil unserer Reise. Durch meine Erfahrung als VC und meine Zeit bei Bonnet hatte ich das Glück, ein starkes Netzwerk in der Elektromobilitätsbranche aufzubauen. Als wir mit Enapi starteten, wandten wir uns gezielt an Investoren, die unsere Vision teilen und die Branche aktiv verändern möchten. Unsere Partnerschaft mit Project A und Seedcamp war ein entscheidender Schritt, um das nötige Kapital zu sichern und unser Unternehmen auf die nächste Stufe zu heben. Sie erkannten schnell das Potenzial unserer Plattform und den Bedarf an einer Lösung, die die Interoperabilität im Markt verbessert.
Wo steht Enapi in einem Jahr?
In einem Jahr sehen wir Enapi als führende Plattform im Bereich der Interoperabilität für die Elektromobilität. Unsere Vision ist es, eine Welt zu schaffen, in der jeder Elektrofahrzeugbesitzer problemlos überall und zu fairen Preisen laden kann – unabhängig vom Land oder Anbieter. Wir werden weiterhin die Ladeinfrastruktur in Europa und darüber hinaus ausbauen, neue Partnerschaften knüpfen und unsere Technologie weiter verfeinern. Unser Ziel ist es, die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Marktteilnehmern so zu optimieren, dass Ladepunkte nicht nur zugänglich, sondern auch zuverlässig und kostengünstig sind. Die Branche wird sich zunehmend auf die Plattform als Standard verlassen, und wir möchten eine Schlüsselrolle in dieser Entwicklung spielen.
Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag aus? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.