#Interview
“Mittlerweile ist das B2B-Geschäft unser klarer Fokus”

Das Neusser Startup ScrapBees, das unter dem Markennamen Schrottbienen unterwegs ist, kümmert sich um das Recycling von Altmetall. NRW.BANK, EIT RawMaterials, BonVenture und Business Angels investierten zuletzt 4 Millionen Euro in das Unternehmen, das 2020 von Florian Kriependorf, Sebastian Kopsan und Thilo Hamm gegründet wurde. BonVenture, Faraday Venture Partners, Cohors Fortuna Capital und Co. investierten zuvor bereits 2,3 Millionen in ScrapBees. Rund 60 Mitarbeitende wirken derzeit für die Jungfirma.
Im Interview mit deutsche-startups.de sprechen die ScrapBees-Gründer Thilo Hamm und Florian Kriependorf einmal ausführlich über den Stand der Dinge in ihrem Unternehmen.
Wie würdest Du Deiner Großmutter ScrapBees erklären?
Hamm: Wir übernehmen das Recycling von Schrott für Handwerker, Betriebe und Privatpersonen. Unser Team kommt mit unseren BeeVans direkt auf die Baustelle, in die Werkstatt oder nach Hause. Vor Ort analysieren, sortieren und wiegen wir das Material und verladen es direkt in unsere Fahrzeuge. Alle Informationen zum abgegebenen Material werden digital erfasst und landen dann direkt beim Kunden im E-Mail-Postfach. Das bringt Transparenz, Kunden müssen keinen Container mieten und nichts selbst schleppen. Darüber hinaus bieten wir weitere Services an. Zum Beispiel transportieren wir die neue Heizung in den Keller und entsorgen noch gleich den anfallenden Papier- und Plastikmüll. Fachkräfte können sich somit auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren und müssen weder schleppen noch selber zum Entsorgungshof fahren.
War dies von Anfang an Euer Konzept?
Hamm: Zu Beginn haben wir gleichermaßen auf Baustellen und bei Privatpersonen Altmetall abgeholt. Wir haben dann aber schnell erkannt, dass bei den Menschen zuhause nur etwa alle drei Jahre neuer Schrott entsteht und wir damit kein dauerhaftes Problem lösen. Im B2B-Bereich, insbesondere bei Handwerksbetrieben, sieht das jedoch ganz anders aus. Hier bieten wir echte Entlastung, indem wir nicht nur alte Heizungen abholen, sondern auch neue in den Keller tragen und auf Wunsch bei weiteren Arbeiten auf der Baustelle unterstützen. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist das eine erhebliche Hilfe für Handwerksbetriebe. Mittlerweile ist das B2B-Geschäft unser klarer Fokus.
Wie hat sich ScrapBees seit der Gründung entwickelt?
Kriependorf: Wir sind ein Team von rund 60 großartigen Kolleginnen und Kollegen. Wir haben ScrapBees 2020 zu dritt gegründet. Thilo Hamm, Ingenieur und MBA, verantwortet bei uns das B2B-Geschäft. Sebastian Kopsan, ein erfahrener Softwareentwickler, hat die Plattform für unseren digitalen Schrottplatz maßgeblich programmiert. Ich bringe meine Expertise aus der Recyclingbranche ein, sorge für saubere Stoffströme und stelle sicher, dass die Servicequalität im ‚dezentralen Schwarm‘ hoch bleibt. Darüber hinaus bin ich als Rechtsanwalt im Team für alle Themen rund um Genehmigungen und Dokumentationspflichten zuständig. Wir haben unseren Wirkungskreis stetig erweitert, sind mittlerweile mit knapp 30 BeeVans in allen großen deutschen Metropolregionen unterwegs und bedienen über 900 Geschäftskunden, wovon rund 400 aus dem SHK-Bereich kommen.
Was war zuletzt das Highlight bei Euch?
Hamm: Führende Heizungsbauunternehmen und Branchengrößen wie Vaillant und der GC-Gruppe sind Partnerschaften mit uns eingegangen! Das hat uns als Team gezeigt, dass wir vieles richtig machen und wie nötig unser Service in der Heizungsbranche ist.
Blickt bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Kriependorf: Die Ergebnisse haben lange Zeit nahegelegt, dass wir unser Geschäft mit Online-Marketing skalieren können. Im B2B-Bereich reicht das allerdings nicht. Wir arbeiten mittlerweile klassisch mit Außendienstlern zusammen und sind bei den Handwerkern vor Ort präsent.
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?
Kriependorf: Ein Heizungsmonteur, der zu einem großen, überregionalen Arbeitgeber wechselte, war so überzeugt von unseren Leistungen, dass er uns dort direkt weiterempfohlen hat. Mittlerweile betreuen wir dieses Unternehmen bundesweit. Auch bei anderen Kunden haben wir auf diese Weise neue Partnerschaften aufgebaut. Solche Weiterempfehlungen zeigen uns, dass wir unsere Arbeit gut machen und Vertrauen schaffen.
Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer:innen mit auf den Weg?
Hamm: Löst die relevanten Probleme eurer Kunden. Nur so ist dieser auch bereit für den Service oder das Produkt zu zahlen.
Wo steht ScrapBees in einem Jahr?
Hamm: In einem Jahr sind wir einen großen Schritt weiter, das Rückgrat der Wärmewende zu werden. Neben dem SHK-Handwerk entlasten wir in einem weiteren Gewerk die Fachkräfte. Bis 2030 wollen wir eine Million Baustellen bedient haben. Das ist ambitioniert, aber wenn man sich den Markt anschaut, relativiert sich das schnell. Wenn jährlich in Deutschland 500.000 Wärmepumpen installiert werden sollen, entsteht dabei jedes Mal etwa 300 Kilogramm Altmetall. Gleichzeitig kämpft die Branche mit einem Mangel an Fachkräften, und den Betrieben fehlt oft die Zeit, alte Anlagen aus Kellern zu entfernen und zu recyceln. Genau hier kommen wir ins Spiel und entlasten effektiv direkt auf den Baustellen.
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