#Gastbeitrag

Die Talsohle ist durchschritten – kommt 2025 die nächste Startup-Rallye?

Die Talsohle bei der Startup-Finanzierung ist durchschritten. Wie nachhaltig dieser Geländegewinn für die deutsche Startup-Landschaft ist, wird sich in den kommenden Monaten und Jahren weisen. Global stehen die Chancen für eine neue Rallye im Jahr 2025 aber keineswegs schlecht.
Die Talsohle ist durchschritten – kommt 2025 die nächste Startup-Rallye?
Dienstag, 18. Februar 2025VonTeam

Gute Nachrichten für Gründerinnen und Gründer: Die Talsohle bei der Startup-Finanzierung ist durchschritten. Das lässt sich mit einiger Sicherheit am Anfang des Jahres 2025 feststellen. So erreichte das globale Funding-Volumen im vergangenen Jahr insgesamt 314 Milliarden US-Dollar – eine große Zahl, wichtiger aber noch: endlich wieder ein Zuwachs. Immerhin 3 Prozent mehr Kapital als im Tiefpunkt-Jahr 2023 haben Startups eingesammelt. Der Negativtrend scheint somit endlich gebrochen.

AI-Boom mit Blasengefahr

Dieser Zuwachs ist jedoch allen voran einem Sektor zu verdanken: der Künstlichen Intelligenz. Mit 100 Milliarden US-Dollar entfiel fast ein Drittel des Gesamtvolumens auf AI-Startups – ein Anstieg von über 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Prominente Beispiele sind hier etwa die Milliardenrunden von OpenAI, xAI oder Databricks. Und doch gibt es erste Anzeichen, dass der AI-Hype in naher Zukunft an Grenzen stoßen könnte: Jüngst sorgte etwa das chinesische AI-Startup DeepSeek mit seinem Open-Source-Sprachmodell für Aufsehen, das in ersten Tests mit ChatGPT konkurrieren kann und  angeblich nur einen Bruchteil der Entwicklungskosten verschlingt. Eine Entwicklung, die – sollte sie sich bestätigen – Zweifel an der extrem hohen Bewertung vieler AI-Startups säen dürfte. Ein weiteres Indiz für einen nahenden Höhepunkt des AI-Hype: Die Anzahl der Seed-Runden und auch das Gesamtvolumen von Seed-Finanzierungen von AI-Startups sind zuletzt rückläufig gewesen.

Deutschland liegt erstaunlicherweise über dem Trend

Nun erwartet man bei einem genaueren Blick auf den deutschen Markt mittlerweile fast automatisch, dass die Lage hierzulande angespannter, fragiler oder sonstwie schwieriger ist als im globalen Vergleich – und liegt hier zumindest beim Thema Startup-Finanzierung erstaunlicherweise ziemlich falsch. Denn wir erleben in Deutschland aktuell aller wirtschaftlichen Unsicherheiten zum Trotz  ein überraschendes Wachstum von 11 Prozent bei Neugründungen. Mehr noch: Deutsche Startups haben 2024 satte 17 Prozent mehr Kapital eingesammelt als im Vorjahr – und heben sich damit signifikant positiv vom globalen Trend ab. Ebenfalls spannend ist der Blick auf die regionalen Startup-Cluster: Laut Startup Barometer liegt Bayern hier mit Blick auf das eingeworbene Wagniskapital erstmals vor Berlin.

Weitere Erholung in 2025 wahrscheinlich 

Wie nachhaltig dieser Geländegewinn für die deutsche Startup-Landschaft ist, wird sich in den kommenden Monaten und Jahren zeigen. Global stehen die Chancen für eine neue Rallye im Jahr 2025 aber keineswegs schlecht. Das implizieren nicht nur die positiven Zahlen aus dem Q4 des letzten Jahres, in dem Startups weltweit so viel Geld wie zuletzt vor der Krise 2022 einsammeln konnten, sondern auch die Hoffnung auf weitere Zinssenkungen im Verlauf des Jahres. Auch der Hype um Zukunftstechnologien wie AI und Robotik, aber auch Quantum Computing, wo sich die VC-Investments zuletzt verdoppelt haben, dürfte sich insgesamt eher weiter fortsetzen und somit für steigende Investitionen sorgen.

Trump als Fragezeichen – DefenseTech als Wachstumssektor

Spannend wird sein, wie sich die zweite Amtszeit von Donald Trump auf die Startup-Finanzierung auswirkt. Seine protektionistische Wirtschaftspolitik dürfte europäischen Startups den Zugang zum US-Markt erschweren – sei es durch höhere Hürden für Kapital und Expansion oder eine gezielte Bevorzugung amerikanischer Unternehmen. Gleichzeitig wächst der Druck auf Europa, eigene Innovations- und Kapitalstrukturen zu stärken. Besonders in strategischen Bereichen wie KI, Halbleitern und DefenseTech könnte das zu verstärkten politischen und finanziellen Anreizen führen, um Abhängigkeiten von den USA zu reduzieren. Insbesondere die Verteidigungstechnologie könnte dabei der nächste Wachstumssektor werden: Europas Verteidigungsbudgets steigen rasant, und mit Unternehmen wie Helsing wird DefenseTech zunehmend auch für private Investoren attraktiv. Dass Wagniskapital hier bereits verstärkt fließt, zeigt das Rekordniveau der Investments in diesem Bereich im Jahr 2024 – ein Trend, der sich mit Trumps Rückkehr ins Weiße Haus wohl weiter beschleunigen dürfte.

Über den Autor
Nils Langhans ist Geschäftsführer der Strategieberatung KAUFMANN / LANGHANS. Er berät Startups beim Fundraising und bei der Entwicklung ihrer Equity Story – von der Pre-Seed- bis zur Later-Stage-Finanzierung.

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