#Interview

DiaMonTech – und die Blutzuckermessung funktioniert ohne Nadelstich

Bereits seit 2015 setzt das Team von DiaMonTech auf die nicht-invasive Überwachung von Blutzucker. In den vergangenen Jahren flossen bereits rund 25 Millionen Euro in das Berliner HealthTech-Unternehmen - unter anderem von Samsung.
DiaMonTech – und die Blutzuckermessung funktioniert ohne Nadelstich
Montag, 17. Februar 2025VonAlexander

Die Berliner Firma DiaMonTech, 2015 von Thorsten Lubinski und Werner Mäntele gegründet, setzt auf die nicht-invasive Überwachung von Blutzucker. “Unsere Technologie wird durch über 100 Patente in allen wichtigen Märkten geschützt und wir haben bereits Nachfragen von Distributoren, die bis zu 100.000 Geräte jährlich verkaufen wollen”, sagt Gründer Lubinski. Das Berliner Family Office Moll Family investierte zuletzt eine siebenstellige Summe in das Unternehmen. Insgesamt flossen bereits rund 25 Millionen Euro in DiaMonTech.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Gründer Lubinski einmal ausführlich über den Stand der Dinge bei DiaMonTech.

Wie würdest du deiner Großmutter DiaMonTech erklären?
Wir haben ein medizinisches Gerät entwickelt, mit dem du deinen Blutzucker messen kannst, ohne dich stechen zu müssen. Was für die meisten Menschen ein gelegentlicher Pieks beim  jährlichen Gesundheitscheck ist, ist für Menschen mit Diabetes eine tägliche Notwendigkeit – und dafür bieten wir eine schmerzfreie, einfache und präzise Lösung. Wir entwickeln ein  kleines Gerät (D-Pocket), das etwas größer als ein Handy ist. Du legst einfach deinen Finger  oder dein Handgelenk auf unseren Sensor, wartest ein paar Sekunden und schon siehst du  deinen Blutzuckerwert – nicht-invasiv und ohne Schmerzen.

War dies von Anfang an euer Konzept?
Unser grundlegendes Ziel – nicht-invasive Blutzuckermessung als Medizinprodukt auf den  Markt zu bringen – hat sich nie geändert. Doch der Weg dorthin hat sich mehrfach angepasst: Von der Form des Geräts über die Wahl der Laser-Technologie bis hin zur  Optimierung der Messgenauigkeit. Was einst ein Prototyp in Kühlschrankgröße an der Goethe Universität Frankfurt war, ist heute ein tragbares Gerät kurz vor der Zulassung und in  Zukunft Teil deiner Smartwatch.

Zuletzt konntet ihr Millionen einsammeln. Wie seid ihr mit euren Investor:innen in Kontakt  gekommen?
Wir haben von Anfang an stark auf Netzwerke gesetzt – sowohl auf persönlicher als auch auf  professioneller Ebene. Fachkonferenzen, Awards wie der Deep Tech Berlin Award oder der  Health-i Award und gezielte Präsentationen haben uns dabei geholfen, mit Investor:innen  wie Samsung oder der Investitionsbank Berlin ins Gespräch zu kommen. Wichtig war auch, dass wir unsere Technologie schon früh in klinischen Studien belegen konnten – das  unterscheidet uns von anderen Startups, die an einem nicht-invasiven Ansatz arbeiten. Eine nette Anekdote ist vielleicht, dass ein Patentanwalt, den wir um Hilfe bei den  Patentanmeldungen gebeten haben, das Thema so spannend fand, dass er als Business Angel mit eingestiegen ist. Ansonsten haben wir viele Klinken geputzt und viele Absagen erhalten, bevor wir unsere  Finanzierungsrunden abschließen konnten. Das war harte Arbeit und manchmal auch frustrierend. 

Wie hat sich DiaMonTech seit der Gründung entwickelt?
DiaMonTech wurde 2015 in Berlin gegründet. Wir sind mittlerweile ein agiles, motiviertes  Team aus 20 hochspezialisierten Menschen. Unsere Technologie wird durch über 100 Patente in allen wichtigen Märkten geschützt und wir haben bereits Nachfragen von Distributoren, die bis zu 100.000 Geräte jährlich verkaufen wollen. Mit weltweit 530 Millionen Menschen, die mit Diabetes leben, ist die Nachfrage für unsere nicht-invasive Lösung sehr  groß. Ich habe schon einige Startups gegründet, nicht-invasive Blutzuckermessung ist das  erste, bei dem wir überhaupt kein Problem mit der Nachfrage haben.

Was war zuletzt das Highlight bei euch?
Unser großes Highlight in 2024 war die erfolgreiche Durchführung einer klinischen Studie,  bei der wir gezeigt haben, dass wir eine vergleichbare Genauigkeit wie andere (invasive) Messmethoden haben. Die Daten werden gerade publiziert und wir bekommen dadurch viel  Aufmerksamkeit. Darüber hinaus sind wir sehr stolz, dass wir den Health-i Award und den Deep Tech Berlin  Awards gewinnen konnten. Diese Anerkennungen zeigen uns, dass wir mit unseren  Fortschritten wahrgenommen werden. Nicht-invasive Blutzuckermessung ist ein komplexes  und kompliziertes Thema, an dem schon viele Startups gescheitert sind, insofern sind die  Preise eine willkommene Anerkennung, die wir natürlich intern im Team gebührend feiern.  Wir werden bei solchen Veranstaltungen auch immer von Betroffenen und Angehörigen  angesprochen, die uns versichern, dass unsere Technologie einen echten Unterschied im Leben von Menschen mit Diabetes macht.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Bei einer unserer ersten Finanzierungsrunden ist uns ein namhafter Investor praktisch am Tag des Notartermins abgesprungen. Das war sehr frustrierend, glücklicherweise hat ein  anderer Investor das Ticket dann einfach übernommen. Später ist uns dann mal eine Demo von unserem Gerät richtig um die Ohren geflogen, weil wir unbedingt kurz vorher noch ein Software-Update aufspielen mussten und dann während  den Testmessungen nur Fehler bekamen. Lustigerweise fand der Investor das ganz gut, weil  er so sicher sein konnte, dass wir wirklich was messen und nicht nur vordefinierte Messergebnisse anzeigen. Mit einem Austauschgerät lief es dann auch einigermaßen rund. Das größte Problem bei der Hardwareentwicklung sind aber grundsätzlich die langen Iterationszyklen. Wenn du was falsch machst, reicht es nicht, ein paar Zeilen Code zu  ändern, sondern es ist immer zeitraubende, manuelle Arbeit notwendig.

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Wir haben uns von Anfang an auf die klinische Validierung unserer Technologie konzentriert und mit wissenschaftlicher Genauigkeit und Offenheit gearbeitet. Dadurch konnten wir das  Vertrauen von Investor:innen, Expert:innen und Partner:innen nachhaltig gewinnen. Außerdem haben wir früh eine Community aus potenziellen Nutzer:innen aufgebaut, die uns  regelmäßig Rückmeldung geben und uns helfen, die Technologie auf die Bedürfnisse von  Menschen mit Diabetes abzustimmen.

Welchen generellen Tipp gibst du anderen Gründer:innen mit auf den Weg?
Geht große Probleme an – die lohnen sich! Und vergesst nicht, frühzeitig mit eurer  Zielgruppe in Kontakt zu treten. Baut ein Netzwerk auf, bleibt flexibel und seid bereit, euren  Plan anzupassen. Vor allem aber: Hört auf euer Bauchgefühl. Auch wenn der Rat von außen  oft gut gemeint ist, ihr müsst die Entscheidung am Ende verantworten und nicht jeder Rat  passt auf eure Situation. Was nicht heißt, dass ihr beratungsresistent werden sollt.

Wo steht DiaMonTech in einem Jahr?
In einem Jahr sind wir in den Zulassungsprozessen für unsere Geräte und können dann  hoffentlich zügig erste Pilotprojekte mit Krankenkassen starten. Parallel dazu arbeiten wir  daran, unsere Technologie weiter zu miniaturisieren – mit der Vision, einen Sensor für eine Smartwatch zu entwickeln, der den Blutzucker kontinuierlich misst.

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Foto (oben): DiaMonTech

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.