Von Team
Freitag, 7. Februar 2025

“Gründen kann zur Sucht werden”

Gründeralltag - gibt es das überhaupt? "Für mich ist Kommunikation der wichtigste Teil des Gründungsalltags", ist sich Sabrina Seltmann von Lybbie sicher. "Oft entscheidet die Kommunikation, wie schnell und gut ein Problem gelöst wird."

Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Dieses Mal antworten Sabrina Seltmann und Christin Brutsche von LybbieDas Startup aus Konstanz möchte sich als “Alternative zur Wegwerf-Windel” etablieren. 

Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Seltmann: Unbedingt mit einem Kaffee. Für mich ist ein entspanntes Frühstück unglaublich wichtig, um optimal in den Tag zu starten und alle Tasks konzentriert und effizient bearbeiten zu können
Brutsche: Für mich startet der Tag mit einem ersten Blick auf meine Prio-Liste und meinen Kalender. So kann ich am besten einschätzen, welche Themen bei mir auf der Agenda stehen und wie ich mir meine Zeit am besten einteilen kann.

Wie schaltest Du nach der Arbeit ab?
Seltmann: Da unsere Tage oft bis in die Nacht gehen, gibt es zwischen Ende des Arbeitstages und Beginn des neuen Arbeitstages häufig keine freie Zeit. Im Idealfall sitzen Christin und ich abends gerne auf der Couch und unterhalten uns, oder ich schaue mir Netflix Filme an.
Brutsche: Schwierig zu sagen, da mein Kopf immer voller Ideen ist. Deswegen liegt auch mein Notizbuch meist in meiner Nähe, um die Gedanken und Ideen gleich aufzuschreiben.

Was über das Gründer:innen-Dasein hättest Du gerne vor der Gründung gewusst?
Seltmann: Ich liebe Herausforderungen und neue Situationen, weshalb es für mich keine “bösen” Überraschungen gab, sondern vielmehr spannende Situationen, die es zu lösen gilt.
Brutsche: Gründen kann zur Sucht werden. Ich konnte mir vorher schon grob ausmalen, dass der Job als Gründerin vielfältig sein kann, aber so divers hätte ich es mir nicht vorgestellt. Und: Im Jahr 2024 zieht man nicht nur eine Firma auf, sondern bekommt den Need zur (Selbst)vermarktung gleich mit.

Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstest?
Brutsche: Klar gibt es immer wieder mal größere, mal kleinere Hürden, nicht umsonst ist Problemlösungskompetenz meiner Meinung nach eines der wichtigsten Skills, die ein:e Gründer:in mitbringen muss. Insbesondere stechen aber als Herausforderung die 40+ Prototypen heraus, die wir auf dem Weg bis zum finalen Produkt gemeistert haben.

Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Seltmann: Bei Lybbie fokussieren wir uns ungern auf Fehler, sondern eher auf Learnings, die zukünftige Herausforderungen vereinfachen können. Zusätzlich dazu reflektieren wir unsere Herangehensweise und Aktionen konstant und passen diese dementsprechend an, so dass bisher glücklicherweise keine “großen Fehler” entstanden sind. Eines unserer größten Learnings allerdings ist Präsenz und Gesicht zu zeigen. Sowohl offline als auch online. Ich präferiere in der Regel Anonymität vor allem auf Social Media, durch Lybbie allerdings ist es notwendig, dass wir uns und unser Leben teilweise öffentlich präsentieren.
Brutsche: So richtig große Fehler sehe ich auch nicht. Einmal standen wir auf einer Consumer Messe in der Nähe eines Bratwurststandes – das war natürlich nicht so optimal für unsere Windeln. Ansonsten kleinere “Fails” passieren – da heißt es schnell Learnings ableiten und insbesondere auf ein starkes Netzwerk aus Menschen mit Erfahrung setzen, sodass viele Fehler erst gar nicht auftreten.

Wie findet man die passenden Mitarbeiter:innen für sein Startup?
Seltmann: Wir suchen nach begeisterungsfähigen Personen mit Visionen.
Brutsche: Von den richtigen Personen hört man.

Welchen Tipp hast Du für andere Gründer:innen?
Seltmann: Für mich ist Kommunikation der wichtigste Teil des Gründungsalltags. Nicht nur gilt es, eine Kommunikationsstrategie mit allen Teammitgliedern zu finden (hallo Missverständnisse), sondern auch bei Problemen und Herausforderungen im Gründungsalltag die Kommunikation nicht hinter die Problemlösung zu stellen. Oft entscheidet die Kommunikation mit allen involvierten Personen, wie schnell und gut ein Problem gelöst wird und die Kommunikation nach außen sowie der öffentliche Umgang mit Herausforderungen, wie eine Brand wahrgenommen wird.
Brutsche: Rückwärts denken, nämlich aus Endkonsument:innenperspektive. Nur wenn es einen wirklichen Need gibt, dann macht ein Produkt oder Service Sinn.

Ohne welches externe Tool würde dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Brutsche: LexOffice für mehr Effizienz bei der Buchhaltung.

Wie sorgt ihr bei eurem Team für gute Stimmung?
Seltmann: Am einfachsten bei einem entspannten, gemeinsamen Frühstück und durch eine wertschätzende Kommunikation. Das Office-Kleinkind sorgt außerdem regelmäßig für sehr gute Stimmung. Generell sind aber alle unsere Team-Mitglieder ganz wundervolle Personen mit großartigen Persönlichkeiten. Da fällt die gute Stimmung sehr leicht.
Brutsche: Wir sind einfach eine Truppe super lieber Herzensmenschen – jeder passt super rein und da macht die Zusammenarbeit am meisten Spaß.

Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Brutsche: Als unsere Markenrechtsanwälte 24 Stunden vor dem Gründungstermin beim Notar anriefen und meinten, wir können unsere Firma nicht auf den geplanten Namen anmelden. Dieser wäre nämlich eine Pornoplattform in Frankreich.

Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag aus? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.

Foto (oben): Lybbie