“Wir können aktuell wirklich großartige Mitarbeiter gewinnen”
Das Kölner Startup joviva arbeitet “am digitalen Sanitätshaus der Zukunft”. “Unsere Vision ist es, die Hilfsmittelbeschaffung attraktiv und unkompliziert zu gestalten”, sagt Gründer Daniel Hölper. Zunächst fokussiert sich das Team auf dem Onlineshop und Freiverkaufsartikel. “Sollte sich die gesetzliche Lage zu Abgabeverpflichtungen in Deutschland verändern, sodass wir zukünftig auch online über das E-Rezept versorgen dürfen, werden wir auch darauf vorbereitet sein”, führt Hölper aus.
Im Interview mit deutsche startups stellt der joviva-Macher seine Idee einmal ganz ausführlich vor.
Wie würdest Du Deiner Großmutter joviva erklären?
Liebe Oma, wir arbeiten daran, dass du einen Teil deiner benötigten Hilfsmittel schon bald im Internet bestellen kannst. So musst du weniger telefonieren und sparst dir lange Wege. Außerdem kannst du deine Termine dank joviva zukünftig online vereinbaren, dich rund um die Uhr beraten lassen und ein Sanitätshaus direkt in deiner Nähe finden.
Wie wollt Ihr Geld verdienen, also wie genau funktioniert euer Geschäftsmodell?
Wir werden uns zum Start auf den Onlineshop sowie Freiverkaufsartikel fokussieren. Sollte sich die gesetzliche Lage zu Abgabeverpflichtungen in Deutschland verändern, sodass wir zukünftig auch online über das E-Rezept versorgen dürfen, werden wir auch darauf vorbereitet sein. Wir sammeln darüber hinaus viele Daten, werten diese aus und arbeiten an Automatisierungsprozessen. Diese Daten sind sowohl für Hersteller, aber auch Sanitätshäuser von großem Interesse.
Wie ist die Idee zu joviva entstanden?
Ulf Doster, Vorstand der Sanitätshaus Aktuell AG, fasste folgenden Gedanken: In den nächsten fünf bis zehn Jahren wird es durch den demografischen Wandel 50 Prozent mehr Patienten in Deutschland geben, die immer digitaler werden. Also wurde ihm schnell klar, dass die Sanitätshausbranche sich neu erfinden muss. Ulf sprach mich an, ob ich nicht zur Sanitätshaus Aktuell AG kommen möchte und wir gemeinsam etwas neues innerhalb der Gruppe aufbauen wollen. Ich habe dann direkt im Anschluss vier Monate am Patienten gearbeitet, um Markt und Zielgruppe zu verstehen und daraufhin haben wir gemeinsam Vision sowie Strategie für joviva.de entwickelt.
Was waren die größten Herausforderungen, die Ihr bisher überwinden musstet?
Unsere größte Herausforderung ist die digitale Transformation: Bei der Sanitätshausbranche sprechen wir von einer sehr traditionellen, familiengeführten Branche, wo viele Betriebe heute noch sehr analog arbeiten. Für einen Orthopädietechnikermeister ist die Digitalisierung daher wenig greifbar, insbesondere wenn noch nichts live ist. Daher gehen wir hier in den Onboardings stark in die Kommunikation und versuchen die Mehrwerte aufzuzeigen.
Welches Projekt steht demnächst ganz oben auf eurer Agenda?
Wir werden im Jahr 2025 an einem Meta Layer arbeiten, um die Daten aus den jeweiligen Branchensoftwarelösungen der Sanitätshäuser zu erhalten, um verschiedene Services und Automatisierungen anbieten zu können. Hinzu kommt der Aufbau des Onlineshops und vieles mehr.
Wo steht joviva in einem Jahr?
Wir verfolgen unser klares Ziel, die bekannteste Plattform für Hilfsmittel in Deutschland zu werden. Dort stehen wir sicherlich noch nicht in einem Jahr, werden aber einen großen Schritt in diese Richtung vollzogen haben.
Reden wir über Köln. Wenn es um Startups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was macht den Reiz der Startup-Szene in Köln aus?
Wir fühlen uns sehr wohl in Köln. Wir sitzen in den Design Offices am Media Park und können uns hier voll auf unser Geschäft konzentrieren. Dazu haben wir mit einer Stunde Fahrtzeit die Nähe zu unserem Mutterunternehmen und zwei Flughäfen in der Nähe, die so ziemlich alles bedienen, was wir aktuell benötigen.
Was ist in Köln einfacher als in Berlin – und umgekehrt?
Ich habe den Eindruck, dass die Startup-Szene in Berlin ein sehr dicht besetztes und lebendiges Umfeld ist. Aus meinen Erfahrungen in Köln kann ich sagen: Wir können aktuell wirklich großartige Mitarbeiter für die jeweiligen Positionen gewinnen, ohne Headhunter einzuschalten. So haben wir das Glück, dass es menschlich und fachlich ein “Perfect Match” ist.
Zum Schluss hast Du drei Wünsche frei: Was wünscht Du Dir für den Startup-Standort Köln?
Wir sind sehr happy am Standort Köln, sodass ich gar nicht sagen könnte, was uns fehlt. Ein bisschen mehr Lobbyarbeit seitens der Politik könnte ich mir gut vorstellen: Frau Recker (Oberbürgermeisterin), Sie sind jederzeit herzlich eingeladen in den Design Offices am Mediapark in Köln. Bei unserem großen Live-Event haben wir sie schmerzlich vermisst.
Durchstarten in Köln – #Koelnbusiness
In unserem Themenschwerpunkt Köln werfen wir einen Blick auf das Startup-Ökosystem der Rheinmetropole. Wie sind dort die Voraussetzungen für Gründer:innen, wie sieht es mit Investitionen aus und welche Startups machen von sich reden? Mehr als 550 Startups haben Köln mittlerweile zu ihrer Basis gemacht. Mit zahlreichen potenziellen Investoren, Coworking-Spaces, Messen und Netzwerkevents bietet Köln ein spannendes Umfeld für junge Unternehmen. Diese Rubrik wird unterstützt von der KölnBusiness Wirtschaftsförderung. #Koelnbusiness auf LinkedIn, Facebook und Instagram.